Zorn: Thriller (German Edition)
Bouhaddi, nachdem sie sich an den Tisch gesetzt hatten.
Hjelm zuckte mit den Achseln und rief Jutta Beyer und Marek Kowalewski an. Beyer und Söderstedt waren bereits wach.
»Scheißhotel«, sagte Söderstedt.
»Finde ich auch«, entgegnete Hjelm und atmete die Mittelmeerluft ein.
Kowalewski ergänzte: »Misthotel.«
»Knappes Budget«, entgegnete Hjelm. »Seid ihr bereit?«
»Wir sind bereits unterwegs. Du kannst dir ja vorstellen, wie es ist, mit Laima zusammenzuarbeiten. Wir stehen vor der Stadtvilla, in der die soziale Stiftung Visio ihren Sitz hat. Sie sieht wirklich sehr sozial engagiert aus.«
»Also eher nicht?«
»Es hat nicht gerade den Anschein, als wäre noch viel für die armen Leute in der Dritten Welt mit ihren verunstalteten Gesichtern übrig, wenn ich das so sagen darf.«
»Ich vermute mal, ihr habt euch gut getarnt?«
»Wir sind Profis«, antwortete Kowalewski. »Laima jedenfalls.«
Hjelm beendete das Gespräch und schaute aufs Mittelmeer hinaus. Das Sonnenlicht war grell. Er musste sich unbedingt eine Sonnenbrille kaufen.
»Also warten wir?«, fragte Corine Bouhaddi, während sie an einem Croissant mit Erdbeermarmelade kaute.
»Wir warten«, bestätigte Hjelm.
Die erste Stunde war schnell überstanden, während die zweite ziemlich anstrengend wurde, und als die dritte begann, war Paul Hjelm davon überzeugt, sowohl unter hohem Blutdruck zu leiden, als auch sich einen Sonnenbrand auf der Nase zugezogen zu haben.
Da klingelte sein Handy.
»Er ist jetzt auf dem Weg nach Nizza hinein«, erklärte Sifakis. »Ich werde die Daten auf eure Handys weiterleiten. Aber denkt daran, dass Handyortung ...«
»... keine exakte Wissenschaft ist«, beendete Hjelm den Satz. »Ich weiß.«
Hjelm aktivierte die »Suche« auf seinem Apparat. Ein blinkender Punkt schob sich von Norden aus weiter in den Stadtplan von Nizza hinein. Hjelm zoomte ihn so nah wie möglich heran, dann stellte er auf Konferenzschaltung.
»Seid ihr mit euren Wagen startklar?«, fragte er.
»Ja«, antwortete Laima Balodis von Kowalewskis Beifahrersitz aus.
»Ja«, antwortete Arto Söderstedt neben Jutta Beyer.
»Habt ihr die ›Suche‹ aktiviert?«
Alle bestätigten es. Sie verfolgten die Bewegung des blinkenden Punkts in die Stadt hinein. Auf dem Boulevard Risso geradewegs nach Süden. Vorbei am Kongresscenter Nice-Acropolis und dann nach links auf die Rue Barla.
»Es scheint, als wäre er auf dem Weg zum Hafen«, sagte Hjelm.
Dann bog der Punkt nach rechts auf die Rue Arson ein, passierte das große Schulgebäude Saint-Vincent de Paul sowie die Vergnügungsjachten in allen Größen unten am Hafen, schob sich in Richtung Fährterminal und noch ein Stück weiter.
»Ihr da unten am Hafen, seid ihr bereit?«, fragte Hjelm.
»Wir sind bereit«, antwortete Söderstedt. »Der Punkt befindet sich ziemlich genau auf einer Höhe mit uns. Aber hier herrscht dichter Verkehr, wir können nicht erkennen, um welchen Wagen es sich handelt.«
»Versucht euch dem Blinken zu nähern.«
»Dem Punkt«, korrigierte Söderstedt ihn.
Der Punkt bewegte sich am innerstädtischen Hafen vorbei und hielt unten am Wasser an.
»Ich glaube, verdammt noch mal, ich sehe ihn«, rief Söderstedt. »Fahr etwas dichter heran, Jutta. Dort, der Typ mit der Kapuze. Bleib hier stehen.«
»Kapuze?«, fragte Hjelm von seinem Balkon aus.
»Es ist ein Mann in einer Sweatjacke, der die Kapuze über den Kopf gezogen hat. Das muss er sein. Jetzt steigt er aus dem Wagen.«
Hjelm wurde von einer bösen Vorahnung erfasst. Denn es war kaum Kapuzenwetter. Eher T-Shirt-Wetter.
»Nähert euch ihm so weit, dass ihr sein Gesicht sehen könnt«, forderte er. »Ihr müsst bestätigen können, dass er es ist.«
»Jutta kann nicht hingehen«, entgegnete Söderstedt. »Sie hat ihn ja auf Capraia vernommen. Falls er es tatsächlich ist.«
»Macht, wenn möglich, ein Foto«, bat Hjelm. »Aber geht kein Risiko ein.«
»Jutta übernimmt jetzt«, erklärte Söderstedt.
»Ziemlich viele Leute unterwegs«, sagte Beyer, »du könntest dich also gut unter die Touristen mischen. Unser Mann geht runter zu den Schiffen. Arto steigt jetzt aus. Er hat sich einer Touristengruppe angeschlossen und unterhält sich mit ihnen. Mit dem Handy in der Hand. Mit Gips und Handy sieht er ziemlich komisch aus.«
»Was macht der Kapuzenmann?«
»Er ist inzwischen außer Sichtweite. Arto bewegt sich jetzt etwas weiter unten in Richtung Kai und hat ein paar Touristen im Schlepptau. Jetzt kann
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