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zorneskalt: Thriller (German Edition)

zorneskalt: Thriller (German Edition)

Titel: zorneskalt: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colette McBeth
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war. Kriminalreporterin wegen Mordes angeklagt. Wie sie diese Story lieben würden! Sie hat alle Zutaten, wie Robbie sagen würde.
    Nachdem ich eine Speichelprobe hatte abgeben müssen, wurde ich endlich ins Vernehmungszimmer gebracht, in dem der Spaß erst richtig begann.
    Der Raum war grau und kalt wie in einem Kühlschrank. Ich saß am Tisch neben meiner Anwältin, einer Frau namens Kirstin Taylor, die etwas älter war als ich. Dass sie älter war, vermutete ich aufgrund ihrer Kleidung (sie trug ein Boden-Kostüm) und der grauen Strähnen im dunklen Haar. Ich weiß noch, wie seltsam erleichtert ich war, dass sie kein Mann war. Ich glaube, ich hegte aus irgendeinem Grund die vergebliche Hoffnung, sie würde mich besser verstehen, sie würde instinktiv wissen, dass meine Verhaftung ein Affront gegen die Gerechtigkeit war. Vielleicht dachte ich, sie würde das Funktionieren einer engen Frauenfreundschaft auf eine Weise verstehen, wie es ein Mann nie konnte. Aber falls sie das tat, ließ sie sich nichts anmerken, sondern nickte nur, machte sich Notizen und sagte mit einem Finger an der Oberlippe » Hmmm«, als ginge es um eine Personalfrage in ihrer Kanzlei, nicht um eine Mordanklage.
    Ich rutschte auf dem Stuhl hin und her und zog meinen Wintermantel enger um mich, damit das Zähneklappern aufhörte. Darunter trug ich nur Jeans und ein dünnes Baumwolltop, die ersten Sachen, die mir in die Hände gefallen waren, als die Polizei gekommen war. Um alles noch schlimmer zu machen, hatte Jake die Wohnungstür in T-Shirt und Boxershorts geöffnet. Was für eine beschauliche kleine Szene: Freund und Freundin wachen miteinander in ihrer Wohnung auf. Nur war dies nicht Jakes Wohnung, und mein Freund war noch keine zwei Wochen tot. Das hatte nicht gut ausgesehen.
    DCI Gunn kam mit einer Frau herein und setzte sich mir gegenüber an den Tisch. Er nahm mich nicht zur Kenntnis, sagte nicht mal Hallo oder lächelte mir zu. Er setzte sich nur hin und begann, in seinen Notizen zu blättern. Wir waren jetzt Feinde. Drei Jahre mit Einladungen zum Lunch, freundschaftlichem Geplänkel und allmählich aufgebautem Vertrauen hatten sich verflüchtigt wie die Wärme aus diesem Raum. Eine Anklage wegen Mordes ist ein großer Gleichmacher, weißt du. Unabhängig davon, was man früher draußen gewesen ist, wird man im Vernehmungsraum vor laufender Kamera und starrenden Augen zum kleinsten gemeinsamen Nenner.
    » Die Vernehmung beginnt um zehn Uhr fünf, durchgeführt von DCI Roger Gunn und DS Susan Tomey«, sagte er, während er weiter in seinen Notizen blätterte, ein paar Sätze markierte und andere ausstrich. Ich konnte sie nicht lesen, die Schrift war zu klein, der Tisch zwischen uns zu breit. Das ist meine Akte, dachte ich, sie enthält alles über mich, und das hat sie zu der Überzeugung gebracht, ich hätte dich ermordet.
    Detective Sergeant Tomey kannte ich noch nicht, und ihr Gesicht war eine willkommene Abwechslung zu DCI Gunn, weil es durch seine Hässlichkeit faszinierte. Die vorstehenden Schneidezähne, ihr sommersprossiges Gesicht, die Art, wie ihr Mund zuckte. Nagetierartig, dachte ich. Die Farbe ihres straff zu einem Pferdeschwanz zusammengefassten Haars unterschied sich nur in Nuancen von meinem. Aber von Solidarität unter Rothaarigen war nichts zu spüren.
    » Wo waren Sie am Freitagabend, dem 21. Januar 2007, Rachel?«, fragte sie mit sanftem südenglischem Singsang. Vermutlich stammte sie aus der hiesigen Gegend.
    » Ich war in Brighton«, versuchte ich zu sagen, aber ich brachte kein Wort hervor, weil meine Kehle zu trocken war. Ich trank einen Schluck Wasser aus dem vor mir stehenden Pappbecher. Es nützte nicht viel. Meine Zunge schien mit Leim überzogen zu sein. » Ich war mit Freundinnen in der Cantina Latina – eine Art kleines Klassentreffen. Clara wollte auch kommen, aber das wissen Sie bereits.« Diesen Satz richtete ich an DCI Gunn in der Hoffnung, dass er eine Reaktion auslösen würde, aber die blieb aus. » Gegen elf Uhr habe ich mich verabschiedet und einen Spaziergang auf dem Pier gemacht.«
    » Wozu das?«, fragte sie. DCI Gunn hatte noch immer kein Wort gesagt. Er sah mich auch nicht an. Seine Nase zuckte, während er in seine Notizen starrte.
    » Ich wollte mir Pommes frites kaufen. Das haben wir immer getan.«
    » Wir?«
    » Clara und ich.« Dein Name schlug kleine Wellen, als hätten wir alle vergessen, weshalb ich hier war.
    » Aber Sie kamen doch gerade erst vom Abendessen.«
    » Also, als Essen

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