Zorn - Vom Lieben und Sterben: Thriller (German Edition)
vor Zorns Brustkorb. »Ich habe eben einen Anruf bekommen. Darin wurde mir mitgeteilt, dass vorhin ein Team vom Lokalfernsehen aus dem Präsidium geworfen wurde.«
»Wenn Sie die beiden Witzfiguren meinen …«
»Außerdem«, fuhr Frieda Borck mit erhobener Stimme fort, »sollen die zwei mit der Waffe bedroht worden sein. Von einem gewissen Hauptkommissar Zorn.«
»Nun, das ist ein wenig zugespitzt, aber im Kern trifft es die Sache.«
»Das glaub ich jetzt nicht«, stöhnte die Staatsanwältin.
»Ich habe keine Ahnung, von wem die beiden ihre Informationen haben«, verteidigte sich Zorn. »Und erst recht nicht, welcher Vollpfosten denen eine Drehgenehmigung erteilen konnte!«
Frieda Borck fixierte ihn wie eine Katze das Spatzenjunge, ihr Blick wanderte auf und ab, als überlege sie, in welchem Körperteil sie sich zuerst verbeißen solle.
»Dieser Vollpfosten«, knurrte sie, »war ich.«
»Ach!« Zorn versuchte sich in einem verschmitzten Grinsen. »Wenn das so ist, nehme ich das mit dem Vollpfosten zurück, Frau Staatsanwältin.«
Sie stemmte die Arme in die Hüften und kam auf ihn zu. »Ich habe Ihnen am Freitag gesagt, dass wir die Presse informieren müssen. Und ich habe Ihnen gesagt, dass Sie mit denen zusammenarbeiten werden, Zorn. Dass Sie Interviews geben und kooperativ sein werden. Und was machen Sie? Sie drohen damit, die Journalisten über den Haufen zu schießen! Ich fass es einfach nicht!«
»Journalisten?« Zorn verdrehte die Augen. »Himmelherrgott, das sind Praktikanten, die keine Ahnung von Tuten und Blasen haben! Haben Sie diesen Sender «, er malte mit den Fingern ein paar Anführungszeichen in die Luft, »jemals gesehen? Hirnrissige Berichte über irgendeine Tagung des Kleintierzüchterverbandes, gefolgt von Interviews mit grenzdebilen Kleinunternehmern und nachts dann erbärmliche Werbespots fürs Wasserbettenzentrum am Markt oder das Küchenstudio neben der Oper, so schlecht, dass sogar den drei Rentnern, die sich das angucken, das Kotzen kommt!«
»Was wollen Sie mir damit sagen? Entscheiden Sie jetzt selbst, wem Sie ein Interview geben? Sie hatten die Aufgabe, der Presse zur Verfügung zu stehen! Wo kommen wir denn da hin, wenn sich hier jeder aussucht, mit wem er spricht?«
»Ach! Soll ich vielleicht noch im Musikantenstadl auftreten, oder wie?«
»Wenn es sein muss, ja, verdammt!«
»Ich bin nicht euer Hampelmann!«
»Das wär mir aber neu, Herr Hauptkommissar!«
Zorn sah aus dem Fenster.
Frieda Borck stand direkt vor Zorn. Sie war nur ein paar Zentimeter kleiner als er, ihre Augen blitzten, ihre Stimme wurde gefährlich leise: »Ich werde bei diesem Sender anrufen. Ich werde denen sagen, dass es sich um einen bedauerlichen Irrtum handelt. Und dass Sie gerne bereit sind, als ermittlungsführender Beamter Auskunft zu geben. Sie werden sich entschuldigen, Zorn. Von mir aus vor laufender Kamera.«
»Nur über meine Leiche!«
»Wollen Sie’s drauf ankommen lassen?«
Zorn schielte zum Schreibtisch, dahin, wo seine Waffe lag. In diesem Moment hätte er sie ohne zu zögern benutzt. Zumindest, um irgendetwas kaputtzuschlagen.
»Sie werden nett sein«, zischte die Staatsanwältin. »Und Sie werden sich feiern lassen als der clevere Ermittler, der diesen Fall so gut wie gelöst hat. Es ist nicht viel, was Sie sagen müssen, ich lasse es Ihnen aufschreiben, wenn es sein muss.«
»Dieser Fall, wie Sie ihn nennen, ist noch nicht mal abgeschlossen!«, begehrte Zorn auf. Ein letzter, etwas kraftloser Versuch.
»Das liegt nicht in Ihrer Entscheidung! Wir haben einen dringend Verdächtigen!«
»Einen Verdächtigen, der im Koma liegt!«
Frieda Borck verschränkte die Arme vor der Brust. »Ich frage mich, was mit Ihnen los ist. Niemand erwartet, dass Sie sich hinstellen und den Priester als überführten Mörder präsentieren. Ich will nur, dass Sie der Presse erklären, dass wir auf einem guten Weg sind. Und das sind wir, verdammt! Sie sind der Einzige weit und breit, der das nicht einsehen will. Was soll das? Wollen Sie sich hier irgendwie profilieren?«
»Schwachsinn!«
»Ja, das sieht Ihnen auch nicht ähnlich. Ich weiß, dass Sie eigentlich keinen Bock auf Ihre Arbeit haben. Aber was ist es dann? Sie reden ungern mit anderen, und die Sache mit der Presse stinkt Ihnen gewaltig. Kann es sein, dass Sie den Fall deswegen nicht abschließen wollen?«
Zorn setzte zu einer Erwiderung an. Sie achtete nicht auf ihn.
»Ich habe keine Lust mehr, mir Ihr Geplapper anzuhören. Sie
Weitere Kostenlose Bücher