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Zorn: Thriller (German Edition)

Zorn: Thriller (German Edition)

Titel: Zorn: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arne Dahl
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Bedürfnis, da haben Sie recht. Aber reinlegen können Sie mich dennoch nicht. Also, noch einmal, sind Sie ein schwedischer Polizist?«
    Paul Hjelm musterte W. Es war wirklich zwecklos.
    »Nein«, antwortete er. »Ich arbeite auf europäischer Ebene. Ich leite die internationalen Ermittlungen in Ihrer Mordserie. Mein Name ist Hjelm. Paul Hjelm.«
    »Ausgezeichnet«, entgegnete W. »Dann weiß ich, dass wir uns nicht gegenseitig anlügen. Ich habe Sie nämlich auf Capraia aus dem Hubschrauber steigen sehen. Übrigens, Ihre Versuche, sich als einfacher schwedischer Ermittler auszugeben, waren wirklich lobenswert. Meine Hochachtung.«
    »Aber eine Frage haben Sie vergessen«, bemerkte Hjelm. »Huntington?«
    »Er war nicht hier«, entgegnete W nonchalant. »Von einem seiner Handlanger habe ich erfahren, dass er in Paris ist. Kann es sein, dass er dort eine clever gelegte falsche Fährte verfolgt?«
    Paul Hjelm musste lächeln. Was ihm eigentlich nicht hätte passieren dürfen.
    »Was wollen Sie denn eigentlich noch von Watkin, Professor?«, fragte er und sah Massicotte an. »Warum ist er so wichtig für Ihre Firma?«
    Udo Massicotte drückte kurz die Hand seiner Frau, und sein Blick begegnete dem ihren. Dann blickte er Barnworth an, der völlig steif dasaß, und schließlich Paul Hjelm, bevor er antwortete: »Er ist unser Tor in die Zukunft. Was wird in dreißig Jahren sein? Über wie viel genetisches, neurologisches, anatomisches, chemisches und chiroplastisches Wissen werden wir verfügen? Das Leben ist schließlich immer noch ein Mysterium.«
    »Das bedeutet also, dass Ihre Firma vergleichbare Forschung betreibt wie damals die Sektion?«, fragte Hjelm. »Nur auf kommerzieller Basis?«
    Massicotte schwieg. Barnworth schwieg fast noch intensiver.
    Es war schließlich W, der antwortete: »So ist es. Noch drei Stunden lang.«
    »Was meinen Sie damit?«
    »Jetzt haben wir genug geplaudert«, entgegnete W und zog ein Etui aus der geräumigen Innentasche seiner Jacke. Ohne die Pistole zu senken, die er die ganze Zeit über auf Hjelms Brust gerichtet hielt, nahm er eine Pferdespritze aus dem Etui. An der Spitze der Kanüle formte sich ein wenig klare Flüssigkeit zu einem Tropfen. W betrachtete ihn und lächelte.
    »Mein Projekt«, sagte er und richtete die Spritze auf Massicottes Schulter.
    In dem Augenblick vernahmen sie das unverwechselbare Knattern eines Hubschraubers nicht allzu weit vom Haus entfernt. Man konnte hören, dass er zur Landung ansetzte. Die französische Einsatztruppe war offenbar im Anmarsch.
    W hielt inne und warf Hjelm einen Blick zu.
    Der nutzte die Gunst der Stunde und sagte: »Sie haben gesagt, dass Sie versucht hätten, sich in einen normalen Menschen zu verwandeln. Wahrscheinlich ging es in diesen dunklen Jahren in den USA genau darum. In jenen Jahren, in denen Sie von der Bildfläche verschwunden waren. Sie haben sie also nicht nur darauf verwendet, die Sektion ausfindig zu machen. Die haben Sie bereits in der Zeit bei Barnworth gefunden. Danach vergingen vier Jahre, bevor Sie sich daranmachten, in Paris Ihre Vergangenheit auszulöschen, ›das Kamel‹ zu ermorden und die Mitglieder der Sektion ins Jenseits zu befördern.«
    »Ich habe Jacques nicht ermordet«, entgegnete W mit finsterer Miene.
    »Denn Sie haben ja niemals Unschuldige ermordet, nicht wahr?«
    »Das stimmt leider nicht ganz. Meine Mutter war beispielsweise unschuldig.«
    »Damals waren Sie gerade erst fünfzehn«, entgegnete Hjelm. »Sie wussten noch nicht, wie stark das Protobiamid wirkte. Und wenn Sie Jacques Rigaudeau nicht ermordet haben, was haben Sie dann mit ihm gemacht?«
    »Er lebt als Fixer auf einer polynesischen Insel«, erklärte W. »Aber worauf wollen Sie eigentlich hinaus?«
    »Haben Sie Ihren Vater und Ihre Schwester auch ermordet? Die Sache mit dem Tanklastzug?«
    »Nein«, antwortete W. »Das war ein tragischer Zufall. Russische Verkehrssicherheit.«
    »Sie sind also keine Mordmaschine«, stellte Hjelm fest. »Sie sind kein blinder Psychopath. Der Sektion ist ihr Experiment also nicht gelungen. Sie haben Gefühle. Sie haben vier Jahre in den USA verbracht und dort versucht, Mensch zu werden. Aber es ist Ihnen nicht gelungen. Und dann haben Sie den fatalen Entschluss gefasst, Rache an der Sektion zu üben.«
    »Sie wollte Kinder haben«, erklärte W und senkte die Spritze. »Und ich konnte keine zeugen.«
    »Wer?«, fragte Hjelm.
    »Vera«, antwortete W und senkte auch die Pistole.
    Paul Hjelm schloss die Augen.

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