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Zu cool für dich

Zu cool für dich

Titel: Zu cool für dich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Dessen
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winziger Kopf durch das Loch. Das Ei zerbarst   – und der zum Kopf gehörige Kör per wurde sichtbar. Das Wesen war schleimig, glitschig und so klein, dass es auf meine Fingerspitze gepasst hät te .
    »Varanus tristis orientalis«,
meinte Chris feierlich, als würde er einen Zauberspruch aufsagen. »Getüpfelter Schwarzkopfwaran. Das einzige Exemplar, das überlebt hat.«
    Die kleine Echse wirkte noch völlig benommen. Sie blinzelte und bewegte sich nur unbeholfen. Chris strahlte übers ganze Gesicht, als hätte er gerade persönlich das Universum erschaffen.
    »Nicht schlecht, was?«, meinte er. Wieder kroch die Eidechse auf ihren winzigen, spinnwebartigen Klauen ruckartig ein Stückchen vorwärts. »Wir sind die Ersten, die es sieht.«
    Der Miniwaran starrte uns an; wir starrten zurück. Er war klein und hilflos und tat mir jetzt schon Leid, denn er war in einer echt beschissenen Welt gelandet. Das wusste er nur nicht. Jedenfalls noch nicht. Und wenn man in einer stickigen, engen Kammer hockte, kam einem die Welt vermutlich ohnehin so winzig vor, dass man das Gefühl hatte, man bekäme sie problemlos in den Griff.

Kapitel Vier
    Z u guter Letzt lasst uns auf Barbaras Tochter anstoßen, auf Remy, die unser Fest geplant und organisiert hat. Ohne sie hätten wir das alles nie und nimmer geschafft. Auf Remy!«
    »Auf Remy!«, riefen alle und sahen anstandshalber kurz zu mir, bevor sie mehr Champagner in sich reinkippten.
    »Und nun   ...« Meine Mutter lächelte Don an, der seinerseits nicht mehr aufgehört hatte übers ganze Gesicht zu strahlen, seit der Organist vor zwei Stunden den Hochzeitsmarsch angestimmt hatte. »Viel Spaß euch allen!«
    Das Streichquartett fiedelte los, meine Mutter und Don küssten sich und ich atmete tief durch. Jeder saß an seinem Platz, der Salat war serviert. Torte: abgehakt. Tischschmuck: abgehakt. Barkeeper und Alkoholvorräte: abgehakt. Plus ungefähr eine Million weiterer Details: abgehakt. Was im Klartext hieß, dass ich mich   – nach sechs Monaten, zwei Tagen und vier Stunden   – endlich entspannen konnte. Zumindest für ein paar Minuten.
    »Okay«, sagte ich zu Chloe, »jetzt nehme ich auch einen Schluck Champagner.«
    »Na endlich!« Sie schob ein Glas in meine Richtung. Sie und Lissa waren bereits jenseits von beschwipst; mit ihren Giggelanfällen hatten sie schon mehr als ein Mal die allgemeine Aufmerksamkeit auf unseren Tisch gelenkt, was Jennifer Anne, die links von mir neben Chris saß und Mineralwasser trank, stets mit leicht verkniffenem Gesichtsausdruck registrierte.
    »Das hast du super hingekriegt, Remy.« Chris spießte eine Kirschtomate von seinem Salatteller auf und stopfte sie in den Mund. »Das ist ein grandioser Tag für Mom, und wem hat sie das zu verdanken? Dir.«
    »Aber ab jetzt muss sie allein klarkommen«, erwiderte ich. »Beim nächsten Mal soll sie von mir aus nach Las Vegas fahren und sich von einem Elvis-Double trauen lassen. Mit mir läuft da gar nichts mehr.«
    Jennifer Anne klappte der Kiefer runter. »Beim nächsten Mal?«, wiederholte sie schockiert. Dabei warf sie einen Blick auf meine Mutter und Don, die am Ehrentisch saßen und das Kunststück fertig brachten, gleichzeitig zu essen und Händchen zu halten. »Remy, wir sind auf einer Hochzeit. Der Bund der Ehe, vor Gott geschlossen, bis dass der Tod euch scheidet.«
    Chris und ich blickten sie nur stumm an. Lissa, die uns gegenübersaß, rülpste. »Pardon«, sagte sie, als Chloe in Gelächter ausbrach. »Tut mir echt Leid.«
    Jennifer Anne verdrehte die Augen; sie empfand es sichtlich als Zumutung, mit Leibeigenen und Zynikern an einem Tisch sitzen zu müssen. »Christopher!« Sie war der einzige Mensch, der ihn so nannte. »Komm, wir gehen frische Luft schnappen.«
    »Aber ich esse gerade meinen Salat.« Chris’ Kinn schwamm in Salatsauce.
    Doch Jennifer Anne ignorierte seinen Einwand, nahm ihre Serviette und faltete sie ordentlich zusammen. Sie hatte ihren Salat bereits aufgegessen und ihr Besteck adrett auf ihren Teller gelegt, damit der Kellner wusste, dass sie fertig war.
    »Einverstanden.« Chris erhob sich. »Frische Luft schnappen, gerne. Auf geht’s.«
    Kaum waren sie weg, rückte Chloe zwei Stühle zu mir auf und Lissa folgte. Jess fehlte noch. Sie musste sich zu Hause um ihren kleinen Bruder kümmern   – Halsentzündung. Obwohl sie so ruhig war, hatte ich immer das Gefühl, die Dinge gerieten völlig aus dem Gleichgewicht, wenn sie fehlte. Als ob Lissa und Chloe mir

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