Zorn: Thriller (German Edition)
exklusives Wassertaxi gemietet und gesagt, dass er innerhalb der nächsten vier Stunden wiederkäme. Er hat laut Kapitän Rouzier etwas mehr bezahlt, weil er keine genaue Zeitangabe machen wollte.«
»Walter Thomas«, erklärte Hjelm, »hieß W, als er Assistent des Bankdirektors Colin B. Barnworth bei der Antebellum Invest Inc. war. Warum benutzt er einen derart alten Alias?«
»Warum auch immer. Jedenfalls dürfte das maximal weitere vier Stunden Wartezeit bedeuten«, stöhnte Bouhaddi.
»Ausgerechnet jetzt, wo wir Lunte gerochen haben«, sagte Söderstedt ins Handy.
»Hat er dem Kapitän ein Ziel genannt?«, fragte Hjelm.
»Das ist die Krux«, antwortete Söderstedt. »W wird ihm das genaue Ziel erst mitteilen, wenn sie unterwegs auf See sind. Kapitän Rouzier beharrte jedoch darauf, ein ungefähres Ziel genannt zu bekommen. Woraufhin W Korsika angab.«
»Korsika?«, fragte Hjelm nach.
»Sowohl abgeschieden als auch luxuriös«, meinte Söderstedt. »Kein Zweifel. Udo Massicotte befindet sich auf Korsika.«
»Aber auch weitläufig«, warf Hjelm ein. »Ungefähr halb so groß wie Sizilien, und wie viele Mafiosi haben sich dort schon versteckt? Wir benötigen das genaue Ziel.«
»Tja«, meinte Söderstedt, »das ist ja eben die Krux. Das bekommen wir nur heraus, wenn wir mitfahren.«
»Schafft ihr das, Jutta und Arto?«
»Unsere Kämpferinnen Hershey und Balodis haben wir ja leider schon verschlissen«, antwortete Beyer.
»Ich habe gehört, was du gesagt hast«, meinte Balodis. »Aber du könntest doch deinen Gips noch mal einsetzen, oder, Arto?«
»Humor ist wirklich etwas Wunderbares«, entgegnete Söderstedt kühl.
»Obwohl Laima recht hat«, bemerkte Hjelm. »Wie steht’s denn mit deiner Hand?«
»Die Finger der rechten Hand sind immer noch gebrochen«, antwortete Söderstedt. »Ich bin leider nicht die ideale Person, um den Übermenschen W an Bord eines schaukelnden Schiffes zu übermannen. Außerdem werde ich schnell seekrank.«
Hjelm lachte auf. »Tja, wir sind wirklich eine abgetakelte Einheit«, stellte er fest.
»Diese kleinen Splitter schränken mich nicht besonders ein«, sagte Balodis. »Marek und ich übernehmen das.«
»So machen wir es«, pflichtete Hjelm bei. »Aber nur, wenn du dir sicher bist, Laima ...?«
»Ich bin mir sicher«, antwortete Balodis.
»Dann werden wir also einen verdeckten Personalwechsel vollziehen. Wechselt die Positionen, aber lasst weder Kapitän Rouzier noch das Hôtel Les Poux Morts auch nur eine Sekunde lang aus den Augen. Das Blinken scheint sich inzwischen stabilisiert zu haben. W hat sich wahrscheinlich in seiner Absteige zur Ruhe begeben.«
»Der Punkt«, korrigierte Söderstedt.
Dann war es eine Weile still.
Hjelm und Bouhaddi blieben auf dem Balkon sitzen.
Schließlich sagte Bouhaddi: »Es passt verdammt gut. Korsika liegt zwischen Nizza und Capraia, zwar sehr viel näher an Capraia, aber es ist wie Nizza französisch. Auf diese Weise hat Massicotte einen Überblick über das Labor auf Capraia und die Stiftung in Nizza. Außerdem gibt es auf Korsika wirklich genügend Platz sowohl für Luxus als auch um abgeschieden zu leben. Der perfekte Ort, um unterzutauchen.«
Hjelm nickte und fragte: »Aber wo genau auf Korsika?«
Eigentlich passierten während der folgenden zwei Stunden lediglich zwei Dinge. Zum einen sprang Hjelm plötzlich auf und rief: »Warum nennt er sich Walter Thomas?«
Zum anderen ließ Angelos Sifakis von sich hören und teilte mit, dass die falsche Fährte nach Paris aktiviert worden war, er also den gefälschten Bericht abgeschickt hatte. Mithilfe der nationalen französischen Opcop-Gruppe hatten sie eine kleine Intrige geschmiedet, mit der es ihnen gelingen sollte, die Legionäre von Asterion in die französische Hauptstadt zu locken.
Dann geschah es.
Es waren zweieinhalb Stunden vergangen, als sich der Punkt plötzlich, wenn auch nur ein wenig, zu bewegen begann. In dem Augenblick kam W aus dem Hôtel Les Poux Morts und sprang mit der um seinen Kopf flatternden Kapuze in den Mazda mit niederländischem Kennzeichen.
Beyer und Söderstedt folgten ihm in angemessenem Abstand durch den Verkehr von Nizza.
Unten im Hafen auf dem Wassertaxi musterte Laima Balodis Marek Kowalewski leicht kritisch vom Scheitel bis zur Sohle. Dann warf sie einen Blick in das Kabuff für die Schwimmwesten, den einzigen abgeschlossenen Raum, den es an Bord gab. Die Schwimmwesten waren auf eines der anderen Schiffe von Kapitän Rouzier gebracht
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