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Zorn - Vom Lieben und Sterben: Thriller (German Edition)

Zorn - Vom Lieben und Sterben: Thriller (German Edition)

Titel: Zorn - Vom Lieben und Sterben: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan Ludwig
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»Genau wie dieses Abhörding, das Sie da um den Hals haben.«
    »Was?«
    Zorn zermarterte sich das Hirn, doch der Begriff wollte ihm einfach nicht einfallen.
    »Sie meinen mein Stethoskop, Herr Kommissar?«
    »Ja«, nickte Zorn und überlegte: Wie bekloppt bin ich eigentlich? Ich sehe aus wie der letzte Kleindarsteller einer Vorabendserie und fasele dummes Zeug.
    Doktor Wollschläger sah dies offensichtlich ähnlich. Der Blick, mit dem er Zorn jetzt bedachte, war mehr als eindeutig.
    »Wenn wir dann zur Sache kommen könnten.« Er sah auf seine Armbanduhr. »Meine Zeit ist knapp, Herr Kommissar.«
    Meine auch, du aufgeblasener Arsch, dachte Zorn und lächelte.
    Er zählte innerlich bis drei und erwiderte dann: »Dieser Mann ist ein wichtiger Zeuge. Möglicherweise noch mehr, es könnte sein, dass er mehrere Morde begangen hat. Unsere Ermittlungen stecken fest, es ist ungemein wichtig, dass wir Herrn Giese vernehmen, ansonsten …«
    »Sie brauchen nicht weiterzureden, ich kenne das aus den Actionfilmen im Kino«, unterbrach ihn der Arzt. »Und da ich annehme, dass auch Sie sich mit diesen Klischees auskennen«, er warf einen vielsagenden Blick auf Zorns Pistole, »wissen Sie wahrscheinlich, wie meine Antwort lautet.«
    »Nein, das weiß ich nicht. Es sei denn, Sie sagen mir jetzt, wann ich Giese befragen kann.«
    »Das geht nicht.«
    Jetzt wurde Zorn wirklich wütend.
    »Kommen Sie mir jetzt nicht mit der ärztlichen Schweigepflicht, Doktor!«
    »Das habe ich auch nicht vor«, erwiderte der Arzt heiter. »Dieses Klischee können wir ausnahmsweise außen vor lassen. Ich kann Ihnen gerne meinen Befund geben: Herr Giese hat schwerste innere Verletzungen, was bei einem Sturz aus einer solchen Höhe nicht verwunderlich ist. Dazu kommen eine Fraktur der Wirbelsäule, ein Leberriss, innere Blutungen und ein schweres Schädel-Hirn-Trauma. Zur Druckentlastung haben wir einen Teil der Schädeldecke entfernen müssen. Können Sie mir folgen?«
    »Ja«, nickte Zorn und dachte: Natürlich kann ich das. Schließlich bin ich es, dem er das alles zu verdanken hat. »Wird er jemals wieder laufen können?«, fragte er heiser.
    Doktor Wollschläger schüttelte den Kopf.
    »Diese Frage stellt sich im Moment nicht, Herr Kommissar.«
    »Sondern?«
    »Ob er überhaupt wieder zu Bewusstsein kommt.«
    Plötzlich spürte Zorn den unbändigen Drang nach einer Zigarette. Oder einem Schnaps. Egal, irgendetwas, das ihn ablenken würde.
    »Der Mann liegt im Koma«, erklärte der Arzt. »Momentan ist es unmöglich, eine Prognose zu stellen, wann er wieder aufwacht. Das kann vielleicht morgen sein. Oder in ein paar Jahren.«
    »Oder überhaupt nicht.«
    »Richtig.«
    »Und es gibt keine Möglichkeit, das zu beschleunigen?«
    Wollschläger steckte die Hände in die Taschen. Aus der Brusttasche seines Kittels lugten die Spitzen einiger Stifte hervor. Zorn erkannte einen dunklen Fleck, wahrscheinlich von einem ausgelaufenen Kugelschreiber.
    »Sie wollen diesen Mann so schnell wie möglich befragen, das verstehe ich«, fuhr Wollschläger fort. Hätte Zorn genauer hingehört, wäre ihm der leicht gereizte Unterton in den Worten des Doktors nicht entgangen. »Als Arzt ist mir allerdings völlig egal, was er eventuell verbrochen haben könnte. Für mich ist Herr Giese weder Verdächtiger noch Zeuge, Herr Kommissar. Er ist mein Patient. Sein Wohl steht an erster Stelle, wir werden ihn behandeln wie jeden anderen auch. Das bedeutet, dass wir nichts, aber auch gar nichts unternehmen werden, was gegen medizinische Erfordernisse verstößt.«
    »Kann ich zu ihm?«
    »Nein.«
    Die Tür zur Intensivstation öffnete sich, eine Schwester schob einen verchromten Rollwagen vorbei. Wortlos trat der Arzt einen Schritt zur Seite. Zorn sah ihm über die Schulter und erkannte den Polizisten, der lesend auf dem Flur saß.
    »Ich möchte mit dem wachhabenden Beamten sprechen.«
    »Wie Sie wünschen. Aber machen Sie’s bitte kurz«, sagte der Arzt und trat ein. Zorn folgte ihm. Nach wenigen Metern wandte sich Wollschläger nach links, nickte zum Abschied und verschwand im Ärztezimmer. Zorn hinkte weiter und stand kurz darauf vor Wachtmeister Bolldorf, der vollständig in sein Buch vertieft war.
    »Na, Kollege?«
    Der junge Beamte schrak zusammen, sprang auf und nahm Haltung an. Mit einem leisen Klatschen landete das Buch auf dem Boden.
    »Wachtmeister Bolldorf«, meldete er zackig. »Keine besonderen Vorkommnisse, Herr Hauptkommissar!«
    »Sie kennen mich?«
    Bolldorf

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