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Zornesblind

Zornesblind

Titel: Zornesblind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sean Slater
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Explosion starb. Aber ich glaube, da erzähle ich Ihnen nichts Neues.«
    Striker nickte und schwieg. »Hatte sie Freunde?«, wollte er wissen. »Jemanden, der ihr nahestand?«
    Eine Pause entstand. Der Psychiater nahm seine Brille ab und rieb sich die Augen. »Ich weiß lediglich von einer Person, mit der Mandy enger befreundet war – auch ein Patient von mir. Ich war von Anfang an gegen diese Verbindung und hab alles in meiner Macht Stehende versucht, um es zu stoppen.«
    Striker und Felicia wechselten einen kurzen Blick miteinander.
    »Name?«, fragte der Detective kurz angebunden.
    Der Doktor biss sich auf die Lippe und seufzte. »Tut mir leid, aber da sind mir die Hände gebunden – ärztliche Schweigepflicht, das müssen Sie verstehen.«
    Striker baute sich vor Ostermann auf. »Ich will ganz offen zu Ihnen sein, Doktor. Es gibt ein paar Ungereimtheiten, was Mandys Tod betrifft, aber das tut hier nichts zur Sache. Dr. Ostermann, ich würde mich gern mal mit diesem Patienten unterhalten, der Mandy gekannt hat. Dieses Gespräch kann uns sicherlich Aufschlüsse geben.«
    Dr. Ostermann nippte von seinem Drink. Schluckte. Schnaufte unschlüssig.
    »Ich versteh Sie ja, Detective, wirklich. Aber der betreffende Patient ist momentan sehr … labil . Es wird definitiv ein Schock für ihn werden. Schwer zu sagen, wie er darauf reagieren wird.« Er runzelte die Stirn. »Aber bestimmt nicht positiv. Lassen Sie mich vorab mit ihm reden. Ich informiere ihn über das, was passiert ist. Und dass Sie ihn kontaktieren wollen.«
    »Ich bin Ihnen außerordentlich dankbar, Doktor. Wie gesagt, es ist sehr wichtig für uns, und je eher, desto besser.«
    Dr. Ostermann schaute zur Uhr. Es war kurz nach zehn. Er hielt dem Detective die Hand hin. »Also, ich ruf Sie dann morgen früh an.«
    »So früh es irgend geht«, betonte Striker. Er dankte Dr. Ostermann für das Gespräch und gab ihm seine Karte. Dann wandte er sich zum Gehen. Felicia schloss sich ihm an. An der Tür zur Bibliothek schwenkte er kurz herum und schnappte den Blick des Mediziners auf.
    »Da ist noch eine Sache«, sagte er. »Arbeiten Sie zufällig auch im Mapleview?«
    Dr. Ostermann schüttelte den Kopf. »Nein, ich praktiziere überwiegend im Riverglen. Ich bin natürlich an einigen übergreifenden Programmen beteiligt. Momentan arbeite ich deswegen mit mehreren psychiatrischen Einrichtungen zusammen. Strathcona, zum Beispiel. Ich bin doch bestimmt in Ihrer Polizeidatenbank erfasst, oder?«
    Striker blieb ihm eine Antwort schuldig. »Ist zuweilen bestimmt ein schwieriger Job.«
    »Psychiater zu sein ist nie ein einfacher Job, Detective. Die tragische Schicksal des Einzelnen verfolgt einen auf Schritt und Tritt.« Er blickte von einem zum anderen und lächelte steif. »Ich glaube, mein Job hat einige Parallelen mit Ihrem. Wir unterhalten uns morgen weiter, entweder hier oder im Riverglen.«
    Striker nickte kurz. »Kein Problem, wir sind flexibel.«

21
    Sie schritten durch die Diele zum Ausgang.
    Striker wollte nach der Türklinke greifen, als die Tür unvermittelt aufsprang und ein Schwall eiskalter Luft in die Eingangshalle drängte. Die beiden jungen Leute, die Striker auf den Fotos in der Bibliothek gesehen hatte, betraten das Haus.
    Der junge Mann schob sich als Erster in den Flur. Er mochte so um die siebzehn sein. Seine Bewegungen waren eckig und ungelenk, wie es bei Jugendlichen der Fall ist, die gerade einen Wachstumsschub durchmachen. Die kohlschwarzen Haare gekonnt lässig gestylt, fixierte er Striker, in seinen durchdringend grünen Augen ein Hauch von Ambivalenz.
    »Ah, da seid ihr ja«, rief Dr. Ostermann. Er zeigte auf den jungen Mann. »Das ist mein Sohn Gabriel.«
    »Nett, Sie kennen zu lernen, Gabriel«, sagte Striker.
    Felicia sagte: »Hallo.«
    Gabriel musterte die beiden schweigend. Sein Blick länger auf Felicia gerichtet.
    »Hallo«, sagte er dann und grinste.
    »Und das ist Dalia«, fuhr Dr. Ostermann fort.
    Striker betrachtete die junge Frau. Eine gewisse Ähnlichkeit mit Gabriel war durchaus vorhanden, fand er.
    »Nett, Sie kennen zu lernen«, wiederholte er, an das Mädchen gerichtet.
    Dalia zeigte keine Reaktion. Schließlich nickte sie beiläufig.
    Striker fand ihr Verhalten seltsam. Felicias Miene suggerierte ihm, dass sie das ähnlich empfand. Er sah von Gabriel zu Dalia und spürte beinahe körperlich die unterschwellige Spannung, die sich im Foyer aufbaute.
    Die beiden erwiderten den Blickkontakt, die grüne Iris des Jungen stechend

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