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Zorn: Thriller (German Edition)

Zorn: Thriller (German Edition)

Titel: Zorn: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arne Dahl
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bevor sie selbst reagieren konnte. Sie stand allerdings ein paar Stufen höher und sah Råglinds Hand. Blitzschnell drückte sie Chavez’ Arm mit dem Ellbogen ein wenig zur Seite. Die Druckwelle des Schusses erfüllte das ganze Haus.
    Es kam ihr so vor, als hätte sie das Treppenende bereits erreicht, noch bevor die Kugel unmittelbar neben Johnny Råglind in die Wand einschlug. Sie hatte den Eindruck, ihm mit ihrer Waffe gegen die Wange geschlagen zu haben, noch bevor der Rückstoß Chavez’ Pistole schräg nach oben drückte. Es war, als schlüge Råglind mit der Stirn auf dem Boden auf, ehe Chavez ebenfalls den oberen Treppenabsatz erreicht hatte und sah, was in der Hand des Dreifachmörders lag. Die Zeitebenen schienen sich verschoben zu haben. Aber etwas war glasklar.
    Der Gegenstand in Johnny Råglinds Hand war eine Taschenlampe.
    Durch den Venezianischen Spiegel in den Raum zu schauen kam ihm erstaunlich bekannt vor. Johnny Råglind saß mit einer großen Beule in dem Vernehmungsraum des Polizeigebäudes und wirkte sauer. Er war relativ klein, einen Meter achtundsechzig, und trug sein schwarzes Haar in einer speziellen Rockabillyfrisur.
    »Ja«, sagte Viggo Norlander. »Die Frisur. Klar, das ist er.«
    Kerstin Holm und Jorge Chavez wandten sich ihm zu.
    »Danke, Viggo«, sagte Kerstin und strich ihm kurz mit der Hand über den Arm. Dann warteten sie, bis er den Raum verlassen hatte, leicht gebeugt, ein pensionierter Polizist, dem es nie ganz gelingen würde, mit seinem Beruf abzuschließen.
    Sie hielten kurz inne. Chavez warf Holm einen Blick zu.
    »Ich hätte ihn tatsächlich getötet«, sagte er mit einem zur Grimasse verzogenen Gesicht. »Wegen einer Taschenlampe in der Hand.«
    »Dann wäre es etwas komplizierter geworden«, sagte sie.
    »Nicht zuletzt für mich«, betonte er.
    »Aber wir brauchen es ja nicht an die große Glocke zu hängen«, meinte sie. »Schließlich weiß keiner, wie wir ihn festgenommen haben. Und so ist es für alle am besten.«
    »Danke«, sagte Chavez von ganzem Herzen und öffnete seiner Chefin die Tür.
    Kerstin Holm nickte kurz und betrat den Verhörraum. Nach der notwendigen Einleitung für die Aufzeichnung fragte sie: »Also keinen Anwalt?«
    »Scheiß drauf«, antwortete Johnny Råglind mit unerwartet tiefer Bassstimme. »Ich hab sie erschossen. Da gibt’s nicht viel dran zu rütteln.«
    »Wen haben Sie erschossen?«
    »Eine Gang brutaler Desperados in ’nem versifften Pub im Götgatsbacken vor einigen Tagen. Aber das wissen Sie ja bereits. Einer dieser Idioten hat mir meine Brieftasche geklaut. Verdammt unvorsichtig von mir.«
    »Und warum haben Sie die Männer erschossen?«, fragte Chavez.
    »Mit Ihnen spreche ich nicht«, entgegnete Råglind barsch. »Sie hatten verdammt noch mal vor, mich zu töten. Dabei war ich unbewaffnet. Aber ich hab nicht auf Unbewaffnete geschossen. Die Typen waren wie Atomwaffenroboter ausstaffiert, und ich hab drei von ihnen plattgemacht. Kapiert? Drei!«
    »Warum haben Sie sie erschossen?«, fragte Holm.
    »Weil ich es konnte. Weil ich zum Teufel noch mal tausendfach schlauer bin als die alle zusammen. Aufgeblasene Affen.«
    »Wissen Sie denn, wer der Mann war?«
    »Keine Ahnung. Irgendein verdammt übler Mafioso.«
    »Und Sie glauben, dass man Sie im Knast ganz schön feiern wird dafür, oder?«, fragte Chavez.
    »Ich rede nicht mit Ihnen«, wiederholte Råglind.
    »Sie reden mit uns beiden«, entgegnete Holm ruhig. »Eine Sache erstaunt mich allerdings. Sie haben eine Lizenz für mehrere außergewöhnliche Maschinengewehre, aber als Sie sich vornehmen, den Mord Ihres Lebens zu begehen, damit Ihr Name in die Geschichtsbücher eingeht und Sie zum König von Kumla werden, benutzen Sie eine absolut lächerliche Knarre der albanischen Billigmarke Prish. Sie lag übrigens neben Ihrem Bett in Bromma. Also keine Ausreden von wegen, Sie hätten die Waffe nach der Tat verschwinden lassen.«
    »Es wäre schon ziemlich dämlich, mit seinen Lizenzwaffen in die Stadt zu gehen«, brummte Råglind.
    »Beginnen wir ganz von vorn«, sagte Kerstin Holm. »Sie und Taisir Karir und ein paar andere Männer treffen sich bei Ihnen zu Hause?«
    »Nein, wir waren bei Taisir. Zwei seiner Cousins tauchten auf, als wir bei ihm saßen und was schluckten. Wir haben ihnen etwas abgegeben, diesen geizigen Idioten, und dann sind wir alle vier in die Stadt gezogen.«
    »Sie haben also Rohypnol geschluckt?«
    »Es heißt Flunitrazepam«, korrigierte Råglind mit dem

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