Zorn: Thriller (German Edition)
schlecht Schwedisch gesprochen hat.«
»Stimmt. Entschuldige, ich bin etwas langsam. Hab nicht richtig geschlafen heute Nacht.«
»Als Mitteilung an sich ziemlich wenig aussagekräftig«, sagte Kerstin Holm. »Aber das beweist zumindest, dass Wall-e unsere Freunde fest im Griff hatte. Unterzeichnet mit W ...«
»In der Tat, höchst interessant«, meinte Hjelm. »Und jetzt werfe ich einen Blick auf das Phantombild, das Johnny Råglind hat anfertigen lassen. Neutrales Gesicht, keine besonderen Merkmale, um die dreißig, fünfunddreißig Jahre alt, dunkelblond, kurze Haare. Dieser Mann hat also einen sehr avancierten Plan verfolgt, um den Waffenhändler Isli Vrapi auf der Götgatan auszuschalten. Und die äußeren Merkmale stimmen vollkommen mit der Personenbeschreibung überein, die uns Viktor Larsson gegeben hat. Es dürfte ziemlich interessant werden, dieses Phantombild aus Stockholm mit Larssons Version zu vergleichen. Handelt es sich tatsächlich um denselben Mann?«
»Worauf sind wir da nur gestoßen, Paul?«
»Lies die Datei, die ich dir geschickt habe, und ruf mich dann an und sag mir, was du siehst.«
»Ich würde gern noch etwas zu dem sagen, was ich im Augenblick sehe«, entgegnete Kerstin Holm. »Zu dem Phantombild, das wir beide uns gerade anschauen. Dir scheint es nämlich nicht aufzufallen.«
»Was denn?«, fragte Hjelm.
»Er ist attraktiv.«
»Attraktiv?«
»Wall-e ist ein sehr attraktiver Mann.«
»Aha«, meinte Hjelm. »Zum Glück habe ich diese App in deinem Handy installiert.«
»Ich meine es ernst«, entgegnete Kerstin Holm. »Er hat ein Gesicht, das mich als Frau direkt anspricht. Wenn du verstehst, was ich meine.«
Jetzt sah Paul Hjelm es auch. Natürlich sah er es, allerdings aus seiner Sicht. Ein beunruhigend attraktiver Mann. Einer, der anderen die Frau ausspannte.
»Ich verstehe, was du meinst«, sagte er.
»Ich habe nicht vor, dir untreu zu werden, versprochen.«
»Ich meine es ebenfalls ernst. Ich habe begriffen, was du meinst.«
In dem Augenblick wurde Hjelms Chefzimmer gestürmt.
Miriam Hershey und Laima Balodis standen auf der Schwelle und schauten einander an, als hätten sie die Tür eingerannt.
»Wir sind auf eine interessante Sache gestoßen«, erklärte Balodis atemlos.
»Kommt rein«, sagte Hjelm einladend, allerdings in einem ironischen Tonfall, der die Damen zurückhielt.
»Sprichst du gerade mit Kerstin Holm?«, fragte Hershey.
Hjelm schaute die beiden einen Augenblick lang an und antwortete dann: »Betrachten wir dieses Eindringen doch einfach als eine Akt höherer Gewalt. Ja, ich spreche mit Kerstin Holm. Warum?«
»Das, worauf wir gestoßen sind, betrifft möglicherweise auch Schweden«, antwortete Balodis.
»Genau genommen ist Laima darauf gestoßen«, erklärte Hershey.
»Schalte doch einfach die Lautsprecherfunktion ein«, schlug Balodis vor.
Mit einer gemächlichen Bewegung aktivierte Paul Hjelm die Lautsprecherfunktion und legte sein Handy auf den Schreibtisch.
Kerstin Holm fragte mit metallisch klingender Stimme: »Was geht hier vor?«
»Ich habe gerade Besuch von zwei Mitarbeiterinnen bekommen«, antwortete Hjelm. »Die Lautsprecherfunktion ist eingeschaltet.«
»Laima Balodis und Miriam Hershey«, verdeutlichte Hershey. »Wie läuft’s in Stockholm?«
»Danke, gut«, antwortete Holm. »Ihr seid also auf etwas gestoßen, das mit Stockholm und Schweden zu tun hat?«
»Wir nehmen es an«, antwortete Balodis. »Als ich die Kreditkartenbelege von Roman Vacek und Andrew Hamilton III. von 1977 an durchgegangen bin, habe ich eine Hotelrechnung für drei Personen von einem Hotel in Nizza gefunden. Sie wurde im April 1981 ausgestellt, in diesem Monat waren Vacek und Hamilton freigestellt, und es ist der einzige Zeitraum, in dem ihre beiden Namen zur selben Zeit am selben Ort auftauchen.«
»Und es war also noch eine dritte Person dabei?«, fragte Hjelm.
»Ja«, antwortete Balodis. »Wir hatten den Eindruck, dass es sich um einen skandinavischen Namen handelt. Eventuell sogar einen schwedischen. Und es stellte sich heraus, dass die Person in Stockholm geboren wurde.«
»Bei eingehenderen Nachforschungen«, fuhr Hershey fort, »haben wir herausgefunden, dass dieser dritte Mann Arzt war, genauer gesagt Forscher auf dem Gebiet der Genetik. Er hat sein Examen 1966 an einer Universität in Stockholm absolviert, die sich Karolinska Institutet nennt.«
Balodis übernahm wieder: »Forschungsaufenthalte im Ausland, erst in Hamburg und dann in den USA.
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