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Zorn - Wo kein Licht

Zorn - Wo kein Licht

Titel: Zorn - Wo kein Licht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan Ludwig
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danach aus, als würde Zorn um Malina kämpfen müssen. Etwas, das ihm überhaupt nicht lag. Ganz und gar nicht. Wo, verdammt nochmal, sollte er anfangen?
    Chaos auf Arbeit, Durcheinander im Kopf und Verwirrung im Herzen.
    Zorn stand noch eine Weile am Fenster.
    Dann ging er zu Bett.
    *
    An den folgenden beiden Tagen tauchte Malina nicht auf, sie blieb verschwunden, wie vom Erdboden verschluckt. Zorn haderte mit seinem Schicksal, um sich abzulenken, stürzte er sich in die Arbeit. Die Ermittlungen stockten noch immer, Zorn vergrub sich in den Akten, verhedderte sich, kam nicht weiter, er hätte genauso gut die Straße vor dem Präsidium fegen oder – was Schröder sicher gefreut hätte – die Begonien umtopfen können.
    Doch das war ihm egal. Wichtig war, dass er etwas tat, ob es nun einen Sinn ergab oder nicht.
    Hauptsache, Malina verschwand aus seinem Kopf.

Acht
    »Ich hab keinen Bock mehr. Es wird wirklich Zeit, dass du zurückkommst, Schröder.«
    Blass und übernächtigt hockte Zorn am Krankenbett. Schröder saß aufrecht, er hatte die Lehne hochgeklappt und das Kissen in den Rücken geschoben. Auf einem Metalltisch neben dem Bett standen eine Wasserflasche, eine Obstschale und eine Vase mit einem Blumenstrauß. Zorn hatte keinen Schimmer, um was für Blumen es sich handelte, doch vor allem fragte er sich, wer wohl hier gewesen war und Schröder die Blumen geschenkt hatte.
    »In zwei Stunden ist Visite«, erklärte Schröder und nahm einen Apfel, »ich habe gestern mit dem Arzt gesprochen, heute Mittag werde ich entlassen.«
    Zorn versuchte gar nicht erst, seine Erleichterung zu verbergen.
    »Bist du denn wieder gesund?«
    »Ich bin fit, fit wie eine Jogginghose.«
    »Turnschuh«, korrigierte Zorn.
    »Wie auch immer.«
    Schröder drehte den Apfel in der Hand, betrachtete ihn, dann biss er herzhaft hinein.
    »Bist du vorangekommen, Chef?«
    »Wie man’s nimmt.« Zorn seufzte. »Bei dem toten Banker treten wir auf der Stelle. Wir haben seine Anrufliste überprüft, es gab ein paar Telefonate, die wir nicht mehr nachverfolgen können. In der Woche vor seinem Selbstmord ist Grünbein viermal angerufen worden, spätabends, von einer Telefonzelle aus. Ich hätte nicht gedacht, dass die Dinger überhaupt noch funktionieren.«
    »Jedenfalls sind sie sehr nützlich, wenn man anonym bleiben will«, sagte Schröder kauend.
    »Allerdings.«
    »Was gibt’s noch?«
    »Wir haben mit Grünbeins Chef gesprochen. Grünbein war unauffällig, aber zuverlässig, der typische kleine Angestellte. Und der Kerl, der die Massenkarambolage verursacht hat, ist immer noch nicht aufgetaucht. Dass sein Wagen manipuliert war, hattest du noch mitgekriegt, oder?«
    »Yes. Was war denn die genaue Ursache?«
    »Irgendwas mit der Bremsleitung.« Sicher war Zorn nicht, doch er glaubte, sich an etwas Ähnliches zu erinnern. »Der Bericht liegt in der Ablage. Ich bin noch nicht dazu gekommen. Der Stress, weißt du.«
    Schröder biss in seinen Apfel.
    »Haben wir die Adresse?«
    Natürlich hatten sie die. Irgendwo in der Ablage. Das vermutete Zorn zumindest.
    Das Problem war, dass ihn die schiere Masse an Namen, Zahlen und Fakten in den letzten beiden Tagen schlicht überfordert hatte. Ja, gelesen hatte er eine Menge. Gemerkt allerdings hatte er sich so gut wie nichts. Was Daten betraf, hatte er einfach ein mieses Gedächtnis. Bisher war er damit ganz gut zurechtgekommen (das glaubte er zumindest), und seine einzige Sorge war, dass jemand mitbekam, wie wenig er sich merken konnte. Vor allem der penible Schröder mit seinem verflixten Elefantengedächtnis.
    »Klar haben wir die Adresse.« Zorn hatte das Gefühl, sich auf sehr, sehr dünnem Eis zu bewegen. »Der Wagen ist auf einen gewissen Jonas Pfahl zugelassen.«
    Das stimmte nicht ganz. Der richtige Name war Jeremias Staal.
    »Vielleicht«, Schröder schob das Kissen im Rücken zurecht, »sollten wir’s an seinem Arbeitsplatz versuchen. Er hat doch einen Job, oder?«
    »Hat er.«
    Das Eis wurde dünner.
    »Er verkauft Landmaschinen.«
    Gebrauchtwagen. Knapp daneben, trotzdem vorbei.
    Schröder runzelte die Stirn.
    »Wir müssen den Mann zur Fahndung ausschreiben, Chef. Immerhin sind schon drei Tage vergangen. Ist er verheiratet?«
    Zorn kramte in seinem Gedächtnis.
    »Nein«, riet er aufs Geratewohl. Die Chancen, dass er recht hatte, waren nicht schlecht. Die Trefferquote lag bei fünfzig Prozent.
    »Hat er Kinder? Freunde? Was ist mit den Arbeitskollegen?«
    Jetzt wurde Zorn wütend. Was

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