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Zorn - Vom Lieben und Sterben: Thriller (German Edition)

Zorn - Vom Lieben und Sterben: Thriller (German Edition)

Titel: Zorn - Vom Lieben und Sterben: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan Ludwig
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Polizist geistesabwesend und wandte sich wieder seinem Ohr zu.
    Max Brandt sah sich unentschlossen um, erst nach links, dann nach rechts. Schließlich wandte er sich zum Gehen. Die Glastüren des Präsidiums schoben sich lautlos hinter ihm zusammen, dann lief er, die Hände in den Hosentaschen, über den Parkplatz. Es würde ein warmer Tag werden, schon jetzt schwebte die Hitze über dem Asphalt, als wäre sie mit den Händen greifbar.
    »Max? Max Brandt?«
    Er sah sich um.
    Der langhaarige Kommissar stand neben einem dunklen Volvo und kam jetzt mit großen Schritten auf ihn zu. Er trug ein weißes Leinenhemd, das er bis über die Ellenbogen aufgekrempelt hatte. Es war fast zehn, und doch wirkte er übernächtigt, zerknittert, als habe er wenig geschlafen.
    »Wolltest du zu mir?«
    »Nein, Herr Kommissar. Zu Herrn Schröder, aber der ist nicht da.«
    »Tja, dann wirst du wohl mit mir vorliebnehmen müssen.«
    »Eigentlich ist es gar nicht so wichtig, außerdem ist es spät, ich muss …«
    »Es sind Ferien, du hast genug Zeit. Lass uns in den Schatten gehen«, erklärte Zorn, griff Max am Oberarm und zog ihn sacht zu einer Bank, die ein paar Meter vor dem Eingang unter einer großen Kastanie stand. Dort setzte er sich und streckte die langen Beine aus. Max nahm auf der äußersten Kante Platz.
    Zorn hielt ihm seine Zigaretten entgegen.
    »Auch eine?«
    Der Junge schüttelte den Kopf.
    »Du hast recht. Am besten, man fängt gar nicht erst an.« Zorns Feuerzeug klickte. »Also, was wolltest du von Hauptkommissar Schröder?«
    »Das würde ich ihm gern selbst sagen.«
    »Wie du meinst. Das Problem ist«, Zorn schob die Sonnenbrille in die Stirn und hielt das Gesicht mit geschlossenen Augen in die Sonne, »dass Kollege Schröder im Moment unterwegs ist. Ich glaube, er sucht jemanden. Hast du eine Ahnung, wer das sein könnte?«
    Max stützte die Ellenbogen auf die Knie und sah hinab auf seine Turnschuhe.
    »Ich kann’s mir denken. Sie suchen den, der Udo getötet hat.«
    »Du bist ein Blitzmerker. Man merkt, dass du Abitur hast. Aber das ist noch nicht alles. Wir denken, dass der, der Udo getötet hat, auch der Mörder von Björn Grooth ist. Du erinnerst dich doch an die beiden? Ihr wart befreundet, wenn ich das richtig verstanden habe. Und deswegen könnte ich mir vorstellen, dass Hauptkommissar Schröder im Moment nach Martha und Eric Haubold sucht.« Zorn legte einen Arm um die Schulter des Jungen. »Und nach dir, mein Lieber.«
    Max rückte unmerklich ein Stück von Zorn ab. »Ich weiß nicht, was Sie wollen. Gestern kam in den Nachrichten, dass im Nordbad ein Toter gefunden wurde. Ich habe bei Ihnen angerufen, und Kommissar Schröder hat gesagt, dass es Udo ist. Er hat mich für heute herbestellt, und ich bin hier.« Max schluckte. Dann sah er zu Zorn hinüber. »Also, was hab ich falsch gemacht?«
    »Wahrscheinlich nichts. Es sei denn, du bist der Mörder.«
    »Sie sind ein Arschloch, Herr Kommissar.«
    Zorn unterdrückte ein Gähnen.
    »Das behaupten viele. Und wahrscheinlich haben sie recht.«
    Der Junge stand auf.
    »Ich gehe jetzt.«
    Er war kurz davor, in Tränen auszubrechen.
    »Setz dich wieder, bitte.« Zorn klopfte mit der flachen Hand neben sich auf die Bank. »Das war jetzt vielleicht ein bisschen hart, aber es musste sein. Willst du, dass ich mich entschuldige?«
    »Nein. Ich würde Ihnen sowieso nicht glauben.«
    Zorn nickte lächelnd. »Mit Recht. Und jetzt setz dich.«
    Max gehorchte. Er schniefte, seine Nase lief. Zorn reichte ihm ein Taschentuch.
    »Woher wusstest du, dass der Tote Udo Kempff ist? Sein Name wurde nirgends erwähnt.«
    »Das wusste ich nicht. Aber ich hab’s geahnt. Oder befürchtet. Der Sprungturm war unser Lieblingsplatz, wir haben uns oft dort getroffen. Udo ist dort auch allein hingegangen. Als ich gehört habe, dass dort oben jemand gestorben ist, hab ich sofort an Udo gedacht.« Er sah Zorn an. »Was genau ist passiert? Kommissar Schröder wollte es mir am Telefon nicht sagen.«
    Zorn schob die Sonnenbrille wieder auf die Nase.
    »Er wurde gefesselt, mit Benzin übergossen und angezündet.«
    Eine Weile war es still.
    »Mein Gott«, sagte Max dann.
    »Gott hat mit dieser Sache nichts zu tun.« Zorn griff nach einer neuen Zigarette. »Das hoffe ich zumindest.« Die Schachtel war leer, er zerknüllte sie in der Faust und warf sie zu Boden. »Ehrlich gesagt, weiß ich nicht, was ich von euch halten soll, Max. Von dir und deinen Freunden. Ihr passt nicht zusammen, und ich

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