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zorneskalt: Thriller (German Edition)

zorneskalt: Thriller (German Edition)

Titel: zorneskalt: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colette McBeth
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Fingern, dann sah ich wieder zu Sally auf und sprach mit etwas kräftigerer Stimme weiter.
    Wir sind schon so lange Freundinnen. Ich kenne sie in- und auswendig. Ich weiß, was sie denkt, ich weiß, was sie will. Ich kann sie nicht aufgeben. Sie weiß, dass ich das niemals tun werde.
    Donnerstag war » Crimewatch«-Abend, und Jake sah sich die Sendung bei mir an. In diesen Tagen waren wir selten getrennt, suchten räumliche Nähe und schafften es irgendwie, einander trotzdem nicht einzuengen.
    Nachträglich betrachtet ist mir klar, dass er mein Bindeglied zur Normalität war. Ein Rettungsfloß, das mich davor bewahrte, in Jonnys Verlust zu ertrinken. Außerdem stand er in keiner Verbindung zu dir, er war vorerst nicht von unserer Geschichte kontaminiert, die später wie Öl in sein Leben einsickern würde.
    Neun Uhr, mein Herz hämmerte im Takt zum Beat der Themenmusik von » Crimewatch«. Du warst die Topstory, Clara, was keine Überraschung war. Dein attraktives, nun allgemein bekanntes Gesicht und deine Mittelschichtsherkunft bewirkten, dass deine Story jedermanns Fantasie anregte, während andere vermisste Frauen oder Kinder kurz in den Nachrichten erwähnt oder ganz ignoriert wurden.
    Wir warteten darauf, dass die Musik endete, dann erschien Fiona Bruce. Sie legte besorgt die Stirn in Falten, als sie, auf der Schreibtischkante sitzend, die Einführung zu der Rekonstruktion verlas.
    » Heute Abend bitten wir Sie um Hilfe bei der Suche nach dieser jungen Frau (sie zeigt auf ein Foto von dir). Es ist über zwei Wochen her, dass Clara O’Connor, eine vielversprechende junge Künstlerin aus Brighton, zuletzt gesehen wurde, als sie sich an einem eiskalten Freitagabend mit Freundinnen in der Innenstadt traf. Trotz umfangreicher Berichterstattung und zahlreicher Aufrufe ist die Polizei weiter auf der Suche nach der entscheidenden Information, die zu ihr führen kann. Sollten Sie also glauben, Clara gesehen zu haben, melden Sie sich bitte. Ihr Anruf könnte den Ausschlag geben.«
    Und dann lief der Film ab.
    Ehrlich gesagt fand ich nicht, dass dein Double auch nur entfernt wie du aussah. Ja, die junge Frau hatte langes braunes Haar, aber es schwang nicht wie deines, wenn sie sich bewegte, und obwohl sie den gleichen moosgrünen Mantel trug, den du bei deinem Verschwinden getragen hattest, war ihr Gang völlig anders.
    Jake forderte mich auf, die Klappe zu halten und mir den Film anzusehen. » Außer dir merkt das keiner«, sagte er.
    Die Kameras folgten deinem Double in die Cantina Latina, wo es mit einer Frau lachte, die Sarah Pitts darstellen sollte. Dann war die Braunhaarige wieder draußen auf der Strandpromenade und trat auf einen Mann zu, der Jonnys Sachen trug, aber nicht die geringste Ähnlichkeit mit ihm hatte. Eine Schrecksekunde lang fürchtete ich, die beiden würden sich umarmen, sich sogar küssen – eine kleine Verbeugung vor der polizeilichen Version der Ereignisse –, aber zu meiner Erleichterung wurde nur gezeigt, wie sie im Gleichschritt davongingen.
    So endete der Film. Jonny und du auf der Promenade, in die schwarze Nacht unterwegs, von einem Windstoß von der See her verweht.
    Nach der Rekonstruktion kam ich dran. Ich fragte mich, ob du irgendwo zusahst, Clara. Ich hoffte, du tätest es. Ich bei schwacher Beleuchtung im Studio sitzend, mein aschfahles Gesicht ungeschminkt, mich auf die Unterlippe beißend und nervös mit den Fingern spielend. In der Rolle der leidenden Freundin. Wie würdest du auf meine Worte reagieren?
    Ich weiß, was sie denkt, ich weiß, was sie will. Ich kann sie nicht aufgeben. Sie weiß, dass ich das niemals tun werde.
    » Erinnere mich daran, dich niemals mehr ohne Make-up vor die Kamera zu lassen«, sagte Jake nach der Sendung. Ich spürte, wie sein Fuß mich leicht anstupste.
    » Na, hör mal«, sagte ich. Zwischen uns lag ein Kissen. Ich wollte danach greifen, um es zu werfen, aber er kam mir zuvor und hielt meine Hand fest. Da war er wieder, der Funke. Ein Blick, der zu lange dauerte. Ich ließ die Hand sinken.
    » Glaubst du, dass es klappt?«, fragte Jake. Er war ernst geworden und wollte die Worte, die seine Lippen bildeten, nur widerstrebend aussprechen. Er flüsterte sie fast, sodass sie an mein Ohr zu schweben schienen. » Nach so langer Zeit sieht’s nicht gut aus.«
    Ich nahm das Kissen, drückte es an meinen Bauch, beugte mich nach vorn. Alle glaubten, du wärst verschwunden, von einer Januarnacht verschluckt, in den Äther gesaugt. Niemand würde mir

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