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Zorn der Meere

Zorn der Meere

Titel: Zorn der Meere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Falconer,Colin
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fünfzig Meilen von hier.«
    Womit er endlich zugegeben hätte, dass wir auf dem Houtmans Riff gestrandet sind, dachte Francois. Das Märchen von der Sandbank wäre damit erledigt. »Woher wisst Ihr das mit einem Mal so genau?«, konnte er dennoch nicht umhin zu fragen.
    Der Kapitän machte eine wegwerfende Geste. »Wir segeln zum Südland«, bestimmte er.
    »Ich werde mir das durch den Kopf gehen lassen«, sagte Francois.
    »So lange können wir nicht warten«, entgegnete Jacobs.
    Die Männer in der Runde lachten.
    Dieses Mal werden wir unseren Zwist nicht vor aller Augen und Ohren austragen, beschloss Francois. »Vielleicht klären wir das besser unter vier Augen«, schlug er vor.
    Francois und der Kapitän erhoben sich und taten ein paar Schritte zur Seite.
    »Ich weiß, was Euch beschäftigt«, murmelte der Kapitän. »Ihr seid nicht in der Lage, den Gedanken an die kostbare Fracht aufzugeben. Ich verstehe das sogar. Wenn Ihr wollt, bleibt hier.
    Da könnt Ihr mit reinem Gewissen sterben.«
    »Wenn Ihr mein Gewissen aus dem Spiel ließet, wäre ich Euch äußerst verbunden.«
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    »Liebend gern«, versetzte der Skipper. »Ohne Gewissen segelt es sich nämlich leichter.«
    Francois begegnete ihm mit einem strafenden Blick. Danach schaute er zum Himmel empor, wo sich dicke graue Wolken jagten. Der Wind schnitt ihm ins Gesicht. »Na gut«, willigte er schließlich ein. »Aber nur bis zum Südland. Dort wird nach Wasser gesucht, und danach kehren wir wieder um!«
    »Selbstredend«, versicherte der Skipper mit kaum verkennbarer Ironie.
    Francois warf abermals einen Blick zum Himmel. Du da oben siehst mir bis in meine düstere Seele, dachte er. Du und der Kapitän. Aber du, Herr, wirst mich wohl eines Tages richten, nicht er.

    sechster Tag des Juni im Jahre des Herrn, 1629
    Am ändern Morgen stachen sie in See. An Bord des Langbootes befanden sich nun siebenundvierzig Menschen, darunter zwei Frauen und ein drei Monate altes Kind. Das kleinere Beiboot zogen sie im Schlepptau leer hinter sich her.
    Francois hatte im Heck des Langbootes Platz genommen und brütete schweigend vor sich hin. Bisweilen wandte er sich um und schaute zurück zu einem winzigen Punkt, dem Wrack der Batavia. In solchen Momenten war es ihm, als ob sich bleischwere Steine auf seinen Magen senkten. Ich habe alles Erdenkliche getan, versuchte er sich zu beruhigen. Ich wäre sogar zurückgekehrt, um mit den Gestrandeten zu sterben. Trifft mich die Schuld, wenn es dem Kapitän an moralischer Stärke gebricht, um mit der gleichen Treue zu den Verlorenen zu halten? Oder hat er nicht vielleicht Recht, wenn er glaubt, es sei besser, das Südland anzusegeln? Oder aber gebe ich ihm aus den falschen Beweggründen Recht und mache mir etwas vor? Will
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    ich im Grunde meines Herzens nicht auch nur meine eigene Haut retten?
    Zuletzt gab Francois seine Überlegungen auf. Ich werde im Moment nicht erkennen, was richtig ist und was nicht, sagte er sich. Allenfalls werde ich im Rückblick begreifen, wenn es die falsche Entscheidung war. Bis dahin, beschloss er, würde er die nagende Stimme in seinem Kopf zum Schweigen verdammen oder sie überhören, wenn sie sich regte. Auch seine Seele wollte er nunmehr nicht weiter durchforsten, denn sie erschien ihm ebenso kalt und unheimlich zu sein wie das Meer mit seinen kreischenden Möwen und den steinern aufragenden Klippen.

    Auf dem Friedhof
    So musste es ja kommen, fuhr es Wiebe durch den Sinn.
    Zuerst tollwütige Wut, dann sinnloses Rasen und nun zum Schluss die Einsicht und die ohnmächtige, bittere Reue.
    Er betrachtete die Menschen, die erschöpft auf dem nackten Boden lagen oder immer noch lautstark den Kommandeur und den Kapitän verfluchten.
    Eins hatte Wiebe während seiner Kämpfe gelernt: Geschlagen war erst der, der sich geschlagen gab. Bis dahin galt es auszuharren, nicht die Waffen zu strecken, auf einen günstigen Moment zu lauern und dann die nächste Attacke zu planen. Nur derjenige, der das vermochte, war ein richtiger Mann und Soldat. Der Steinmetz war das offenkundig nicht, sinnierte Wiebe, denn er hatte zu den Ersten gehört, die aufgaben. Nun hockte er am Ufer und wimmerte erbärmlich. Hin und wieder richtete er sich jedoch auf und geiferte Unverständliches in Richtung des entschwundenen Kommandeurs.
    Wiebe trat zur Familie des Pfarrers, die sich in den Schutz eines Felsens zurückgezogen hatte. Frau Bastians hatte ihr Jüngstes auf dem Schoß und wiegte es sachte hin und her. Ihr Mann lag

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