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zorneskalt: Thriller (German Edition)

zorneskalt: Thriller (German Edition)

Titel: zorneskalt: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colette McBeth
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Frau Anfang zwanzig mit Keilabsätzen, bodenlangem Rock und Paillettentop. Mit ihrem dunkelkirschroten Lippenstift und rosa Nagellack an den langen, knochigen Fingern wirkte sie hier vollkommen fehl am Platz. Sie spielte nervös mit ihrem Glitzerhandy. Womöglich ein Model oder eine Schauspielerin, die auf einen Anruf wartete.
    Ich wandte mich wieder Sarah zu, die sich weiter an ihrem Kaffeebecher festhielt, als wäre er ihre einzige Stütze.
    » Das ist alles so verrückt. Wieso sollte Clara so spätnachts noch aufkreuzen, ohne mich anzurufen?« In meiner Stimme schwang Verzweiflung mit. Dagegen war ich machtlos. Ich hatte mir den ganzen Vormittag lang verschiedene Szenarien ausgemalt, aber keines gefunden, das sinnvoll erschien.
    Sarah schloss die Augen, als verursachte die Anstrengung, an Freitagabend zu denken, ihr Schmerzen. Ich merkte, dass sie ebenfalls kämpfte, deshalb widerstand ich dem Drang, ihre Hand zu ergreifen und ihr tief in die Augen zu sehen und sie zu bitten, mir zu helfen. Ich sterbe hier buchstäblich, Sarah. Stattdessen hielt ich meine Hände im Zaum und wartete eine gefühlte Ewigkeit, hörte sie seufzen und beobachtete, wie sie sich mit den rot lackierten Fingernägeln ihre Tränen wegwischte, bevor sie endlich sprach. » Clara ist in die Bar gekommen, als du gerade gegangen warst. Wann das war, weiß ich nicht mehr.«
    » Spät«, sagte ich. » Ich bin um halb zwölf gegangen, also muss es danach gewesen sein.«
    Ich stellte mir vor, wie ich auf dem Pier gesessen und bei schneidender Kälte Pommes frites gegessen hatte, während du so nahe gewesen warst. Könnte ich nur die Uhr zurückdrehen, Clara! Ich würde auf einen weiteren Drink bleiben, wir würden uns treffen, und alles wäre jetzt anders. Ich fühlte Tränen der Frustration in meinen Augen brennen.
    » Sie war auf der Suche nach dir«, sagte Sarah. Ihr Tonfall machte daraus eine Anklage, aber ich ging nicht darauf ein. Wir waren beide müde und emotional.
    » Ich habe sie gesucht, ich war sogar in ihrem Haus, um nach ihr zu sehen.«
    » Du bist zu ihr gegangen?« Sie sprach jetzt rascher.
    » Natürlich war ich dort, ich sollte bei ihr übernachten und habe mir Sorgen gemacht, weil sie auf keinen meiner Anrufe reagiert hatte. Deshalb bin ich zum Brunswick Place gelaufen. Aber als dort niemand aufgemacht hat, hab ich mir ein Hotelzimmer genommen.«
    » Allein?«, fragte Sarah.
    » Du hast mich gehen sehen. War ich in Begleitung?« Meine Worte sollten sie nicht verletzen. Ich sah, wie eine weitere Träne eine Spur in ihrem Make-up hinterließ. » Entschuldige«, sagte ich.
    » Wieso hattet ihr Streit?«, fragte Sarah plötzlich. Sie saß jetzt aufrecht, als wäre sie jäh zum Leben erwacht.
    » Wie bitte?«
    » Clara hat gesagt, ihr hättet richtig Zoff gehabt. Das hat sie uns erzählt, als sie gekommen ist. Worüber habt ihr euch gestritten?«
    » Ich habe keine Ahnung, wovon du redest«, sagte ich. Nun begriff ich, weshalb es keinen Trost von Sarah gegeben hatte, keine Umarmungen, keine freundlichen Worte. Nichts hatte sich geändert.
    » Soll ich dir erzählen, was sie gesagt hat?« Theoretisch war das eine Frage, aber ich wusste, dass sie keine Antwort erforderte. » Sie sagte, ihr hättet euch über einen Kerl gestritten, über ihren Neuen.«
    In meinem Kopf verrutschte wieder etwas. Eine Verschiebung der Realitäten. Ich drehte den Kopf zur Seite und sah das Model ein kleines Stück Schokoladekuchen in der Hand halten, es kritisch betrachten. Dann schloss sie die Augen, steckte es in den Mund und inhalierte. Sie inhalierte den Kuchen. Ich dachte an Tage, Wochen, Monate strikter Diät, strenger Selbstbeherrschung. Und jetzt gab sie wie wir alle dem Drang nach, den wir zu unterdrücken versuchen.
    » Wieso hat sie mich nicht einfach angerufen, Sarah? Ich habe den ganzen verdammten Abend lang versucht, sie zu erreichen.«
    » Ihr hattet also Streit?«, fragte Sarah. Der Kaffeelöffel in ihrer Hand zitterte.
    » Nein, verdammt! Wir hatten keinen Streit. Jetzt hör mir mal zu!« Ich beugte mich nach vorn, brachte mein Gesicht dicht an ihres heran. » Ich bin am Freitag gekommen, um Clara zu besuchen. Wir haben uns über nichts gestritten, schon gar nicht über irgendeinen Kerl. Ich wusste gar nicht, dass sie einen Neuen hat.«
    » Du hast aber was anderes gesagt.« Sarah ließ ihr Haar ins Gesicht fallen, sodass ich ihre Augen nicht mehr sehen konnte.
    Ich durchsuchte meine verschwommenen Erinnerungen an Freitagabend, bis ich zu dem

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