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Zorn und Zärtlichkeit

Zorn und Zärtlichkeit

Titel: Zorn und Zärtlichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Lindsey
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schüttelte den Kopf. »Ich habe keine Geduld mehr mit Euch, Sheena. Wie mein Bruder Eure ständige Weigerung erträgt, weiß ich nicht. Ich bin es jedenfalls leid. Meinetwegen soll er Euch haben.«
    Das hatte sie nicht erwartet. Aus irgendeinem Grund war sie überzeugt gewesen, sie könnte mit Colens Beistand rechnen. Und nun ließ er sie im Stich?
    »Ihr wollt mir also nicht helfen?«
    Colen seufzte. »Ihr habt weder Jamie noch mir gestattet, Anspruch auf Euch zu erheben. Und was Euren Schutz betrifft - nun, da müßt Ihr Euch an meinen Bruder wenden. Ich habe Euch in dieses Schloss gebracht, was ich jetzt bereue. Ihr seid geflohen, und Jamie hat Euch zurückgeholt. Jetzt gehört Ihr ihm.«
    »Warum hat er mich wieder hierhergeschleppt, Colen? Und wer gibt ihm das Recht, mich in seinem Haus festzuhalten?«
    Er stand auf und ging davon. Seine Antwort war fast unverständlich. »Das müßt Ihr ihn selber fragen.«

26.

     
    Nun blieb ihr nichts anderes übrig, als sich wieder im Südturm einzusperren. Sie war fest entschlossen, dort zu bleiben, bis Jamie ihr erlauben würde, sein Haus zu verlassen. Dies schien die einzige Lösung ihres Problems zu sein. Wenn ihre Tür verriegelt war, würde man sie nicht verpflegen können. Sie hatte sich genügend Lebensmittel von den Frühstückstischen in der Halle mitgenommen, um ein paar Tage lang durchzuhalten. Das wusste Jamie natürlich nicht. Er würde glauben, der Hunger müßte sie letzten Endes zwingen, sein Verlangen zu erfüllen.
    Abends kehrte er nach Hause zurück und ging sofort in den Südturm. Nachdem er Sheena vergeblich aufgefordert hatte, die Tür zu öffnen, brach er das Schloss auf. Wehrlos stand sie ihm gegenüber. »Was soll das?« rief er ärgerlich. »Willst du vielleicht behaupten, du hättest meinen Ruf nicht gehört? Warum hast du nicht geantwortet?«
    Sheena nahm ihren ganzen Mut zusammen. »Ihr hattet kein Recht, gewaltsam in mein Zimmer einzudringen, Sir Jamie. Wenn Ihr mir willkommen wärt, hätte ich Euch hereingelassen.«
    »Dein Schweigen hat mir nichts dergleichen verraten.«
    »Ihr habt so laut gebrüllt und gegen die Tür gehämmert, dass Ihr meine Antwort ohnehin nicht vernommen hättet.« Wütend runzelte er die Stirn, doch sie fuhr tapfer fort: »Es ist mein gutes Recht, allein und ungestört in diesem Zimmer zu bleiben. Sicher hat Euer Vater niemals die Tür Eurer Mutter eingetreten. Er hat ihren Willen geachtet und...«
    »Ich bin nicht mein Vater«, fiel er ihr ins Wort. »Zwischen mir und dem Ziel meiner Wünsche gibt es keine verschlossenen Türen. Und sobald wir zusammenleben, wirst du das auch gar nicht mehr wollen.«
    Sheena schnappte empört nach Luft. »Euer Selbstvertrauen ist unglaublich. Und völlig fehl am Platz. Ich werde stets bestrebt sein, möglichst viele Barrieren zwischen Euch und mir zu errichten.«
    Sie stemmte die Hände in die Hüften, hob herausfordernd das Kinn, und Jamies Ärger verflog. Er grinste belustigt.
    »Wie schön du bist, wenn dieses wilde Feuer in deinen Augen leuchtet! Kein Wunder, dass ich dir niemals zürnen kann zumindest nicht für lange.«
    Diese Worte kamen aus James MacKinnions Mund, des Mannes, der in seinem Zorn vor nichts zurückschreckte? Sheena traute ihren Ohren nicht.
    »Ich mag es nicht, wenn man sich auf meine Kosten amüsiert.«
    »Du magst dies nicht, du magst jenes nicht«, spottete er. »Was magst du eigentlich?« »Meine Freiheit.«
    »Wann warst du jemals frei? Du standest unter der Herrschaft deines Vaters, bevor ich dich in meine Gewalt bekam.« »Er hat mich niemals in meiner Freiheit eingeschränkt.« »So? Oder hast du dir deine Freiheit einfach genommen?« Sheena konnte Jamies Blick nicht mehr standhalten. Dieser Mann durchschaute sie viel zu leicht.
    »Darauf kommt es nicht an«, entgegnete sie unbehaglich. »Tatsache ist, dass ich immer noch ihm untergeordnet bin - und nicht Euch. Deshalb werde ich mich nach seinen Wünschen richten - und nicht nach Euren.«
    »Wirklich?« Jamie lachte leise. »Nun, vielleicht sollte ich ihn aufsuchen und ihm die Entscheidung überlassen. Ein MacEwen wäre hocherfreut, wenn er sich mit einem MacKinnion verbünden könnte.« »Nein!« flüsterte sie entsetzt.
    »Damit würden wir dieser sinnlosen Streiterei ein Ende setzen.«
    »Nein!« wiederholte sie mit festerer Stimme. Er ließ nicht locker. »Nun - wenn ich ihn finden wollte, würde mir das sicher gelingen.«
    Sheena zuckte siegessicher mit den Schultern. »Niemals! Aber Ihr könnt

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