Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Zorn der Meere

Zorn der Meere

Titel: Zorn der Meere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Falconer,Colin
Vom Netzwerk:
sicher zu messen wissen wie die zwischen Norden und Süden, könnt Ihr die Rolle des Kapitäns übernehmen und die Schiffe höchstpersönlich nach Java steuern, Herr Kommandeur. Bis dahin wäre es schön, Ihr behieltet das, was Ihr denkt, für Euch.«
    Halfwaack schüttelte den Kopf und machte hinter Jacobs'
    Rücken abfällige Gesten. Die anderen Männer im Boot blieben stumm.
    Als der Säugling zu weinen begann, brauste Jacobs auf. »Seht zu, dass Ihr Euer Balg zum Schweigen bringt!«, fuhr er die Mutter an.
    Zwaantie berührte besänftigend Jacobs' Knie, woraufhin er sie so grob zur Seite stieß, dass sie aufschrie und um ihr Gleichgewicht rang.
    Die Liebe der beiden hat offenbar nicht sehr lang gehalten, dachte Francois hämisch, ehe er sich seiner Liebe zu Lucretia entsann und den Gedanken verjagte, dass auch ihn nicht nur sein Herz getrieben hatte.
    Die Gedanken des Kapitäns folgten einer ähnlichen Richtung, selbst wenn der Begriff der Liebe darin nicht vorkam.
    Eine Frau ist wie die andere, überlegte er mürrisch. Man ließ sich mit ihnen ein, und schon wurden sie lästig und machten
    -248-

    Ansprüche geltend. Aber sollten sie ruhig! An ihm hatte sich bislang noch jede die Zähne ausgebissen. Gut, auf dem Schiff hatte Zwaantie ihre Reize gehabt, doch von denen war mittlerweile nicht das Geringste mehr übrig. Ihr Haar war verfilzt und verkrustet, ihr Gesicht verbrannt, die Lippen aufgesprungen - und sie stank. Ab Batavia, beschloss Jacobs, würde Zwaantie zusehen müssen, wie sie sich fürderhin durchschlug.
    Er hoffte, sie liebäugelte nicht noch immer mit dem Gedanken, er käme für sie auf und präsentiere sie womöglich dem Gouverneur.
    An dieser Stelle schweiften Jacobs' Gedanken ab. Wäre es denn überhaupt angeraten, dass er den Gouverneur besuchte?
    grübelte er. Oder wäre es nicht klüger, diesen ehrenwerten Vertreter der Companie von vornherein zu meiden?
    Kommt Zeit kommt Rat, sagte Jacobs sich. Erst einmal musste er Java erreichen, denn selbst das war noch längst nicht garantiert. Bis dahin galt es zudem, zu prüfen, wo der Kommandeur mit seiner Meinung stand. Anschließend würde er entscheiden, ob er, Jacobs, in Batavia landete oder sich vorher auf den Molukken absetzte und für eine Weile untertauchte.
    Der Kapitän hatte begonnen, nach einem Platz zum Anlegen Ausschau zu halten. Ein leichtes Unterfangen würde das nicht, denn hinter der aufbrandenden Gischt ragten ockerfarbene Felswände auf, denen wabenförmig Riffe vorgelagert waren.
    Francois' Hoffnung sank. Kein Mensch kann diese hoch aufschäumenden Wellenkämme überwinden, dachte er, und selbst wenn dieser Teufelskerl Jacobs es schaffte, würden sie anschließend an den Klippen zerschellen. Ein Strand war jedenfalls nirgendwo in Sicht.
    Später erhob sich ein stürmischer Wind, der kurz darauf Regenschauer über sie hinwegfegte. Diejenigen, die nicht am Ruder saßen, sammelten den Regen vorsorglich in Bechern auf,
    -249-

    ehe sie sich frierend in ihren nassen Umhängen verkrochen und mutlos auf die graue Wasserlandschaft stierten.
    Francois' Blicke wanderten suchend über die dunklen Felsumrisse, die sich starr und abweisend erhoben. Als die Wolken unversehens aufrissen und die Sonne an einem winzigen Fleck blauen Himmels erschien, bildete sich ein Regenbogen. Er wirkte wie eine Verheißung. Als er verblasste und schließlich erlosch, stöhnte jedermann unwillkürlich auf.
    Einzig der Kapitän blieb unbeeindruckt und suchte mit zusammengekniffenen Augen die Küste ab. Nach einer Weile zuckte er mit den Schultern und richtete das Boot auf das Meer zurück, um sich für die Nacht von den Felswänden zu entfernen.
    Francois hüllte sich in seinen Umhang ein und taumelte frierend dem Schlaf entgegen. Morgen finden wir einen Hafen und Wasser, dachte er verworren. Morgen haben wir Glück.

    Auf dem Friedhof

    Die Weinfässer, die aus der Lagune gefischt worden waren, erwiesen sich als zweifelhafte Errungenschaft, denn die Männer machten sich augenblicklich darüber her und waren nach kürzester Zeit betrunken.
    In der Nacht hörte Lucretia sie grölen. Sie schauderte vor Entsetzen und vergrub sich tief unter ihren Decken.
    Eine Gruppe von Trinkern hatte sich in unmittelbarer Nähe von Lucretias Zelt bei einem Feuer niedergelassen.
    Lucretia hörte ihre Zoten und wie sie sich brüllend Heldentaten erzählten, die sich entweder in Kriegen oder in Bordellen abgespielt hatten.
    Lucretia presste sich die Hände auf die Ohren, doch die

Weitere Kostenlose Bücher