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Zorn - Vom Lieben und Sterben: Thriller (German Edition)

Zorn - Vom Lieben und Sterben: Thriller (German Edition)

Titel: Zorn - Vom Lieben und Sterben: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan Ludwig
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Oder gibt es gar keinen Grund? Ist er einfach nur durchgeknallt, läuft durch die Gegend und killt wahllos Menschen, weil es ihm Spaß macht?
    Hinter ihm klapperte etwas, ein kurzes, metallisches Geräusch. Zorn, der in seine Gedanken vertieft war, achtete nicht darauf.
    Dann ging es rasend schnell.
    Es klapperte wieder, diesmal nur wenige Zentimeter entfernt, jetzt hörte er es, doch bevor er sich umdrehen konnte, zischte etwas an ihm vorbei, streifte seinen Arm, er spürte den plötzlichen Luftzug, schrie auf, stolperte über die eigenen Füße, saß im nächsten Moment auf dem Hosenboden und glotzte mit offenem Mund auf den gebeugten Rücken eines Mountainbikers, der mit hüpfendem Hinterrad in irrwitzigem Tempo bergab zwischen den Bäumen verschwand.
    »Arschloch!«, brüllte Zorn und spürte das Kribbeln, als ihm unter den Achseln der Schweiß ausbrach.
    »Selber!«, erklang es von unten. Ein Quietschen, das Schleifen der Kette, der Biker trat in die Pedale und raste weiter. Zorn war wieder allein.
    Er rappelte sich auf und klopfte den Sand von der Jeans. Das Ganze hatte höchstens zwei Sekunden gedauert. Langsam kam sein Puls wieder zur Ruhe, doch seine Knie schlotterten ein wenig, als er zum Rand des Wegs schlich. Dort sank er auf einen Baumstumpf und steckte sich eine Zigarette an.
    Kurz stellte er sich vor, was mit dem Radfahrer soeben passiert wäre, wenn der Draht sich noch immer zwischen den Bäumen befunden hätte. Er wäre geradewegs in den sicheren Tod gerast.
    Jetzt, dachte Zorn und inhalierte tief, habe ich ungefähr eine Ahnung, wie es Björn Grooth ergangen sein muss. Selbst, wenn er nur halb so schnell unterwegs war, er hatte nicht die geringste Überlebenschance.
    Da, wo der Radfahrer verschwunden war, schwebte eine gelbliche Staubwolke über dem Weg, trieb langsam nach links und verschwand im Unterholz.
    Konzentrier dich, mahnte sich Zorn. Denk nach. Du weißt nicht, wer diesen Draht gespannt hat. Du weißt auch nicht, warum er das getan hat. Aber du kannst versuchen, dich in ihn hineinzuversetzen. Herausfinden, wie er tickt.
    Was würdest du an seiner Stelle tun?
    Blödsinn, knurrte er leise vor sich hin. Psychologengewäsch. Ich bin gesund, wie soll ich da herausbekommen, was in solch einem kranken Hirn vor sich geht? Und krank muss man sein, um sich so etwas auszudenken. Wenn ich so etwas tun würde, dann …
    Er stutzte.
    Was würde ich tun?
    Ich würde zusehen wollen.
    Ja. Genau so ist es. Ich schleiche mich nachts in den Wald, ich kenne die Stelle, an der Björn Grooth vorbeikommen wird. Ich hasse ihn. Aus tiefstem Herzen, ich hasse ihn so sehr, dass ich mir diesen Draht besorge, ich gehe sogar das Risiko ein, dass mich jemand erwischt. Oder dass jemand anderes, ein Unschuldiger, vielleicht sogar ein Kind, in die Falle rast und getötet wird. Aber es ist mir egal.
    Was mache ich dann? Nachdem ich alles vorbereitet habe?
    Gehe ich nach Hause und lege mich ins Bett?
    Nein. Ich warte.
    Ich will sehen, wie es geschieht. Ich habe alles penibel geplant, mir vorgestellt, wie es passiert, ich habe ausgerechnet, in welcher Höhe ich den Draht spannen muss, damit er genau den Hals trifft. Und jetzt will ich dabei sein. Will sehen, wie er stirbt. Das ist die Krönung, ich darf sie nicht verpassen.
    Ich brauche einen sicheren Ort, von dem ich alles beobachten kann. Das ist einfach, ich bin im Wald, hier gibt es viele Verstecke. Vielleicht besorge ich mir ein Fernglas, dann kann ich aus sicherer Entfernung zusehen.
    Zorn stand auf. Ging ein paar Schritte bergab, dahin, wo sich der Draht in den Hals von Björn Grooth gegraben hatte.
    Ein Versteck. In sicherer Entfernung.
    Links von ihm war dichter Wald. Nach rechts, direkt neben ihm, zweigte eine schmale Schneise vom Weg ab und führte schnurgerade schräg bergab. Hölzerne, stellenweise geborstene Masten standen in der Mitte, eine ehemalige Stromleitung, die direkt durch die Heide verlief.
    Er schob die Sonnenbrille auf dem Kopf zurecht und kniff die Augen zusammen. Dann lief er los. Die Schneise war vielleicht fünfzehn Meter breit, abgestorbene Äste, hüfthohe Farne und stachelige Brombeeren versperrten ihm den Weg, links und rechts ragten die Baumstämme in die Höhe. Schritt für Schritt kämpfte er sich vorwärts, bog das Gestrüpp beiseite, kurz dachte er an die Zecken, von denen es hier wimmeln musste, doch das konnte ihn nicht abhalten. Denn Hauptkommissar Claudius Zorn hatte eine Ahnung, mehr noch, eine Intuition .
    Nichts konnte ihn jetzt

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