Zorn - Vom Lieben und Sterben: Thriller (German Edition)
verstehe nicht, was euch verbindet. Zwei von euch sind jetzt tot, drei sind übrig: Eric, Martha und du. Weißt du, was ich dir sagen will?«
Max nickte.
»Gut.« Zorn nickte ebenfalls. »Ihr drei seid in Gefahr, das muss euch klar sein. Wenn wir den Mörder finden wollen, müssen wir sein Motiv kennen, und das liegt irgendwo bei euch. Hast du eine Ahnung, was das sein könnte?«
»Nein.«
»Ist es das, was du Hauptkommissar Schröder erzählen wolltest?«
»Nein.«
Max war blass, er wirkte fast zerbrechlich, wie er da so saß, am äußersten Ende der Bank, so weit wie möglich von Zorn entfernt, der sich zurückgelehnt hatte und beide Arme auf der Lehne ausstreckte.
»Wie du meinst, Max. Könnte es etwas mit den Einbrüchen zu tun haben?«
»Das glaube ich nicht, Herr Kommissar.«
»Was glaubst du dann?«
Max rutschte unruhig auf der Bank hin und her.
»Ich weiß es nicht.«
»Das sagtest du bereits. Ich kapier einfach nicht, wie jemand wie du bei dieser Scheiße mitgemacht hat. Udo Kempff brauchte das Geld. Man soll nicht schlecht über die Toten reden, aber ich glaube, er war ein wenig zurückgeblieben. Bei Martha und Eric Haubold ist es anders. Die beiden sind verwöhnt, sie haben alles, was sie brauchen. Ich denke, den beiden war einfach nur langweilig. Aber du? Du bist keins von beidem, oder?«
»Was bin ich nicht?«
»Du bist weder verwöhnt noch zurückgeblieben.«
Der Junge zuckte die Achseln und schwieg.
»Es ist wegen Martha, oder?«
»Was soll mit Martha sein?«
»Es bringt nichts, wenn du jede Frage mit einer Gegenfrage beantwortest. Ich bin von uns beiden der Bulle. Ich frage. Du antwortest, kapiert?«
»Jaja, ich hab’s kapiert«, murmelte Max.
»Du magst sie, hab ich recht?«
»Ist das verboten?«
»Nein. Aber wenn du wegen ihr bei diesen Einbrüchen mitgemacht hast, bist du weder verwöhnt noch zurückgeblieben. Sondern einfach nur doof, mein Lieber.«
Max öffnete den Mund, schloss ihn dann wieder. Wie ein Fisch, der nach Luft schnappt.
»Ist bei den Einbrüchen etwas passiert? Können die Morde etwas damit zu tun haben?«
»Das kann ich mir nicht vorstellen. Wir haben Schnaps geklaut und ein bisschen gekifft. Mehr war da nicht.«
»Ich kann dich nicht zwingen, mit mir zu reden.« Zorn machte eine Pause. »Noch nicht. Aber du solltest mich nicht für blöder halten, als ich bin. Wo warst du Montagnacht?«
Max überlegte.
»Zu Hause. Ich hab geschlafen.«
»Okay.« Zorn stand auf. »Wir werden uns heute noch bei dir melden.«
»Kommissar Schröder hat meine Handynummer.«
Max erhob sich ebenfalls. Er schien erleichtert und wollte offensichtlich so schnell wie möglich weg. »Kann ich jetzt gehen?«
»Gleich. In der Nähe der Bikerstrecke, da, wo Björn Grooth getötet wurde, ist ein alter Hochstand. Kennst du den?«
Der Junge dachte nach.
»Nein. Ich bin so gut wie nie im Stadtwald. Das letzte Mal ist bestimmt ein paar Jahre her.«
»Okay.« Zorn gab ihm die Hand. »Du kannst abhauen. Aber vergiss nicht: Ich kann dich nicht schützen, wenn du nicht redest.«
»Ich habe alles gesagt, Herr Kommissar.«
Max nickte ihm zu und ging langsam davon.
Zorn sah ihm einen Moment nach.
»Wer’s glaubt, wird selig«, murmelte er.
Nahm die Sonnenbrille ab und ging ins Präsidium.
*
»Schröder hier.«
»Wo bist du?«
»Auf dem Weg zu Martha und Eric Haubold, Chef.«
»Max Brandt war eben hier, er wollte dich sprechen.«
»Gut. Ich hatte ihn angerufen und zu uns bestellt. Hast du was Neues erfahren?«
»Nee, eigentlich nicht. Ich werde aus dem Jungen nicht richtig schlau. Außerdem wollte er mit dir reden und nicht mit mir.«
»Ein äußerst sensibler Mensch, wie mir scheint. Hoffentlich ist er dir nicht zur Last gefallen.«
»Denkst du, ich kann damit nicht umgehen? Ich kann auch sensibel sein, Schröder!«
» Of course , Chef. Wer, wenn nicht du.«
»Was ist mit seinen Eltern?«
»Die sind geschieden. Die Mutter lebt in Bayern, der Vater arbeitet irgendwo an der Uni.«
»Schick mir mal die genaue Adresse, da fahr ich jetzt hin.«
»Zur Uni?«
»Nee, nach Bayern!«
Eine Weile war es still in der Leitung.
»Was ist?«, fragte Zorn.
»Ich überlege, Chef.«
»Was?«
»Ich glaube, deine Witze waren früher besser.«
»Oh, das tut mir leid.«
»Wir sollten Schluss machen, ich bin gleich da.«
»Okay. Frag Martha und Eric nach ihrem Alibi für Montagnacht. Und ob sie den Hochsitz im Stadtwald kennen.«
»Zu Befehl.«
»Und noch was.«
»Ja?«
»Sei
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