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zorneskalt: Thriller (German Edition)

zorneskalt: Thriller (German Edition)

Titel: zorneskalt: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colette McBeth
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pedantisch.
    » So«, sagte er und dehnte das Wort unnötig lange aus, » dann war das gestern bestimmt ein Schock für Sie.« Er ließ den Satz in der Luft hängen. Mein Auge zuckte wieder.
    » Ich … ich … ihr Gesicht in diesem Raum zu sehen …« Ich brachte den Satz nicht zu Ende, versuchte, mich zu beruhigen. » Ich warte noch immer darauf, dass jemand mir erklärt, dass alles ein Irrtum war.«
    Ich weiß nicht genau, was ich auf seinem Gesicht zu finden hoffte, Clara. Hoffnung? Beschwichtigung? Ich fand nichts von beidem.
    Er sah mich nicht einmal an. Sein Blick blieb auf ein rotes Gummiband gerichtet, das er mit seinen dünnen und überraschend femininen Fingern dehnte. Er hatte kräftige lange Fingernägel, für einen Mann zu lang, und ich sah, dass sie vorn gelblich verfärbt waren.
    » Gute Reportage gestern Abend«, sagte er und sah endlich auf.
    » Sie haben sie gesehen?«, fragte ich. Ich war immer davon ausgegangen, die Polizei hätte Besseres zu tun, als sich selbst im Fernsehen zu bewundern.
    » Ich war den ganzen Tag im Dienst«, sagte er. Er streifte das Gummiband ab und legte es in eine Schreibtischschublade. Seine Aufmerksamkeit galt jetzt ausschließlich mir.
    » Ich konnte nicht klar denken. Alles ist so schnell passiert, gleich nach der Pressekonferenz war ich auf Sendung. Ich habe versucht, ihnen zu sagen … Ich wusste kaum, was ich redete.« Ich machte eine Pause. Er starrte mich weiter an. Sein unverwandter Blick ließ mich nicht eine Sekunde lang los. Weil ich nicht wusste, wohin ich sehen sollte, wühlte ich in meiner Umhängetasche, zog mein Handy heraus und gab es ihm.
    » Am Freitagabend war ich in der Cantina Latina. Ich wollte eigentlich nicht hin, aber Clara hat mir zugesetzt, wir sollten uns mit diesen Mädels treffen, mit denen wir in der Schule waren. Ihre neuen Freundinnen. Dann hat sie mir diese SMS geschickt.« Ich zeigte auf das Telefon in seiner Hand. » Und das war’s dann.«
    » Aber sie ist noch aufgetaucht, nicht wahr?«
    Er lehnte sich mit hinter dem Kopf gefalteten Händen auf seinem Stuhl zurück, wobei sein Hemd sich gefährlich spannte. Wird Zeit, weniger Poacher’s Choice zu trinken.
    » Das sagen Sie. Ich versteh das einfach nicht. Ich habe die ganze Nacht versucht, sie zu erreichen. Warum hat sie nicht zurückgerufen?«, fragte ich.
    Er versuchte nicht, mir zu antworten.
    » Clara ist meine älteste Freundin. Die Vorstellung, ihr könnte irgendetwas zugestoßen sein … Wir waren immer sehr eng befreundet.« Meine Stimme war ruhig, schwach.
    » Waren?«, fragte DCI Gunn.
    Ich wusste nicht, was ich darauf antworten sollte, Clara. Du warst meine älteste Freundin, du warst ein Teil von mir, daran würde sich nie etwas ändern, aber wir hatten uns entfremdet. Das konnte ich nicht leugnen. Ich kannte dich nicht mehr richtig, nicht wie früher bis ins Mark. Dies war der Augenblick, in dem ich beschloss, DCI Gunn unsere gemeinsame Geschichte zu schildern – für den Fall, dass sie relevant war. Das hättest du nicht gewollt, aber er hätte es ohnehin rausbekommen, und dies war nicht der richtige Zeitpunkt, Geheimnisse zu haben. Du wurdest vermisst. Die Polizei musste alle Tatsachen erfahren.
    » Mit neunzehn musste sie zur Behandlung fort«, sagte ich. Das hätte gewisses Interesse erregen sollen, aber sein Gesicht verriet nichts. » In die Psychiatrie. Sie hatte einen Nervenzusammenbruch.« Ich machte eine Pause, weil mir klar war, dass die Situation Tränen erforderte. Meine Tränen. Und Himmel auch, während ich bei » X Factor« eimerweise Tränen vergießen konnte, brachte ich aus irgendeinem Grund jetzt keine heraus, obwohl sie dringend erforderlich gewesen wären, weil DCI Gunn erwartete, mich heulen zu sehen.
    » Was war der Auslöser?«, fragte er. Der Polizist in ihm suchte nach Ursache und Wirkung. Aber nicht alles spielt sich so ab. Manche Dinge passieren einfach.
    » Schwer zu sagen. Meine Mutter war gestorben, und das hat sie schwer mitgenommen.«
    » Ihre Mutter?«
    » Die beiden standen sich nahe. Clara hat unter ihrem Tod sehr gelitten.« Das stimmt doch, Clara? Niamhs Tod war ein Schock für dich. Du bist unter der Last deiner Trauer zusammengebrochen. » Sie war sieben Jahre lang fort. Aber das heißt nicht, dass sie die ganze Zeit in Therapie war. Ihr Vater hat ihr ein Studium in Madrid finanziert, und dann hat sie Englisch unterrichtet und ist viel gereist. Zurückgekommen ist sie vor ungefähr anderthalb Jahren, als ihr Dad im Sterben

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