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zorneskalt: Thriller (German Edition)

zorneskalt: Thriller (German Edition)

Titel: zorneskalt: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colette McBeth
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meisten Kamerateams und Reporter waren fort. Jake und ich gestatteten uns sogar, sarkastisch über einige Gespräche draußen vor dem Wohnzimmerfenster zu lachen, die wir mit anhörten. » Sie bleibt bestimmt, wo sie ist, und vor morgen früh gibt’s keine neuen Nachrichten.« Oder: » Wir haben schon zwei Szenen mit ihr, reicht das nicht?« Beides besagte im Klartext: » Es ist scheißkalt, außerdem ist’s schon fast elf, und ich möchte jetzt wirklich gern nach Hause.«
    Trotzdem wussten wir, dass auf der Straße noch ein paar hartnäckige Knipser lauern konnten, und in der PR -Schlacht hätte es nicht gut ausgesehen, wenn Jake über Nacht geblieben wäre. Ich verabschiedete ihn mit einem Gutenachtkuss und ging sofort ins Bett, schlüpfte mit müden, schmerzenden Gliedern unter die Decke, während mein Kopf sich verzweifelt danach sehnte, dass der Schlaf mich fand und vor den Mühen des Tages rettete.
    Du warst in meinem Traum, die Clara von früher. Die Clara, die meine Freundin war. Wir waren auf einer Party, tranken Schaumwein, in einem Haus, das ich nicht kannte, im Hintergrund Leute in unserem Alter wie Filmstatisten. Aber die Kamera war auf uns gerichtet, als wir tranken und tanzten und Spaß hatten. Du gabst vor, wie dein Dad zu tanzen, der – darüber waren wir uns einig – schlechter tanzte als jemals ein Dad zuvor. Dein Lachen füllte den Raum, als besäße es besondere Energie, und hallte durch meinen Körper, der davon vibrierte. Auch ich lachte. Du warst manchmal so witzig, dass ich Tränen lachte, dazu konntest du mich bringen. Und wenn du mich lachen sahst, kamst du erst recht in Fahrt. Tränen liefen dir übers Gesicht, du wurdest hysterisch, bis ich glaubte, du könntest nicht mehr aufhören. Das ging so lange weiter, dass ich mir nach einer Weile wünschte, du würdest aufhören, weil wir jetzt nicht mehr auf der Party waren und dein Lachen unangebracht, misstönend war. Es zerschnitt die Stille auf den Straßen. Schluss damit, Clara, genug! Ich bekam Kopfschmerzen davon, aber du hörtest noch immer nicht auf, und dein Gesicht sah ins Unheimliche verzerrt aus wie eine zerquetschte Version deiner selbst.
    Ich öffnete die Augen. Ich war wach, aber um mich herum herrschte keine Stille. Du lachtest weiter. Aber ich konnte doch wohl nicht mehr träumen? Außer man konnte das im Bett sitzend und mit offenen Augen. Ich begann zu fürchten, ich könnte überschnappen, weil jemand sich in meinem Kopf eingenistet hatte und dort lachte.
    Ich stand zögernd vom Bett auf und knipste das Licht an. Nichts. Aber das Geräusch hörte nicht auf. Mein Atem kam zu schnell, etwas schnürte mir die Kehle zu. Ich fürchtete, ersticken zu müssen. Trotzdem setzte ich mich in Bewegung, schlich durch die Wohnung. Dein Lachen wurde lauter und lauter, hallte von den Wänden wider, ließ meine Knochen erzittern. Dann erreichte ich die Küche und machte dort Licht. Meine Augen blieben sekundenlang geschlossen. Sie wollten sich nicht öffnen, weil mich die Angst vor dem lähmte, was ich vielleicht vorfinden würde. Aber das Lachen hallte weiter durch mich hindurch, lauter als zuvor. Ich wusste, dass ich ihm nahe war, und dann öffneten sich meine Lider. Ein leerer Raum umgab mich. Du hieltest dich versteckt, du musstest irgendwo versteckt sein.
    Dann fiel mir im Wohnzimmer ein Lichtpunkt auf: das grüne Signallämpchen der Stereoanlage, die ich nie, niemals über Nacht eingeschaltet lasse. Das verstand ich nicht. Dein Lachen kam aus der Anlage. Ich schlich näher heran, unsicher, als wäre sie ein bissiger Hund, dem man sich vorsichtig nähern muss. Und als ich davorstand, wurde mir klar, dass dein Lachen in einer Endlosschleife lief. Jemand war hier – schon wieder war jemand in meiner Wohnung! Jemand ist hier reingekommen und hat eine Aufzeichnung deines Lachens in den CD -Player geschoben. Im Mund hatte ich den metallischen Geschmack von blankem Entsetzen. O Clara, wollte ich kreischen, wie tief wirst du noch sinken? Wo soll dieses widerliche kleine Spiel enden?
    Mein Finger schwebte über dem Ausschaltknopf, aber er zitterte zu sehr, um ihn gleich zu finden. Dann drückte ich ihn und brachte dich endlich zum Schweigen.
    Ich war zu verängstigt, um wieder schlafen zu können. Ich fragte mich, ob ich jemals wieder schlafen würde. Für mich gab es keine Zuflucht mehr, nicht hier in meiner Wohnung, nicht in meinen Träumen. Ich saß mit untergeschlagenen Beinen auf dem Sofa. Eine Decke und eine Flasche Wein, um mich zu

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