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Zu einem Mord gehoeren zwei

Titel: Zu einem Mord gehoeren zwei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Bosetzky , -ky
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Shaeffy getroffen hatte.
    «Tja…» Shaeffy fühlte sich bedrückt. Wenn nicht geredet wurde, fand er die Welt bedrohlich. «Da ist ja wieder ein tolles Ding passiert…» Er spülte einen großen Bissen mit einem Schluck Pils hinunter. «Die Sache mit der Bankfil…» Er verschluckte sich, hustete, lief rot an.
    «Worum dreht sich’s denn?» fragte sie. Er hat einen Gänsekopf, dachte sie, einen richtigen Gänsekopf. Nur ein bißchen gerupft schon. Früher war ihr das nie so aufgefallen. Sie hatten schon nette Stunden miteinander verbracht. Bei ihrer Hochzeit war er ganz reizend gewesen.
    «… mit der Bankfiliale…» Langsam kam er wieder zu Atem. «Ich bitte dich, Sue – hast du denn kein Radio gehört?»
    «Nein. Wozu?» Seit sie allein lebte, hatte sie alle Lust verloren, etwas Aktuelles zu lesen oder zu hören. Es interessierte sie nicht mehr sonderlich, was um sie herum passierte. Sie konnte auch leben, ohne zu wissen. Wenn sie eine Zeitung aufschlug, starrten ihr doch nur Tomaschewskis blödsinnige Anzeigen entgegen. MÖBEL VON GT – EINE PFUNDSIDEE!
    «Ein Banküberfall», sagte Shaeffy mit einigem Eifer. «Am Bahnhof Hermsdorf… Der Täter hat zwar nur neunzigtausend Mark erbeutet, aber er hat einen Tatzeugen mitgenommen. Entführt, verschleppt.»
    «Nicht möglich!» sagte Susanne gehorsam. Sie fühlte sich plötzlich müde und abgespannt und hatte Kopfschmerzen. Sicher ihre Tage. Auch das noch.
    «Doch, doch!» Shaeffy ließ den letzten Bissen zwischen seinen feuchten Lippen verschwinden und unterdrückte ein Rülpsen. «Der Mann muß ihn erkannt haben. Wenn er ihn nicht mitgenommen hätte, wäre er doch gleich identifiziert worden.»
    «Ja, natürlich…»
    «Bis jetzt hat man noch keine Spur von den beiden… Fräulein, noch ein Bier!»
    «Der arme Kerl!» Susanne stapelte fünf runde Bierdeckel übereinander, legte sie auf die Tischkante, schnippte sie mit den Fingernägeln der rechten Hand hoch und versuchte, sie aufzufangen. Doch der Trick mißlang. Die Bierdeckel segelten auf den staubigen Boden.
    «Warte!» Shaeffy hob sie auf und streifte dabei ihre Knie.
    «Danke…»
    «Ich werde Hajo vierzigtausend Mark borgen», sagte Shaeffy, halb verzweifelt, halb mürrisch, während er sich eine Zigarre zurechtschnitt und ansteckte. Es mußte doch irgendein Thema geben, daß sie interessierte. «Dein Mann sitzt ja ganz schön in der Klemme. Ich zahle das Geld ein und werde sozusagen stiller Teilhaber.»
    «Ach?» murmelte Susanne.
    «Morgen kriegt er das Geld.»
    «Das ist ja schön!» Susanne wartete, bis die Kellnerin das Dessert aufgetragen hatte, eine silberne Schale mit einer länglichen Eisschnitte. «Damit wird er ja sicher auskommen…»
    «Wie meinst du denn das?»
    «So wie ich’s gesagt habe.»
    «Du bist so komisch heute!» Er warf seine Serviette auf den Tisch. «Da freut man sich auf das Wiedersehen, und dann…»
    «Ach, John, das geht nicht gegen dich.»
    «Ich bin zwar Hajos Onkel, aber… Er hat doch alles getan für dich, was er tun konnte.»
    «Sicher», sagte sie mit einem gequälten Lächeln. «Er war immer rührend besorgt um mich. Weil er wußte, daß ich abends vor dem Einschlafen so gern noch lese, hat er sich mit seinen Sekretärinnen vergnügt. Und wie! Nur um mich nicht zu stören.»
    «Naja!» Er konnte gerade noch ein Grinsen unterdrücken.
    «Mein Gott, was könnte ich heute sein, wenn ich ihn nicht kennengelernt hätte!» Susanne sah Shaeffys Blick und fuhr sich mit der Hand über die Stirn. Jetzt stellt er sich vor, wie es ist, wenn er über mir zum Orgasmus kommt, dachte sie; und zugleich hält er mich für eingebildet und für überkandidelt… Das Schwein!
    Sie zog ihm die leicht zerknitterte Boulevardzeitung aus der Seitentasche seines Jacketts und blätterte sie langsam auseinander, um ihm deutlich anzuzeigen, daß sie keine Lust zur Fortsetzung ihres Gesprächs hatte. Sie suchte, gelangweilt, wie sie war, nach einem Bericht über den Bankraub, von dem Shaeffy eben gesprochen hatte.
    «Steht ja noch gar nichts drin von dem Banküberfall…»
    «Kann ja auch gar nicht. Das war doch erst gegen Mittag.» Shaeffy lehnte sich zurück. «Ich hab vorhin im Auto ‘ne Reportage gehört. Scheint ein sensationeller Fall zu werden. Der Räuber ist erkannt worden… Das hab ich schon erzählt, oder? Von einem Bekannten oder einem Freund – genau weiß man’s nicht, weil er ihn mitgenommen hat. Entführt. Der Räuber den Mann, der ihn erkannt hat. Trotz der Maske – so

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