Zorn - Tod und Regen
Nase. Einen Moment hoffte er, es unterdrücken zu können, doch dann hallte ein gewaltiges Niesen durch den Gasometer.
Stapic sah Zorn an, als würde er ihn erst jetzt bemerken.
»Oh, der nette Kommissar, der meine Nichte gefickt hat. Hast du dich erkältet? Malina hat mir von dir erzählt. Ob du’s glaubst oder nicht, du hast dem armen Ding völlig den Kopf verdreht. Sie wird wahnsinnig enttäuscht sein, wenn du ihr erzählst, was du über mich weißt.«
»Das werden Sie ihr selbst erklären müssen«, schniefte Zorn und wischte sich die Nase ab. »In ein paar Stunden wird es hell. Dann sitzen Sie in Untersuchungshaft. Und ich denke nicht, dass Sie in Ihrem Leben jemals wieder freikommen.«
Stapics Lachen erinnerte an das Bellen einer Hyäne. »Das glaube ich nicht, Kommissar. Ihr habt keine Beweise.«
Er setzte sich schwerfällig auf. Mahler hockte sich neben ihn, Zorn tat es ihm gleich. Sie sahen aus wie drei Freunde, die sich um ein Lagerfeuer versammelt hatten.
»Oh, Beweise haben wir mehr als genug«, sagte Zorn und dachte: Haben wir die wirklich?
»Wir wissen, dass Sie Staatsanwalt Sauer ermordet haben«, fuhr er nach einer kleinen Pause fort.
»Was blieb mir denn übrig? Er hier«, Stapic warf Mahler einen verächtlichen Blick zu, »war leider zu feige. Sauer musste bestraft werden. Er hat schlecht gearbeitet, und er hat sich geweigert, diese Sekretärin zu töten, die ihn bestohlen hat.«
Zorn rieb sich den schmerzenden Nacken. »Habe ich das richtig verstanden? Staatsanwalt Sauer sollte Hannah umbringen?«
Stapic hob theatralisch die Arme. »Warum soll ich alles selbst erledigen, wenn es andere für mich tun können?« Stapic zeigte seine weißen Zähne. »Sie war ein Hindernis. Aber ich habe sie noch aus einem anderen Grund getötet.«
»Warum?«
»Weil ich’s konnte.«
Zorn spürte, wie ihm schlecht wurde.
Der Kroate legte den Kopf ein wenig schief, kniff die Augen zusammen und fuhr lächelnd fort: »Versteh mich nicht falsch, Kommissar. Das, was ich dir jetzt erzähle, sage ich dir im Vertrauen. Ich werde es vor keinem Gericht der Welt zugeben.«
Henning Mahler saß da, hörte schweigend zu und starrte zu Boden.
»Man wird Sie überführen, Stapic«, sagte Zorn und versuchte, ruhig zu klingen. »Sie haben Fehler begangen.«
»Oh, habe ich das?«
»Alleine, dass Sie Ihren Namen oben in den Kirchturm geritzt haben, wird Ihnen das Genick brechen.«
»Oh, das war kein Fehler.« Stapic deutete auf Mahler. »Ich habe seine Initialen eingeritzt, und das hat euch auf seine Spur gebracht. Meinen Namen habe ich dazu geschrieben, um das Spiel ein wenig spannender zu machen.«
»Aber es ist ein Beweis.«
»Es sind vier Buchstaben, die alles Mögliche bedeuten können. Es gibt niemanden mehr, der weiß, dass ich mich früher Sivo nannte. Sie sind alle tot. Nicht mal Malina kennt diesen Namen.«
Zorn warf Mahler einen Blick zu.
»Henning weiß es.«
»Er?« Stapic warf den Kopf zurück und lachte aus vollem Hals. »Wer wird ihm schon glauben? Er ist ein Mörder! Er hat eine unschuldige Deutschlehrerin zu Tode gefoltert!« Er schüttelte vorwurfsvoll den Kopf und sagte gedehnt: »Wie kann man einem Menschen nur so etwas antun, Jungchen?«
Mahler war blass geworden, seine Kiefermuskeln arbeiteten unter der gespannten Haut. »Es macht dir Spaß, andere zu misshandeln.«
»Spaß?«, rief Stapic entrüstet. »Ich muss doch sehr bitten! Als ob es mir Spaß gemacht hätte, deine Frau zu ficken! Sie war viel zu mager, und sie hat sich kaum gewehrt!«
Er ist total irre, dachte Zorn.
»Warum haben Sie das alles getan?«, fragte er zum zweiten Mal.
»Er wollte testen, wie weit er mich bringen würde«, sagte Mahler leise.
»Genau, Jungchen. Und ich hätte nicht gedacht, dass es so einfach würde. Ich habe mit euch gespielt wie auf einem Klavier. Man brauchte nur die richtige Taste zu drücken, und ihr habt für mich die Musik gemacht. Zugegeben, bei Sauer ging es etwas schneller, aber es hat funktioniert. Und weißt du, was das Beste ist?« Er sah Mahler vergnügt an. »Ich hatte nicht das Geringste gegen euch in der Hand. Nichts.«
Mahler blickte auf.
»Wie meinst du das?«
»Erinnerst du dich an Kroatien? Es war ein schöner, warmer Tag, nicht wahr? Während du dir die Seele aus dem Leib gekotzt hast und Sauer mit vollgeschissenen Hosen in der Sonne stand, bin ich hoch auf den Weg gegangen und habe mich um die Serbin gekümmert, die du überfahren hattest.«
Stapic beugte sich vor, bis sein
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