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Zorn und Zärtlichkeit

Zorn und Zärtlichkeit

Titel: Zorn und Zärtlichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Lindsey
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ihm mit gerunzelter Stirn nach. »Heilige Maria, mein leiblicher Bruder hält mich für einen Barbaren!« flüsterte er fast unhörbar, aber Niall hatte scharfe Ohren.
    »Habt Ihr sie wirklich nicht angerührt? Ich meine...«
    »Tut mir leid, dass ich dich enttäuschen muss , mein Junge - leider bin ich nicht der Frauenschänder, für den du mich hältst.«
    »Der Eindruck, den Ihr bei unserer letzten Begegnung auf mich machtet, war nicht gerade ermutigend, denn Ihr sagtet...«
    »Daran muss t du mich nicht erinnern«, fiel Jamie dem Jungen ins Wort. »Aber ich war damals wütend, Niall, auf dich und deinen Vater. In Wirklichkeit hat mir Dugald seine älteste Tochter niemals angeboten. Hättest du das gewusst , wärst du nicht bereit gewesen, mich zu befreien. Deshalb musste ich dich in dem Glauben lassen, ich würde Sheena heiraten.«
    »Wenn man sie nicht verbannt hätte, wäre sie jetzt nicht hier«, meinte Niall nachdenklich. »Sie hatte schreckliche Angst vor Euch, James MacKinnion. Fürchtet sie Euch immer noch? Ist das der Grund, warum mein Vater so lange braucht, um ihr diese Heirat schmackhaft zu machen?«
    »Ja, sie hatte Angst vor mir, das leugne ich nicht. Deshalb hat sie mir verschwiegen, wer sie ist. Natürlich merkte sie, wie sehr ich sie begehre. Trotzdem dachte sie, ich würde ihr etwas antun, sobald ich erfahren hätte, woher sie stammt. Inzwischen ist ihr klargeworden, dass das keinen Unterschied für mich macht. Ich würde sie niemals verletzen. Das weiß sie, tief in ihrem Herzen. Leider ist sie zu halsstarrig, um das zuzugeben.«
    »Was wollt Ihr damit sagen, MacKinnion?«
    »Ich glaube, sie erwidert meine Gefühle.«
    Sheena brach in Tränen aus, als ihr Vater aus dem Zimmer stürmte. Keine fünf Minuten später klopfte Niall an die Tür, um fortzusetzen, was Dugald begonnen hatte. Was sollte sie denn tun, wenn ihr die beiden Menschen, die sie am allermeisten liebte, mit aller Macht einreden wollten, sie müßte MacKinnion heiraten?
    Ihr Vater war unnachgiebig gewesen. »Die Fehde muss beendet werden. Du wirst deine Familie retten.«
    Als ob das Schicksal aller Fergussons in ihren Händen läge! Genau das hatte er behauptet und in den schrecklichsten Farben geschildert, was geschehen würde, wenn sie sich James MacKinnions Wünschen widersetzte.
    »Sollen wir alle sterben?« hatte er geschrien. »Er sagte, du würdest dieses Haus nur als seine Ehefrau verlassen. Kann ich nach Hause reiten, mit diesem Wissen? Nein. Du wirst den blutigsten aller Kriege heraufbeschwören. Willst du das? Bist du wirklich so selbstsüchtig, Sheena?«
    Er hatte sie mit den schlimmsten Vorwürfen überhäuft und die grässlichsten Drohungen ausgestoßen. »Du wirst ihn heiraten!« hatten seine letzten Worte gelautet. Und jetzt Niall! Sie war so glücklich, als er in ihr Zimmer kam, aber er verdarb ihr die Wiedersehensfreude. »Du muss t ihn heiraten, Sheena. Und du kannst dich glücklich schätzen.«
    Glücklich! Wieso wollte er ihren Standpunkt nicht verstehen? »Und seine grausamen, mörderischen Plünderzüge?« stieß sie hervor, wütend auf ihren Bruder, ihren Vater und den ganzen Fergusson-Clan. »Was glaubst du wohl, warum seine erste Frau in den Tod gegangen ist - warum sie es nicht ertrug, an seiner Seite zu leben? Außerdem - ich möchte einen Mann heiraten, der mich liebt. Und MacKinnion hat nie von Liebe gesprochen.«
    »Und wenn er das getan hätte?« fragte Niall leise.
    Sheena gab keine Antwort. Sie wusste nicht, was sie bewogen hatte, dieses Thema anzuschneiden. Verzweifelt suchte sie nach einem letzten Rettungsanker. Aber wann immer sie die Hand danach ausstreckte, griff sie ins Leere. Würde ihr niemand helfen? Wollte man ihr ganzes Leben zerstören?

29.

     
    Sie heirateten noch am selben Nachmittag. Ein Geistlicher, den Jamie am Vortag ins Haus beordert hatte, schloss den Le bensbund. Vor Gott und in Anwesenheit beider Clans wurde Sheena die Frau MacKinnions.
    Auch die Clans wurden durch diese Ehe in Frieden vereint. Die meisten Fergussons und MacKinnions bejubelten das große Fest und das Ende einer bitteren Fehde.
    Andere sahen keinen Grund zur Freude - zum Beispiel jene, deren Angehörige im Lauf der Fehde erst neulich ihr Leben verloren hatten und zu denen Black Gawain zählte. Er weigerte sich, die Hochzeitsfeier zu besuchen, und seine derzeitige Geliebte schmollte. In der stillen Hoffnung, Jamie doch noch zu erobern, sobald er die rothaarige Tiefländerin satt hätte, war sie auf Schloss

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