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Zorn: Thriller (German Edition)

Zorn: Thriller (German Edition)

Titel: Zorn: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arne Dahl
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liefen, passierte er gerade das erste Stockwerk. Gleich müsste er ankommen.
    Beide rückten ihre Achselhalfter zurecht.
    Der Aufzug hielt an. Die Tür glitt auf. Und ein angeheiterter Geschäftsmann torkelte heraus und nickte ihnen jovial zu.
    Sie atmeten aus.
    »Bleib du hier stehen«, sagte Söderstedt, als der Geschäftsmann außer Hörweite war. »Sie darf nicht mit dem Aufzug an uns vorbeirauschen.«
    Svenhagen nickte, und Söderstedt machte sich auf den Weg. Doch nach den ersten Treppenstufen hielt er erneut inne, kehrte um und sagte leise: »Denk daran, dass sie mit dem Messer verdammt geschickt ist.«
    Sara Svenhagen lächelte und nickte. Trotz der nahezu unerträglichen Anspannung war sie angesichts seiner Fürsorge fast ein wenig gerührt.
    Söderstedt verschwand. Der Aufzug fuhr nach oben. Leer. Jemand hatte ihn hinaufbeordert. Er passierte das erste Stockwerk und näherte sich dem zweiten. Passierte das zweite. Näherte sich dem dritten.
    Hielt im dritten.
    Fuhr wieder nach unten. Passierte den zweiten Stock.
    Sara Svenhagen wartete nicht. Sie griff nach ihrer Dienstwaffe. Entsicherte sie.
    Der Aufzug passierte den ersten Stock.
    Die Langsamkeit des Lifts auf dem Weg bis zu seinem Halt im Erdgeschoss war unerträglich. Die Zeit schien zäh wie Sirup dahinzufließen.
    Es klickte unerwartet laut, als der Aufzug vor Sara Svenhagen anhielt. Sie hielt ihre Waffe auf den Boden gerichtet. Ihr Puls raste.
    Die Aufzugtür glitt langsam auf.
    Die blonde Frau mit leicht slawischen Zügen begegnete ihrem Blick. Ihre Augen verengten sich ein wenig und fixierten Sara Svenhagen.
    Svenhagen hob die Pistole. »Kommen Sie heraus, Marina Ivanova«, rief sie.
    Ivanova blieb im Aufzug stehen. Ihre Gesichtszüge veränderten sich nicht. Ihre Augen fixierten sie weiterhin.
    Die Aufzugtür war im Begriff, sich wieder zu schließen.
    Sara Svenhagen war gezwungen, einen schnellen Entschluss zu fassen. Wenn sie die Aufzugtür aufhielte, würde sie sich Ivanova bis auf einen halben Meter nähern müssen. Messerstecherabstand. In nächster Nähe zu einer Spezialistin, die äußerst geschickt darin war, den Menschen Messer mit breiten Klingen unter den Rippen hindurch geradewegs ins Herz zu stoßen.
    Andererseits konnte sie die Tür nicht zugleiten und eine Serienmörderin ins Dachgeschoss hinauffahren lassen.
    Genau in dem Moment, als die Tür sich zu schließen begann, machte Sara einen großen Schritt. Mit der Pistole geradewegs auf Ivanovas Brust gerichtet, schob sie ihr Bein zwischen die Aufzugtür und den Türrahmen und zwang sie, wieder aufzugehen.
    Marina Ivanova stand ganz still.
    »Hände hoch«, rief Sara Svenhagen und spürte ihr Herz laut schlagen.
    Langsam nahm Ivanova die Hände hoch und trat mit ruhigen Schritten aus dem Aufzug. Svenhagen zog sich ein paar Schritte zurück.
    Da sagte Ivanova: »Wie nervös Sie sind.«

Wettlauf
Avignon – Stockholm – Den Haag,
25. Mai
    Die untergehende Abendsonne fiel auf den riesigen Palast der Päpste aus dem 14. Jahrhundert und ließ die gesamte Stadt in einem Sandton erstrahlen.
    Corine Bouhaddi konnte nicht leugnen, dass Madame Girault von ihrem Balkon aus eine hervorragende Aussicht hatte.
    » Le pont d’Avignon «, sagte die vogelgleiche Madame Girault und nippte an ihrem Pastis.
    » L’on y danse, l’on y danse «, fügte Corine Bouhaddi an.
    Die ungleichen Damen lächelten einander kurz auf dem winzigen Balkon zu, wo sie saßen und die provenzalische Abenddämmerung des Frühsommers genossen. Da der Polizeizeichner keinen Platz mehr auf dem Balkon gefunden hatte, saß er auf einem Hocker vor der Balkontür. Er hatte gerade seine Arbeit beendet und hielt eine Kohlezeichnung in die Türöffnung.
    »Na ja«, meinte Madame Girault. »Ich hatte den Eindruck, dass die Wangenknochen etwas höher saßen.«
    Bouhaddi betrachtete das Porträt und verglich es mit dem Foto der zehn Jahre älteren Marina Ivanova, das sich in ihrem Schädel festgeätzt hatte. Gewisse Ähnlichkeiten bestanden durchaus.
    »Wie viele Tage wohnten sie hier gemeinsam, bevor Didier verschwand ...?«
    »Drei, vier Tage«, antwortete Madame Girault.
    »Und die Freundin hieß also Marina? Erinnert sich Madame noch an den Nachnamen?«
    »Höchstwahrscheinlich hat sie sich mit ihrem vollen Namen vorgestellt, aber es war wie gesagt nicht das erste Mal, dass Didier eine kleine Freundin mitbrachte. Ich kann mich im Leben nicht mehr an ihren Nachnamen erinnern.«
    »Und was machte sie für einen

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