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Zorn und Zärtlichkeit

Zorn und Zärtlichkeit

Titel: Zorn und Zärtlichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Lindsey
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    Sie beugte sich wieder vor, um ihn zu mustern, und sah überrascht, dass er sich fast bis zur Unkenntlichkeit verändert hatte. Sein Gesicht war blass vor Zorn, die eben noch so sanften dunklen Äugen glitzerten hart und böse, seine Stimme klang messerscharf. Ein erbitterter Streit war entbrannt und drohte außer Kontrolle zu geraten.
    »Ihr hättet meine Schwester heiraten müssen, Jamie!« stieß William erbost hervor. »Immerhin habt Ihr sie bei Euch aufgenommen und als Eure Geliebte zur Schau gestellt! Ich mischte mich nicht ein. Denn sie schwor mir, Ihr hättet versprochen, sie zu heiraten.«
    »Libby hat gelogen«, erwiderte Jamie gelassen. »Es war von Anfang an klar, dass eine Ehe nicht in Frage kam. Das wusste sie und be Schloss trotzdem hierzubleiben.«
    »Ihr habt sie ausgenutzt und gedemütigt, Jamie - so wie alle anderen Frauen, die Eurem Vergnügen dienten, um dann davongejagt zu werden.«
    »Meine Gefährtinnen sind niemals gezwungenermaßen zu mir gekommen.« Nun erhob auch Jamie seine Stimme. »Eure Schwester zog aus eigenem Antrieb zu mir, und sie ging ebenso freiwillig - reicher als zuvor, mit einer Börse voller Gold.«
    »Und wo ist diese Börse?« wollte William wissen.
    Jamie lachte lauthals. »Also könnt Ihr Libby nicht finden? Regt Ihr Euch deshalb so auf?«
    »Womöglich ist sie schon tot...«
    »Nein, Will, sie führt ein königliches Leben - an einem Ort, der ihr gefällt. Sie wusste nämlich, dass ich großzügig für sie sorgen würde. Das war alles, was sie von mir verlangte - ich sollte ihr helfen, Euch zu entrinnen.«
    »Das ist ein Lüge!«
    »So? Ich frage mich, was Euch am allermeisten ärgert, Will dass sie zu mir kam oder dass sie nicht zu Euch zurückkehrte.«
    »Bastard!«
    Jamie stand abrupt auf, und William Jameson wurde noch bleicher. Er erkannte, dass er zu weit gegangen war. Drü c kende Stille trat ein, als sich der Laird erhob und auf den unglücklichen Mann hinabschaute. Sheena konnte sein wütendes Gesicht nicht sehen - aber seine geballte Hand.
    Seine Stimme war eisig. »Ich möchte mich nun zurückziehen, bevor ich mir Eure Beleidigungen zu Herzen nehme und vergesse, dass Ihr ein Gast in meinem Haus seid. Morgen früh werdet Ihr abreisen, Jameson - und mir in Zukunft nicht mehr willkommen sein.«
    Mit hocherhobenem Kopf ging Jamie davon. Sheena seufzte erleichtert auf und wandte sich zu Lydia. »Was hat das zu bedeuten?« Sie sprach im Flüsterton, weil William Jameson immer noch neben ihr saß, nur um einen Stuhl entfernt.
    »Will ist ein verbitterter Mann. Seine Eltern sind vor langer Zeit gestorben, und danach musste er seine Schwester aufziehen, die damals noch ein kleines Kind war. Er hat sehr an ihr gehangen und sie mit seiner Liebe nahezu erstickt. Natürlich versteht er nicht, dass sie unbedingt von ihm weg wollte. Um bei der Wahrheit zu bleiben - sie ist ein verwöhntes, wankelmütiges Mädchen, das seine Zuneigung nie erwidert hat. Ich lernte sie kennen, während sie hier war, und konnte sie von Anfang an nicht leiden. Sie stellte ihren Bruder als armen Narren hin, der seine einzige Schwester anbetete, machte ihn vor uns allen lächerlich und dachte sich nichts dabei. Will müsste froh sein, dass er sie los ist - aber so wird er das wohl niemals sehen.«
    »Wird Sir William jetzt abreisen?«
    Lydia lachte leise, neigte sich noch näher zu Sheena und wisperte: »Er ist ziemlich feige, meine Liebe, und ich möchte wetten, dass er sofort verschwinden wird.«
    Sheena konnte das kaum glauben, doch dann wandte sie sich zu ihm und sah ihn aufstehen. Er rief seine Männer zusammen, und eine Minute später eilten sie alle wütend aus der Halle.
    Sheena geriet in Panik. Ihre letzte Hoffnung drohte zu entschwinden. Hastig entschuldigte sie sich bei Lydia, verließ den Tisch und durchquerte die Halle, scheinbar auf dem Weg zum Südturm. Doch sobald sie den Torbogen passiert hatte, stieg sie nicht die Treppe hinauf, sondern rannte nach links, in den Hof hinaus.
    William Jameson stand mit vier Gefolgsleuten vor dem Stall und wartete ungeduldig auf die Pferde. Sheena bedachte nicht, wie leichtsinnig es war, einen Fremden um Hilfe zu bitten. Sie sah in Jameson den ersehnten Retter, der sie in die Freiheit führen würde.
    »Auf ein Wort, Sir William - wenn Ihr es gestattet!« rief sie.
    »Was ist los?« entgegnete er ungehalten und drehte sich um. Bei ihrem Anblick hob er verblüfft die Brauen. »Oh - Sir Jamies neue Hure!«
    Sheena zuckte zusammen, als hätte

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