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Zu einem Mord gehoeren zwei

Titel: Zu einem Mord gehoeren zwei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Bosetzky , -ky
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Löscharbeiten auf dem Firmengelände umgekommen – einen nicht gerade billigen Tischtennispokal gestiftet – und er, Feuerhahn, hatte den heißgeliebten Sohn geschlagen. Sogar das kuriose Ergebnis hatte er behalten: 23:21, 23:21, 23:21. Susanne, die ungekrönte Königin der Klasse, hatte ihm den Pokal überreicht… Ein andermal hatte er ihm den Buchpreis für den besten Aufsatz des Jahres weggeschnappt. Ja, und dann hatte er Tomaschewski denunziert, als er bei einer Klassenfahrt einem fotografiersüchtigen Lehrer ein Stück Pappe hinter das Objektiv geklebt hatte, so daß dem Armen kein einziges Dia geglückt war… Eine schlimme Sache. Und nicht zu reden von den Freundinnen, die er Tomaschewski ausgespannt hatte. Plump und klobig, wie Tommy war, mit einem runden Gesicht voller eitriger Pickel, hatte er für Mädchen nicht viel Anziehendes gehabt… Ob Tomaschewski ihn haßte?
    Feuerhahn fror plötzlich.
    Aus winzigen Schößlingen werden im Laufe der Zeit mächtige Bäume, und wer konnte wissen, wie sich solche Nichtigkeiten in Tomaschewskis verletztem Gemüt ausgewachsen hatten? Aber noch konnte er darauf vertrauen, ihn durch die Kraft seiner Worte versöhnlich zu stimmen. Nicht umsonst hatte er jahrelang als Vertreter gearbeitet. Wenn es nur erst zu einer Aussprache kam! Aber bisher hatte Tomaschewski ja geschwiegen. Trotzdem, hier ergab sich ein Hauch von Hoffnung.
    Langsam glitt er in einen Zustand hinüber, wo die Bilder nicht mehr herbeigerufen werden mußten, sondern von selber kamen. Er hatte Angst davor einzuschlafen – wer garantierte ihm denn, daß Tomaschewski nicht nur auf diesen Augenblick wartete, um ihn zu erschießen? Mir geht es wie Lindbergh, dachte er noch, wenn ich einschlafe, ist das der Tod. Aber dann wurde sein Atem gegen seinen Willen ruhiger, und er glitt in einen flachen Schlaf hinüber.

 
    5
    HANS-JOACHIM TOMASCHEWSKI
     
     
     
    Als er aufwachte, war er im ersten Augenblick so heiter, gelöst und glücklich wie ein kleiner Angestellter an seinem ersten Urlaubsmorgen. Die Sonne schien, er war gesund, und er hatte nun Geld genug, die Firma zu retten und seine Existenz zu sichern. Endlich wieder ein Morgen, an dem er nicht schon im Halbschlaf Zahlenkolonnen durchging, einzelne Bilanzpositionen miteinander verglich oder nach den passenden Worten für die Verhandlungen mit stark unterkühlten Bankdirektoren suchte. Es war geschafft!
    Dann aber schwang das Pendel zurück, und er wurde sich allmählich bewußt, auf welch schwankendem Boden er sich noch immer bewegte. Wachholz, der junge Bankbeamte, lag schwerverletzt im Krankenhaus – Feuerhahn saß unten im Keller und wartete auf ein Wunder…
    Gesucht wird: Hans-Joachim Tomaschewski, geboren am 17.2.1934 in Eichwalde bei Berlin, Größe 1,76 m, Gewicht 88 kg, dunkelblond, Augenfarbe blau, besondere Kennzeichen keine. Er steht unter dem dringenden Verdacht, die Filiale 8 der Brandenburgischen Vereinsbank überfallen und etwa 80000 DM erbeutet zu haben. In Verfolgung seiner Tat hat er den 22jährigen Bankangestellten Holger Wachholz niedergeschossen und den 34jährigen Vertreter Günther Feuerhahn entführt. Zweckdienliche Mitteilungen nehmen die Kriminalpolizei und jedes Polizeirevier entgegen. Sämtliche Hinweise werden auf Wunsch vertraulich behandelt. Der Polizeipräsident hat für die Ergreifung des Täters eine Belohnung von 3000 DM ausgesetzt.
    So stellte er sich seinen Steckbrief vor. Immer wieder ging ihm der Text im Kopf herum.
    Tomaschewski richtete sich etwas auf, wälzte seinen schweißbedeckten Körper herum, setzte die nackten Füße auf den kuschlig weichen Bettvorleger und stützte den heißen Kopf in die manikürten Hände. Mir ist von alldem so dumm, als ging mir ein Mühlrad im Kopf herum… Goethe. Sie hatten den Faust in der Oberprima stellenweise auswendig lernen müssen, und Susanne hatte ihm immer vorgesagt… Mein Gott, wenn sich doch die Zeit zurückdrehen ließe! Er hätte zehn Jahre seines Lebens dafür gegeben, wenn man ihm die Chance geboten hätte, als Oberprimaner neu zu beginnen. Dann hätte er die Scheißfirma seines Vaters sausen lassen und irgend etwas studiert, Anglistik wahrscheinlich. Und er wäre nicht zum Verbrecher geworden.
    Er sah, daß sein halbvolles Wasserglas noch immer auf dem Nachttisch stand. Er hätte schwören können, daß er es vorhin im Schlaf umgestoßen hatte. Er stöhnte laut und fast genüßlich, nahm das Röhrchen mit den Kopfschmerztabletten aus der Schublade, ließ zwei

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