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Zorn und Zärtlichkeit

Zorn und Zärtlichkeit

Titel: Zorn und Zärtlichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Lindsey
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näher kennenzulernen. Und es ist unwahrscheinlich, dass ich Euch bald wieder allein begegnen werde - in einer so günstigen Situation.«
    Er kam einen Schritt näher, und sie wich zurück. Dann machte er noch einen Schritt auf sie zu, ganz langsam, als wollte er sich an ein scheues Wild heranpirschen. Sheena wusste nicht recht, ob sie ihn ernst nehmen sollte, fand sein Verhalten aber keineswegs erfreulich.
    Ungehalten hob sie eine Hand, während er sie immer weiter in den Schatten unter der Treppe zurücktrieb. »Was bildet Ihr Euch eigentlich ein, mein Herr?«
    Er griff nach ihrer Hand, hielt sie fest und schlang seinen anderen Arm um ihre Taille. »Ich gehe ein großes Wagnis ein, meine Teure«, flüsterte er lächelnd. »Aber es lohnt sich.«
    Sein Mund berührte den ihren. Es war ein sanfter Kuss , bis Sheena anfing, Widerstand zu leisten. Da preßte er sie fest an seine Brust, und sie konnte sich nicht mehr bewegen. Er küßte sie mit brutaler Leidenschaft, drückte ihr schmerzhaft die Lippen gegen die Zähne. Sie bekam keine Luft mehr und glaubte, ihr Genick müßte jeden Augenblick brechen. Wenn sie doch nur einen Dolch hätte! Erst als ihre Lungen zu bersten drohten, ließ er sie los.
    »O Sheena, Ihr bringt einen Mann um den Verstand - so dass er Dinge tut, die er nicht tun dürfte. Andererseits - was kann ein Kuss schon schaden?«
    Sekundenlang war sie versucht, um Hilfe zu rufen. Dann erlag sie dem Irrtum, dass sie jetzt nichts mehr zu fürchten hatte, und sagte mit beherrschter Stimme: »Laßt mich vorbei, Black Gawain. Es fehlt mir keineswegs an Mut, und ich hätte gute Lust, Euch zu töten für das, was Ihr getan habt.«
    Er lachte, trat aber bereitwillig zur Seite. »Ich fürchte nicht Euch, Fräulein, sondern Euren Laird.«
    »Jamie? Der ist nicht mein Laird.«
    Gawain hob die Brauen. »Nein? Dann war mein Wagnis nicht allzu groß. Vielleicht sollte ich Euch noch mehr rauben als nur einen Kuss .«
    Seine Lippen erstickten den Schrei, der in ihrer Kehle aufstieg. Er riß sie wieder an sich, tastete nach ihren Brüsten, und sie erkannte angeekelt, in welcher Gefahr sie schwebte.
    Schritte polterten auf der Wendeltreppe. Stimmen klangen auf, und Gawain ließ sie fluchend los. Sie schob sich an ihm vorbei und rannte in den Hof hinaus. Nach einigen Schritten blieb sie stehen, um Atem zu holen und ihrem rettenden Schicksal zu danken - wen immer es auch die Treppe hinabgeschickt hatte.
    Sie war gerade noch einmal davongekommen, mit knapper Not. Musste sie nun befürchten, in jeder finsteren Ecke überfallen zu werden? Nun, immerhin gab es noch eine Hoffnung. Sie ging zum Torhaus, aber der Wächter schüttelte wortlos den Kopf.
    Welche Möglichkeit blieb ihr jetzt noch? Wo sollte sie Zuflucht suchen? Sie war nicht bereit, sich dem Laird auszuliefern, nur um vor seinen Gefolgsmännern sicher zu sein. Es musste noch einen anderen, besseren Weg geben.
    Nur Colen saß am Tisch des Lairds, als sie die Halle betrat. Ärgerlich ging sie auf ihn zu. »Ihr müßt mich beschützen, Colen. Das seid Ihr mir schuldig.«
    »So? Erwartet Ihr, dass ich Euretwegen mit meinem Bruder kämpfe?«
    »Nein. Jamies wegen mache ich mir auch keine Sorgen - wenigstens jetzt noch nicht.«
    Er schaute auf ihre Lippen, und sie hob unwillkürlich eine Hand, um sie zu berühren. Sie waren geschwollen. Dieser verdammte Black Gawain! »Ich bitte Euch um Hilfe«, fügte sie tonlos hinzu.
    »Warum geht Ihr nicht zu meinem Bruder? Er wird Euch nur zu gern Schutz gewähren.«
    »Und um welchen Preis?« stieß Sheena hervor. »Ich habe nicht die Absicht, mich zu opfern.«
    »Ihr meint, Ihr müßtet Euch opfern?« Colen kicherte. »Ja, so würdet Ihr es wohl betrachten.«
    Sie runzelte die Stirn. Auf diese Weise kam sie nicht weiter. Warum benahm er sich so seltsam? »Es ist Euch also gleichgültig, was aus mir wird?« fragte sie.
    »Ich bezweifle, dass Euch die Aufmerksamkeiten meines Bruders mißfallen werden«, entgegnete er bitter.
    »Wie meint Ihr das?«
    »Ich sah Euch mit Jamie am Teich liegen. Und Ihr habt Euch nicht gegen ihn gewehrt, Sheena.«
    Das Blut stieg ihr in die Wangen, doch sie war nicht bereit, ihm zu gestehen, wie schwach sie an jenem Tag geworden war. »Er hat sich auf mich gestürzt, Colen, und er ist stärker als ich. Aber ich begehre ihn nicht - falls Ihr das glaubt, Colen.«
    »Dann heiratet mich - wenn Ihr ihn nicht mögt. Denn sonst wird er Euch einfach nehmen.«
    »Es muss einen anderen Ausweg geben.«
    Colen

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