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Zorn und Zärtlichkeit

Zorn und Zärtlichkeit

Titel: Zorn und Zärtlichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Lindsey
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anderen weiterfeiern - und vielleicht wirst du zur Abwechslung endlich einmal lächeln. Heilige Maria, Sheena! Heute ist unser Hochzeitstag - ein Tag, an den man stets zurückdenken sollte.«
    »Wie könnte ich einen solchen Schreckenstag jemals vergessen?« fauchte sie. »Und falls Ihr wissen wollt, warum ich nicht lächeln kann - weil ich keinen Grund dazu habe, seit ich mit Euch verheiratet bin.«
    Er war tief verletzt, doch das zeigte er nicht. »Komm jetzt«, sagte er in gleichmütigem Ton.
    »Aber - ich habe noch nicht einmal Eure Schwester kennengelernt«, protestierte Sheena. »Was wird sie von mir denken, wenn ich einfach verschwinde, ohne mich zu verabschieden?«
    »Du hast sie bereits kennengelernt und kaum mit ihr geredet, obwohl sie ihr Krankenbett verlassen hat, um an diesem Fest teilzunehmen. Und ich will dir auch sagen, was sie denkt dass ich den gleichen Fehler zum zweitenmal begehe, denn du hast genauso trübsinnig am Tisch gesessen wie meine erste Frau an ihrem Hochzeitstag. So etwas werde ich nicht mehr dulden.«
    Sheena sah ihn überrascht an. Bedrückte ihn die Erinnerung an seine erste Frau immer noch? Darüber hatte sie sich nie den Kopf zerbrochen. Nachdenklich folgte sie ihm die Treppe hinauf, zu einer Tür, die er öffnete, um ihr den Vortritt zu lassen. »Unser Zimmer«, erklärte er leise.
    Zögernd ging sie hinein und wandte ihren Blick hastig von dem großen französischen Bett mit den aufgeschlagenen Leinentüchern und dicken Kissen ab. Statt dessen betrachtete sie den hohen Kleiderschrank und den Tisch, der von Papieren übersät war. In einer Ecke stand ein Leuchter mit brennenden Kerzen, vor dem Kamin ein bequemer Sessel. Eine Vitrine enthielt faszinierende Ziergegenstände aus Glas, große und kleine - Tiere, ein Boot, eine Glocke und viele andere Dinge, wie Sheena sie noch nie gesehen hatte.
    »Das hat mir alles meine Mutter hinterlassen«, sagte Jamie. »Ein Erbe ihrer normannischen Ahnen.«
    Sie schämte sich ein wenig, weil sie die hübschen Sachen so neugierig angestarrt hatte. Um ihre Verlegenheit zu überspielen, schlenderte sie zum Kamin und hielt die zitternden Hände über die Flammen.
    »Möchtest du ein Glas Wein, Sheena?«
    Verwirrt zuckte sie zusammen und warf Jamie einen kurzen Seitenblick zu. Er wartete auf ihre Antwort. Sie nickte widerstrebend und sah zu, wie er einen großen Kelch mit dunkelrotem Wein füllte. Er brachte ihr das schwere Gefäß, sie hielt es mit beiden Händen fest und leerte es in einem Zug.
    Jamie beobachtete sie lächelnd. Amüsierte er sich auf ihre
    Kosten? Der Wein erwärmte sie, ein angenehmes, träges Gefühl breitete sich in ihrem Körper aus - oder ein Schwächegefühl, ausgerechnet jetzt, so sie ihrem Feind gegenübertreten musste ? Sie umklammerte den Kelch noch fester und überlegte, ob sie ihn noch um etwas Wein bitten sollte. Würde ihr das Getränk Kraft geben - oder würde es sie zur Unterwerfung zwingen? Sie musste sich zusammenreißen...
    Jamie stand hinter ihr und litt Höllenqualen. Noch nie in seinem Leben war er so unsicher gewesen. Er starrte auf ihren kerzengeraden, unnachgiebigen Rücken und wartete. Von den nächsten Stunden hing so viel ab, und er wünschte sich so sehr, mit Sheena ein vollkommenes Glück zu teilen. Seit er sie damals im Morgennebel zum erstenmal gesehen hatte, sehnte er sich nach ihr. Und nun gehörte sie ihm - die schönste, begehrenswerteste aller Frauen. Und er hatte Angst davor, sie zu berühren, sie zu erschrecken.
    »Bitte, Sir Jamie, ich hätte gern noch einen Schluck Wein.«
    Ihre Blicke trafen sich, während sie ihm den leeren Kelch reichte. Und was er in ihren dunkelblauen Augen sah, krampfte ihm das Herz zusammen. »Fürchtest du dich immer noch vor mir, Mädchen? Ich schwöre dir - ich werde sanfter mit dir umgehen als alle Liebhaber, die du vor mir hattest.«
    Sie wandte sich wieder ab. »Ich hatte noch keine...«
    Ihre Stimme klang weder gekränkt noch wütend, sie stellte nur eine schlichte Tatsache fest. Jamie hielt den Atem an, und eine unbändige Freude stieg in ihm auf. »Wenn du das jetzt noch sagst, wo du weißt, dass ich die Wahrheit herausfinden werde, bevor wir dieses Zimmer verlassen - dann muss es wirklich so sein. O Sheena, du kannst nicht ermessen, wie glücklich ich bin. Und du ahnst nicht, was in mir vorging, als ich dachte, Jameson...«
    »Warum sollte das einen Unterschied für Euch machen?« unterbrach sie ihn verächtlich.
    »Warum?« wiederholte er bestürzt.
    »Ja -

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