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Zorn der Meere

Zorn der Meere

Titel: Zorn der Meere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Falconer,Colin
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befindet sich eine betörende junge Dame«, begann er. »Ihr Name ist Lucretia van der Mylen. Sie ist gebildet und stellt sich als äußerst liebenswürdig dar -«
    »Das heißt, sie hat ihn rangelassen«, unterbrach ihn ein Soldat lüstern grinsend, woraufhin andere sich anzüglich zwischen den Schenkeln rieben, Schnalzlaute von sich gaben und durch die Zähne pfiffen.
    Jeronimus hob die Hand und fuhr fort: »Ich versuche, ihr den Reiz des Ostens begreiflich zu machen -«
    »Also hat er sie auch von hinten besprungen«, gab die vorherige Stimme zum Besten.
    Die Männer wieherten und trampelten vor Vergnügen. Es bedurfte einer Weile, bis abermals Ruhe entstand.
    »- insbesondere die fremd anmutenden Sitten des indischen Kontinents -«
    An diesem Punkt sah Jeronimus sich gezwungen, seine Lektüre abzubrechen, da die Männer sich nun in den Ausschmückungen ihrer Fantasie nicht mehr zu lassen wussten und sich mit Beispielen gegenseitig überboten.
    Nachdem sie sich erneut gefasst hatten, nahm Jeronimus das Handbuch wieder auf.
    »Was ist mit dem siebenundzwanzigsten Tag des Mai?«, fragte Allert Janz. »Lest vor, was er da geschrieben hat!«
    Jeronimus blätterte zu der entsprechenden Stelle vor. »Noch immer weiß ich nicht, wer sich auf diese unaussprechliche Weise an Lucretia vergangen hat. Lediglich Jan Everts steht als einer der Schuldigen fest. Selbst der Unterkaufmann ist mit seinen Nachforschungen nicht weiter vorgedrungen.«
    Die Soldaten zollten Jeronimus lautstark Beifall.
    Jeronimus neigte dankend den Kopf.
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    »Ich verdächtige jedoch einige der Kanoniere«, las er weiter.
    »Unter ihnen ist ein Mann namens Allert Janz, ein überaus abstoßender Bursche -«
    »Was soll das?«, brüllte Allert. »Was gefällt ihm denn an mir nicht?«
    »Voll ins Schwarze getroffen«, gluckste einer seiner Kameraden.
    »Woher wusste er das überhaupt?«, empörte sich Allert.
    »Er sah es dir an.« Wieder ertönte schallendes Gelächter.
    »Was hat er danach geschrieben?«, murrte Allert.
    Jeronimus blätterte weiter, und während er ihnen Beispiele von Francois' Empörung wie ausgesuchte Leckerbissen darbot, krümmten sich die Männer vor Lachen.
    Hinterher schleuderte Jeronimus das Handbuch verächtlich auf den Boden und forderte die anderen auf, darauf zu urinieren.
    Danach überließen sich die Männer abermals ihrer Zerstörungswut.
    Jeronimus trieb sie weder an, noch beteiligte er sich an ihrem Tun, aber er griff auch nicht ein, um sie davon abzuhalten. Er beobachtete lediglich still lächelnd, was geschah. Nun gibt es für sie kein Zurück mehr, dachte er. Der Rest entwickelt sich ganz von selbst. Einer Frau, die sich schwängern lässt, schwillt der Bauch, und sie wird ein Kind gebären. Männern, die zu meutern begonnen haben, kocht das Blut, und es gelüstet sie nach Mord.

    Auf der Verräterinsel

    Nicht mehr als eine Meile von den Meuterern entfernt kauerte Francois vor einem kleinen Feuer und spähte zu der Batavia hinüber. Er erkannte ein winziges Licht, das aus dem Heck des Schiffes drang. Es sah aus, als käme es aus seiner Kajüte, und tanzte wie ein Leuchtkäfer in der Nacht.
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    Zwölf Kisten mit Silber! dachte Francois. Morgen früh muss ich als Erstes dorthin. Den Kadetten, die den Schatz der Companie bewachten, würde er seine Anerkennung aussprechen. Was er hingegen mit den betrunkenen Söldnern anstellen würde, wusste er noch nicht. Es ist eigentlich einerlei, sagte er sich. Sie werden über kurz oder lang um ihr Leben schwimmen, das dürfte als Strafe reichen.
    Ein Windstoß fuhr in die Flammen und drohte, das Feuerchen auszulöschen. Francois legte schützend die Hände über die Glut.
    Jedes Mal wenn der Wind nachließ, hoffte er, er möge sich gänzlich legen, anstatt Atem zu holen und abermals loszustürmen. Francois träumte von einem nächsten Tag mit Sonne und klarem Himmel, so dass er zu dem Wrack hinüberkäme, um das Silber zu retten. Danach, beschloss er, würden die Kadetten zur Felseninsel geschafft, und anschließend würde er Pläne machen und seine weiteren Schritte überlegen.

    Auf dem Wrack

    Die Soldaten waren hungrig geworden. Einige von ihnen schwankten in den Laderaum zurück, um nach trockenen Kisten mit Schiffszwieback zu fahnden.
    Der Gefreite Ryckert blieb an Deck zurück. Er sah, dass Dyrcks als Erster von unten auftauchte und sich mit einer Kiste abmühte. Der war auch bei der Geschichte mit der Kommandeurshure dabei gewesen, fiel Ryckert ein. Und er war ein

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