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Zorn und Zärtlichkeit

Zorn und Zärtlichkeit

Titel: Zorn und Zärtlichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Lindsey
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sprang auf sein Pferd und ritt davon, bevor Jamie den Bach überqueren und ihm an die Kehle fahren konnte.

20.

     
    Sheena betrat das Schloss durch den Dienstboteneingang, damit sie nicht durch die Halle gehen musste . Sie lief zu ihrem Zimmer hinauf, und als sie die Tür öffnete, sah sie zwei zusammengefaltete Kleider auf der Fensterbank liegen, neben Stoffballen, aus denen offenbar weitere Gewänder entstehen sollten. Dieser Anblick trieb ihr die Tränen in die Augen. Dass James MacKinnion sie mit einer neuen Garderobe ausstatten wollte, konnte nur eine einzige Bedeutung haben - sie sollte sein Haus nie mehr verlassen.
    Schluchzend warf sie sich auf das Bett, dann richtete sie sich rasch wieder auf. Ihre Brüste waren so empfindsam, ihre Nerven überreizt.
    »O Gott, was hat er mir angetan?« füsterte sie. »Ich kann mich nicht einmal selber berühren, ohne daran zu denken. ..«
    Wie war es dazu gekommen? Sie wusste keine Antwort auf diese Frage, wusste nur, dass sie verführt worden war von einem schwindelerregenden Zauber, und sie konnte sich ganz genau daran erinnern, an jeden einzelnen Augenblick. Das Blut stieg ihr in die Wangen.
    »Er ist ein Teufel, und er verfügt über teuflische Kräfte, die mich in einen bösen Bann ziehen. Ich muss von hier fliehen - weit weg von James MacKinnion.«
    Der Mann, der die Schuld an Sheenas Tränen trug, kam einige Stunden später in ihr Zimmer. Sie hatte ein wenig geschlafen, erschöpft von ihrem Kummer. Nun saß sie auf der Fensterbank, bürstete ihr langes Haar und versuchte sich zu beruhigen. Aber Jamies Anblick beschleunigte ihren Pulsschlag von neuem, und als er zu sprechen begann, sprang sie auf.
    »Dieses Zimmer muss dir sehr gut gefallen«, meinte er mit einem sanften Lächeln. »Sonst würdest du dich nicht so oft darin aufhalten.«
    »Hier bin ich wenigstens allein - zumindest war ich das.« Sheena wich vor ihm zurück. »Warum seid Ihr gekommen, Sir Jamie?« Sie weigerte sich, seinem Beispiel zu folgen und zum vertrauten Du überzugehen, trotz der intimen Augenblicke am Teich.
    »Ich will dich in die Halle begleiten. Wir haben Gäste, und es ist schon spät.«
    »Kümmert Euch doch selber um Eure Gäste!« fuhr sie ihn an. »Warum braucht Ihr mich dazu?«
    »Ich möchte dich an meiner Seite haben.«
    »Und ich will hierbleiben.«
    »Was glaubst du wohl, wer seinen Willen durchsetzen wird?« fragte er grinsend.
    »Ist das ein Befehl?«
    »Ja.«
    »Was bildet Ihr Euch eigentlich en, wer Ihr seid?« schrie Sheena wütend.
    »Der Laird von MacKinnion«, entgegnete er gelassen.
    »Aber ich bin keine MacKinnion, und ich lasse mich von Euch nicht herumkommandieren. Dazu habt Ihr kein Recht...« »Jetzt reicht's mir, Sheena«, unterbrach er sie. »Ich möchte nicht mit dir streiten. Außerdem - so oft gebe ich keine Befehle.. .«
    »Oh, doch!«
    Er runzelte die Stirn. »Und wenn ich es tue, werden meine Anweisungen befolgt.«
    »Das ist unfair! Ihr nutzt Eure Vormachtsstellung aus!«
    »Keineswegs, Mädchen. Wenn ich das täte, hätte ich dich schon längst da, wo ich dich haben will.«
    Sie wurde rot, wandte den Kopf ab, und er fuhr in sanfterem Ton fort: »Ich bestehe nur auf belangloseren Dingen, und auch das wäre überflüssig, wenn du dich nicht hier oben verkriechen würdest.«
    »Mir geht es vor allem um meine Freiheit, Sir Jamie, und die habt Ihr mir genommen.«
    Er lachte leise. »Wenn ich dich freiließe, würdest du wie eine Einsiedlerin leben. Hast du noch nicht gemerkt, dass der Mann einen stärkeren Willen besitzt als die Frau?«
    »Nur wenn die Frau das zuläßt.«
    Jamie seufzte. »Ich weiß wirklich nicht, warum ich mir diesen Unsinn anhöre. Zwing mich nicht, Gewalt anzuwenden, Sheena, und komm jetzt mit mir!«
    Mühsam unterdrückte sie ihren Zorn. Was würde sie schon erreichen, wenn sie sich gegen ihn auflehnte? Sie war hilflos, und das wusste er ebenso gut wie sie.
    Doch sie hatte immer noch ihren Stolz. »Geht von der Tür weg, Sir Jamie!«
    »Warum?«
    »Damit ich vorbei kann.«
    Grinsend trat er beiseite und verneigte sich. »Dein Wunsch ist mir Befehl.«
    »Wenn es so wäre, säße ich nicht mehr hier fest!« erwiderte sie mit scharfer Stimme und ging an ihm vorbei. So schnell sie konnte, eilte sie nach unten und blieb stets einen Schritt vor ihm, bis sie den Torbogen erreichte. Die große Halle war voller Menschen und von Lärm erfüllt. Eine fröhliche Stimmung lag in der Luft.
    »Wir geben ein Fest zu Ehren unserer Gäste«, flüsterte

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