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Zorn: Thriller (German Edition)

Zorn: Thriller (German Edition)

Titel: Zorn: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arne Dahl
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jetzt nahezu ganz heruntergedrückt. Es herrschte eine fast magische Stille.
    Die letzte, entscheidende Bewegung. Sie wusste nicht, ob sie dadurch ein Geräusch verursachen oder gar einen Alarm auslösen würde, der das kleine Haus akustisch explodieren ließe. Vielleicht würde aber auch gleich alles in die Luft fliegen und zwei relativ schnell in Vergessenheit geratende Bullen mit sich reißen.
    Es gab kein Geräusch, aber sie spürte einen Widerstand. Wenn auch einen geringen. Die Tür war jetzt ungefähr zehn Zentimeter weit geöffnet, und im Haus war es absolut dunkel. Holm warf Chavez einen Blick zu, sie verzog leicht das Gesicht, woraufhin Chavez ihr aufmunternd zunickte. Noch einen Zentimeter.
    Irgendetwas stand im Weg. Nichts Großes. Kein Geldschrank oder Betonblock, der es unmöglich machen würde hineinzugelangen. Etwas anderes. Vermutlich etwas Instabiles. Das umfallen könnte.
    Einen weiteren Zentimeter, dann ging nichts mehr. Also schob Chavez seine Taschenlampe in den zwölf Zentimeter breiten Spalt. Sie erblickten die Kante eines Gegenstandes. Schwarz, gewölbt.
    »Eimer?«, schlug Kerstin Holm flüsternd vor.
    »Eimer auf Hocker«, flüsterte Jorge Chavez zurück. »Ich versuche, den Griff zu erreichen.«
    Er steckte die Taschenlampe wieder in die Tasche, nahm seine Pistole in die linke Hand und streckte die Rechte nach dem Griff des Plastikeimers. Er erreichte ihn mit dem Mittelfinger. Näher kam er nicht heran, ohne die Tür weiter aufzudrücken, doch dies erschien ihm nicht ratsam. Er umfasste den Griff also mit dem Mittelfinger, hob den Eimer sachte an, spürte, wie sich darin etwas verschob, und hielt inne. Erschauderte. Wenn er den Eimer jetzt zu sich heranzöge, würde er ganz sicher ein Geräusch verursachen.
    Chavez schloss die Augen und hob den Eimer vorsichtig weiter an. Der Boden des Eimers balancierte ungefähr zehn Zentimeter über dem Hocker.
    Ein leises Klirren war zu hören, ein metallisches Geräusch. Der Eimer war entsetzlich schwer. Aber jetzt erreichte Chavez den Griff auch mit Ringfinger und Zeigefinger und hob den Eimer über die auf dem Boden hockende Kerstin Holm. Er spürte, wie sein Arm zitterte.
    Kerstin Holm schob ihre Hand in den Türspalt, hob den Hocker an und stellte ihn zur Seite. Dann drückte sie die Tür vorsichtig auf. So weit es ging.
    Chavez hievte den Eimer vorsichtig nach draußen, darin lag allerlei Metallschrott. Holm beförderte den Hocker aus dem Haus. Doch als Chavez gerade einen Schritt über die Schwelle machen wollte, hielt ihn Holm mit einem festen Griff um den Arm zurück. Sie deutete auf den Flur.
    In einem Radius von einem Meter lagen hinter der Türschwelle kleine münzenähnliche Gegenstände. Chavez holte seine Taschenlampe wieder hervor und leuchtete die Gegenstände an.
    »Sprengstoff?«, flüsterte er. »Danke, Kerstin.«
    »Großer Schritt?«, flüsterte sie zurück.
    Er schüttelte den Kopf und reichte ihr die Taschenlampe. Dann ergriff er den Hocker und platzierte ihn behutsam zwischen den glänzenden Teilchen.
    Im Haus herrschte absolute Stille.
    Der Hocker stand zwischen den Sprengstoffmünzen. Chavez stieg darauf, geriet für einen Augenblick gefährlich ins Wanken und stieg dann auf der anderen Seite wieder herunter. Holm folgte ihm.
    Sie bewegten sich nahezu geräuschlos.
    Es war kohlrabenschwarz im Haus, trotz des wolkenlosen Himmels draußen. Holm zog ebenfalls ihre Taschenlampe aus der Tasche. Zwei Lichtkegel leuchteten ein leeres Erdgeschoss aus. Vor den Fenstern hingen Verdunkelungsgardinen, darunter lag überall Sprengstoff. In der Küche dasselbe Bild. Blieb nur noch die Treppe zum Obergeschoss.
    Die beiden betrachteten sie eingehend. Sie sah aus, als würde sie knarren. Leise zogen sie die Schuhe aus, und Holm betrat die Treppe als Erste. Sie erinnerte sich vage daran, dass alte Treppen zur Wand hin weniger knarrten. Also der erste Schritt nahe der Wand, dann der zweite. Chavez ging unmittelbar hinter ihr. Beide mit erhobenen Pistolen. Auf den Tiefschlaf eines Fixers hoffend.
    Zuversichtlich.
    Noch ein paar Stufen, dann hielten sie kurz inne.
    Jetzt die zweite Treppenhälfte. Der erste Schritt.
    Plötzlich stand er da. Am Ende der Treppe, ein paar Meter schräg über ihnen.
    Die Zeit nahm eine andere Dimension an, als wären sie schlagartig in ein anderes Universum versetzt worden. Johnny Råglinds Armbewegung, seine Hand von der oberen Treppenstufe verdeckt. Chavez’ Dienstwaffe, die neben Kerstin Holms Arm hochfuhr, noch

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