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Zorn - Vom Lieben und Sterben: Thriller (German Edition)

Zorn - Vom Lieben und Sterben: Thriller (German Edition)

Titel: Zorn - Vom Lieben und Sterben: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan Ludwig
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ab.
    »Und dann?«, fragte er einen Augenblick später.
    »Dann habe ich die Pistole gesehen und bin einfach losgerannt, die Treppe hoch.«
    »Er hat dich mit der Waffe bedroht?«
    »Ja.«
    »Du hättest in den Wald laufen sollen.«
    »Klar. Aber ich war völlig panisch. Ich hab mir sogar in die Hose gepinkelt.«
    Zorn dachte an seine eigene nasse Jeans und daran, wie er später unauffällig das Präsidium verlassen konnte.
    »Was ist dann passiert?«
    »Kurz, bevor ich ganz oben war, hab ich Sie angerufen, aber die Verbindung war unterbrochen. Er stand unten und hat gesagt, dass ich runterkommen soll. Das hab ich natürlich nicht gemacht, und irgendwann ist er mir hinterher. Vor dem letzten Absatz hat er mich erwischt, hat mir das Telefon abgenommen und gesagt, dass es ihm leidtun würde, dass es aber nicht anders ginge, dass er keine Wahl hätte, weil sonst alles noch schlimmer werden würde und lauter andere komische Sachen.«
    »Was genau?«
    »Ich weiß es nicht mehr.« Max schluchzte auf, jeden Augenblick schien seine Stimme zu versagen. »Ich habe mich gewehrt, hab ihm sogar die Pistole aus der Hand gerissen, sie ist dann runtergefallen. Da hat er gelacht und gesagt, dass das jetzt auch nicht mehr wichtig wäre. Und dann hab ich’s gesehen.«
    »Was?«
    »Das Seil.«
    »Giese hatte es in der Hand?«
    »Ja. Und dann hab ich geschrien.«
    »Ich hab’s gehört.«
    »Was dann passiert ist, weiß ich nicht genau. Wahrscheinlich hat er mir auf den Kopf geschlagen, jedenfalls tut’s da ziemlich weh.« Max fuhr sich mit der Hand über den Hinterkopf. »Ich muss kurz ohnmächtig gewesen sein, als ich aufgewacht bin, hatte ich die Schlinge um den Hals, und er war dabei, mir die Hände zu fesseln. Ich hab mich wieder gewehrt, aber Herr Giese ist stark. Und dann sind Sie gekommen, jedenfalls hab ich Ihre Schritte gehört. Er wahrscheinlich auch, denn er hat mich angeguckt und gesagt, dass jetzt keine Zeit mehr sei. Und dann …«
    »Ja?«
    »Dann hat er mich runtergestoßen.«
    Fröstelnd zog Zorn die Schultern hoch. Wieder sah er den Jungen zwischen den Stahlstreben baumeln. Hilflos, wie eine Marionette.
    »Du hattest also die Hände frei.«
    »Ja, er hat es nicht mehr geschafft, sie zu fesseln. Irgendwie hab ich die Finger zwischen das Seil und meinen Hals bekommen.«
    »Ich muss dich das noch einmal fragen, Max. Hast du auch nur die geringste Ahnung, warum er das getan haben könnte? Du sagst, er sei wie ein Vater für dich gewesen, das bedeutet, dass du ihn gut gekannt hast.«
    »Das dachte ich jedenfalls.«
    »Was ist mit den anderen? Mit Eric und Martha? Und den beiden Toten, Udo und Björn? Hatten sie auch ein solches Verhältnis zu Giese?«
    »Ich denke schon. Wir waren ja oft bei ihm, und wir waren gern da.«
    »Verdammt nochmal, Max«, sagte Zorn eindringlich. »Es muss einen Grund für das alles geben. Niemand knallt einfach mal durch und läuft aus heiterem Himmel Amok!« Nicht mal ein Priester, fügte er in Gedanken hinzu. »Was steckt dahinter?«
    Max blickte auf. Zorn sah ihm in die Augen, wonach er suchte, wusste er nicht genau. Das Einzige, was er im Blick des Jungen fand, war Ratlosigkeit. Pure Verwirrung, nichts sonst. Wahrscheinlich stand er noch unter Schock.
    »Du kannst jetzt gehen. Ruh dich ein wenig aus, wir melden uns bei dir, okay?«
    Max blieb sitzen. Er öffnete den Mund und setzte zum Sprechen an, schwieg dann aber.
    »Was ist?«, fragte Zorn.
    »Glauben Sie, dass Pastor Giese die beiden anderen ermordet hat? Björn und Udo?«
    Zorn antwortete mit einer Gegenfrage.
    »Was denkst du?«
    Max schniefte. Plötzlich sah er aus, als wäre er zehn Jahre jünger. Ein verunsichertes, ängstliches Kind.
    »Ich weiß nicht, was ich denken soll. Ich hoffe nur, dass das alles vorbei ist.«
    »Das hoffe ich auch, Max. Wir werden Gieses Wohnung durchsuchen, vielleicht finden wir dort etwas. Aber ich glaube, dass du außer Gefahr bist.«
    Wieder schniefte Max, dann wischte er sich mit dem Handrücken die Nase ab und stand auf. »Danke.«
    »Das sagtest du bereits. Wenn irgendetwas ist, du hast meine Nummer, du kannst mich jederzeit anrufen.«
    »Das mach ich.«
    Plötzlich hatte Zorn eine Idee: »Warte mal.« Er öffnete die Schublade, kramte sein Handy hervor und legte es auf den Tisch.
    »Kennst du dich mit diesen Dingern aus?«
    Max trat näher.
    »Klar, mein Vater hat so eins.«
    »Kannst du mir den Klingelton ändern?«
    Der Junge starrte Zorn an, als habe er ihn zum Tanzen aufgefordert.
    »Logisch,

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