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Zorn: Thriller (German Edition)

Zorn: Thriller (German Edition)

Titel: Zorn: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arne Dahl
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klingt einfach, ist es aber nicht.«
    »Ich verstehe«, sagte Hersheys Stimme im Hintergrund. »Und Massicottes Arbeit war also in den acht Monaten, die das Projekt schon läuft, erfolgreich? Keine Rückschläge oder Ähnliches?«
    »In keiner Weise. Es war nicht immer ganz leicht mit ihm, aber in professionellen Fragen gab es nie Probleme.«
    »Und privat?«, fragte Balodis. »Es gibt Anzeichen für einen ausgeprägten Alkoholkonsum.«
    »Wenn Sie das vor einer Stunde behauptet hätten, hätte ich davon zum ersten Mal gehört«, antwortete Røddik Munk. »Und als Arzt ist man versiert genug, Anzeichen von Alkoholismus zu erkennen.«
    »Aber vielleicht auch, sie zu verbergen?«, mutmaßte Hershey.
    Sanne Røddik Munk machte eine Kopfbewegung, die sowohl ein Nicken als auch ein Kopfschütteln sein konnte.
    »Wenn Sie so wollen«, lenkte sie ein. »Aber unabhängig davon, wie es gewesen sein mag, es hat zumindest nie seine Arbeit beeinträchtigt.«
    »Dann haben Sie am Montagmorgen per Mail posthum einen Bericht von ihm erhalten«, sagte Balodis. »Das muss ein eigentümliches Gefühl gewesen sein.«
    »Ja, das war unangenehm«, pflichtete Røddik Munk bei.
    »Und an diesem Bericht war auch nichts anders als sonst?«, fragte Hershey.
    »Wechselt ihr euch eigentlich immer mit den Fragen ab?«, rief Kowalewski in der Kathedrale aus, wurde aber sofort zum Schweigen verdonnert.
    »Ja«, antwortete Professor Røddik Munk von der Leinwand. »Ja, doch ...«
    »Ja, doch ...?«, fragte Hershey.
    »Doch, er war nicht außergewöhnlich. Eigentlich. Es war ein gewöhnlicher Bericht.«
    »Aber zu gewöhnlich«, rief Söderstedt aus, und ihm wurde ebenfalls befohlen zu schweigen.
    »Ziemlich gewöhnlich«, fuhr Røddik Munk zögerlich fort. »Vielleicht etwas zu gewöhnlich.«
    Miriam Hershey hielt die Sequenz an und heftete ihren eindringlichen Blick auf Arto Söderstedt.
    »Wie zum Teufel ist es dir gelungen, heimlich den Film anzuschauen?«, fragte sie ihn vorwurfsvoll.
    Söderstedt schüttelte den Kopf und entgegnete: »Es ist eher ein allgemeines Gefühl, das ich bei diesem Fall habe. Alles ist etwas zu gewöhnlich. Es ist ziemlich ungewöhnlich, dass alles gewöhnlich ist, wenn man vorhat, sich das Leben zu nehmen. Man macht doch in der einen oder anderen Hinsicht eher ungewöhnliche Dinge, nicht zuletzt, wenn man außerdem noch Alkoholprobleme hat. Aber Massicotte hat nichts dergleichen getan.«
    »Aber wie hat Professor Røddik Munk das gemeint?«, fragte Hjelm und wies auf die Leinwand.
    Hershey schüttelte irritiert den Kopf und ließ die Sequenz weiterlaufen. Sanne Røddik Munk hielt inne und wirkte zum ersten Mal zweifelnd.
    Laima Balodis’ Stimme erklang: »Was meinen Sie mit zu gewöhnlich?«
    »Ach«, sagte Røddik Munk mit einer wegwerfenden Geste. »Ich kann es nicht erklären. Vielleicht liegt es daran, dass ich weiß, dass er sich am nächsten Tag erhängt hat. Sonst wäre mir daran vielleicht gar nichts aufgefallen.«
    »Was wohl auch der Zweck war«, warf Arto Söderstedt ein. »Wenn ihr dann fertig seid, können wir vielleicht übernehmen?«
    »Meint ihr, dass ihr fertig seid?«, fragte Paul Hjelm. »Wie ist das allgemeine Gefühl?«
    »Ich halte nichts von allgemeinen Gefühlen«, bemerkte Hershey und hielt den Film an. »Vielleicht bedeutet nichts Auffälliges schlicht und einfach, dass da nichts ist. Ich frage mich, ob wir nicht vor einem klassischen Selbstmord von der Art stehen, der absolut spontan geschieht. Im Leben geht es immer mehr bergab, und schließlich macht man den Schritt. So drastisch ist es nun auch wieder nicht, Selbstmord hat es immer schon gegeben.«
    »Ich bin derselben Meinung«, stimmte Balodis zu. »Arbeitshypothese: Selbstmord.«
    »Ich sehe das nicht so«, warf Jutta Beyer ein. »Denn wir sind zu Massicottes Villa in Charleroi gefahren ...«
    »Wenn auch ein wenig eigenmächtig«, unterbrach Paul Hjelm sie.
    Jutta Beyer errötete.
    Arto Söderstedt hingegen errötete nicht. »Eine grenzenlos hässliche Stadt«, sagte er. »Da ist selbst mein Toyota Picnic errötet.«
    Woraufhin Beyer noch mehr errötete und fortfuhr: »Massicotte lebte nach der Scheidung allein. In einer ziemlich großen, aber heruntergekommenen Villa. Typische Scheidungsvilla. Massenweise ungenutzte Räume. Er hatte eine Putzfrau – sie war diejenige, die ihn am Sonntagnachmittag gefunden hat –, aber sie kann keine besonders gründliche Putzfrau gewesen sein. Oder Udo war ein sehr nachlässiger Mann.«
    »Also

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