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Zorn - Wo kein Licht

Zorn - Wo kein Licht

Titel: Zorn - Wo kein Licht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan Ludwig
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seinem Beispiel.
    »Es gibt eine Liste mit Grünbeins Kunden«, erklärte Schröder. »Die, für die er in der Kreditabteilung zuständig war. Einer davon heißt Jeremias Staal.«
    Zorn runzelte die Stirn.
    »Der Typ mit dem manipulierten Auto?«
    »Genau der. Das kann natürlich Zufall sein, Grünbein hatte eine Menge Kunden. Aber irgendwie«, Schröder kniff die Augen zusammen, »kommt mir das spanisch vor. Zumal es da eine weitere Verbindung gibt.«
    »Die wäre?«
    »Haifischknorpel.«
    »Was?«
    Zorn richtete sich auf.
    »Haifischknorpel«, wiederholte Schröder geduldig.
    »Sei so gütig und erklär mir das, ja?«
    »Das Zeug wird als Wundermittel gegen Krebs angepriesen, allerdings soll es wirkungslos sein. Spuren davon fanden sich auf Grünbeins Schreibtisch. Aber nicht nur dort.«
    Schröder machte eine bedeutungsvolle Pause. Zorn wusste, dass er erst weiterreden würde, wenn er gefragt wurde. Er tat ihm den Gefallen.
    »Wo noch?«
    »Im Handschuhfach des Unfallwagens wurde laut Spurensicherung eine Plastikdose mit einem eiweißreichen Pulver gefunden.«
    »Haifischknorpel?«
    »Exactamente, señor.«
    Zorn kratzte sich am Kinn.
    »Das kommt mir jetzt auch ein bisschen spanisch vor. Ist das sicher?«
    Schröder klopfte mit der Hand auf den linken Aktenberg.
    »Steht alles hier drin. Man muss es nur finden, Chef.«
    Wenn das ein Vorwurf war, überhörte ihn Zorn.
    »Ich kann mir nicht vorstellen, dass dieses Zeugs weit verbreitet ist. Ein komischer Zufall.«
    »Die genaue Zusammensetzung muss noch im Labor überprüft werden, wir können nicht sicher sein, ob die Substanzen identisch sind«, sagte Schröder. »Außerdem waren tausend Euro in bar im Handschuhfach.«
    »Das muss nichts bedeuten, schließlich ist der Mann Gebrauchtwagenhändler, wenn ich mich recht entsinne.«
    »Trotzdem, eine Menge Bargeld. Staal ist einfach abgehauen, ohne etwas davon mitzunehmen. Er muss verletzt sein, im Auto sind Blutspuren.«
    »Niemand hat ihn gesehen?«
    »O doch, Chef. Aber keiner hat auf ihn geachtet. Kein Wunder, nach dem Unfall war auf der Hochstraße der Teufel los.«
    Sie dachten eine Weile nach.
    »Alles hängt zusammen«, sagte Schröder dann. »Ich glaube nicht an einen Zufall. Beide, sowohl Staal als auch Grünbein, scheinen vor etwas auf der Flucht zu sein. Und sie müssen sich gekannt haben, zumindest aus der Sparkasse.«
    Zorn wunderte sich selbst über seinen Eifer, aber es machte ihm Spaß, hier mit Schröder zu sitzen und nachzudenken. Er genoss das Gefühl voranzukommen, etwas Ordnung in diesen Wust aus Vermutungen und Spekulationen zu bringen.
    »Nehmen wir an«, überlegte er laut, »Staal verfolgt Grünbein, aus welchen Gründen auch immer. Er hat Krebs, deshalb hat er sich dieses Pulver besorgt. Dann dringt er in Grünbeins Wohnung ein und hinterlässt diese Spuren. Vielleicht hat er einen Ordnungsfimmel, das würde erklären, warum er den Schreibtisch aufgeräumt hat.«
    »Jetzt brauchen wir nur noch das Motiv, Chef.«
    »Genau. Was hat er gesucht? Was verbindet die beiden?«
    »Vielleicht sind sie Schmuggler«, erklärte Schröder ernst.
    Zorn überlegte.
    »Haifischknorpelschmuggler?«
    Es klopfte, der Kopf der Staatsanwältin erschien in der Tür.
    »Sie sind schon wieder da, Kollege Schröder? Wie geht’s Ihnen?«
    »Sehr gut, Frau Borck.« Schröder erhob sich halb von seinem Stuhl. »Danke der Nachfrage. Ich dachte, ich komme sofort ins Präsidium. Wir gehen gerade die Ermittlungsergebnisse durch.«
    »Und? Kommen Sie voran?«
    »Wir stehen kurz vor dem Durchbruch«, mischte sich Zorn ein. »Im Moment deutet alles auf die Mafia.«
    Die Staatsanwältin legte den Kopf schief.
    »Bitte?«
    »Die Haifischknorpelmafia«, ergänzte Schröder.
    Frieda Borck nickte nachdenklich.
    »Natürlich. Wer sonst?«
    »Die sollen besonders brutal sein«, erklärte Zorn. »Revierkämpfe und so, man hört da so einiges in letzter Zeit.«
    »Ich bin gespannt auf Ihren Bericht, meine Herren.«
    Zorn zuckte die Achseln.
    »Wir auch.«
    Die Staatsanwältin sah auf ihre Uhr.
    »Dann will ich Sie nicht weiter stören. Wir sehen uns nachher«, sagte sie zu Schröder. »Ich freu mich.«
    Lautlos schloss sich die Tür.
    »Wie meint sie das?«, fragte Zorn. »Seid ihr verabredet?«
    »Ja.« Schröder schaltete seinen Rechner aus. »Ich muss dann auch langsam los, ich will noch kurz unter die Dusche und muss mich umziehen.«
    »Warum?«
    »Heute ist Herbstball der Polizeigewerkschaft.«
    Das hatte Zorn vergessen.
    »Ich

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