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Zu einem Mord gehoeren zwei

Titel: Zu einem Mord gehoeren zwei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Bosetzky , -ky
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‘n Strumpf überm Gesicht, weißt du? ‹Tommy› hat er zu dem Räuber gesagt. Und da hat er ihn gezwungen…»
    Tommy. Der Redestrom plätscherte weiter, aber Susanne hörte nicht mehr zu. Tommy… Es war wie eine Explosion. Plötzlich, mit einem Schlag, war der Gedanke da; aus dem Nichts entstanden, noch gar nicht überprüfbar. So haben sie ihn in der Schule genannt … «Wie?»
    «Du hörst mir ja gar nicht zu!»
    «Doch, natürlich…» Sie mußte sich räuspern. Sie hatte Mühe, die jäh aufsteigende Hitzewelle zu unterdrücken. Tief atmen! Ganz ruhig… «Wie soll der Mann denn ausgesehen… Ich meine, hat man eine Personenbeschreibung?»
    «Welcher?» Shaeffy freute sich, daß sie endlich auftaute. «Der Räuber oder der and…»
    «Der Räuber!» unterbrach sie ungeduldig.
    «Ja, also so genau…» Shaeffy zuckte die Achseln. «Untersetzt. Ein bißchen – na, schwerfällig…» Er dachte nach, aber es fiel ihm nichts mehr ein. «Der andere war schlank, knapp über dreißig, heißt es. So ‘n Mittelmeer-Typ. Er soll…»
    Untersetzt. Schwerfällig. Tommy. Die Kassette – die Skizzen in seiner Kassette: Skizzen der Umgebung des Bahnhofes Hermsdorf, der Bankfiliale dort … Wenn ich nicht neulich heimlich in seinem Zimmer gekramt hätte… Gut, daß ich den Hausschlüssel noch… Und Berichte von Banküberfällen hat er gesammelt… Und die Firma pleite…
    «… schon wieder nicht zu! Was hast du denn?»
    «Ach, nichts.» Sie lächelte strahlend. «Gehen wir tanzen?»

 
    4
    GÜNTHER FEUERHAHN
     
     
     
    Feuerhahn lag auf einer alten Couch und starrte gegen die weißgekalkte Betondecke, an der eine starke Glühbirne in einer mattierten Glaskugel brannte. Ein bräunlicher Falter stieß in regelmäßigen Abständen gegen das Glas, und die monotone Sinnlosigkeit seines Tuns reizte Feuerhahn ebenso sehr, wie ihn der dumpfe Aufprall erschreckte. Immer wieder spürte er den Impuls aufzuspringen und mit dem Kopf gegen die Wand zu rennen. Wie mochte der Falter in diesen Keller gekommen sein? Wahrscheinlich war er Tomaschewski hinterhergeflogen, als der ihm das Essen gebracht hatte. Das Essen – zwei mit Schabefleisch belegte Brötchen. Er hatte sie auf einem Plastikbrettchen durch die Gittertür geschoben. Sie hatten kein Wort miteinander gesprochen, und Tomaschewski war gegangen, ohne das Licht auszuknipsen. Da der Schalter jenseits der Gittertür angebracht war, mußte sich Feuerhahn mit dem kalten, nervtötenden Licht abfinden. Aber vielleicht war es auch gut so, denn die Dunkelheit war sicher noch schlimmer. Das elektrische Licht bestätigte ihm, daß draußen ein funktionierendes Kraftwerk stand, daß dort Menschen arbeiteten, Menschen, denen sein Schicksal unter die Haut gehen würde. In wenigen Stunden mußten die Morgenzeitungen erscheinen – und dann diskutierte eine ganze Stadt über sein Schicksal. Aber wahrscheinlich hatte schon das Fernsehen ausführlich über seine Entführung berichtet, die Abendschau des SFB ließ sich einen solchen Knüller bestimmt nicht entgehen… Er war sicher, daß sie alle Hebel in Bewegung setzen würden, um ihn zu finden.
    Feuerhahn gähnte und schloß die leicht entzündeten Augen. Jetzt hockte er beinahe fünfzehn Stunden hier unten in Tomaschewskis Keller… ein ideales Gefängnis. Er wußte von früher her, daß ihn der alte Tomaschewski zu Beginn der Bombenangriffe auf Berlin ausgebaut hatte, und zwar zu einer Mischung von Tresor und Luftschutzkeller. Hier hatte er Bargeld, Schmuck und die wichtigsten Papiere verwahrt, und hier hatte seine Familie beim Anflug der alliierten Bomberverbände Zuflucht gesucht. Und vielleicht hätte Tomaschewski ihn vorhin auf der Stelle niedergeschossen, wenn dieser Keller nicht gewesen wäre. In einer hellhörigen Neubauwohnung zum Beispiel konnte man keinen Gefangenen halten. Hier aber… Er hätte stundenlang schreien können, ohne daß ihn jemand hörte.
    Er hing sich sein Jackett über den Kopf, um der bohrenden Helligkeit zu entgehen. Jetzt konnte er sich ganz auf die Reaktionen seines Körpers konzentrieren. Sein linkes Augenlid zuckte in regelmäßigen Abständen. Seine Kopfschmerzen waren nicht heftig, sondern dumpf und gleichförmig. Sein linker Arm war schlecht durchblutet, schlief andauernd ein und fiel schwer nach unten, wenn er ihn mit der rechten Hand hochhob. Um sich von seiner elenden Lage abzulenken, versuchte er, sich die Mädchen vorzustellen, mit denen er in den letzten Jahren geschlafen hatte. Gesichter,

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