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Zu einem Mord gehoeren zwei

Titel: Zu einem Mord gehoeren zwei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Bosetzky , -ky
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«Man wird sich fragen, wie du plötzlich zu dem vielen Geld gekommen bist.»
    «Das ist geklärt.» Tomaschewski ärgerte sich darüber, wie sachlich und alltäglich ihr Dialog bisher verlaufen war. Es war gar nicht zum Ausdruck gekommen, daß er der Sieger, der Überlegene war, Herr über Leben und Tod. Er haßte Feuerhahn, weil er nicht bereit war, sich zu unterwerfen. Vielleicht wäre alles anders gekommen, wenn Feuerhahn gefleht, gejammert und gebettelt hätte. Warum nur mußte er so stolz und unbeeindruckt sein? Verdammt noch mal, das hier war doch keine Verhandlung über den Verkauf eines Direktionszimmers, das er in irgendeinem Restaurant mit dem Einkäufer eines Kunden führte!
    «Du kannst mir viel erzählen!» sagte Feuerhahn, fast ein wenig höhnisch.
    «Ich hätte das Ganze nicht gestartet, wenn mir mein Onkel nicht vierzigtausend Mark geborgt hätte», erklärte Tomaschewski, wieder so sachlich wie ein Nachrichtensprecher. «Ich habe den Vertrag gefälscht, und meine Leute glauben jetzt, er hätte mir hundertdreißigtausend geborgt.»
    Feuerhahn schien enttäuscht zu sein. «So…?»
    «Du siehst, ganz so dußlig, wie du denkst, bin ich doch nicht!»
    «Wenn die Kripo mich nun doch identifiziert», sagte Feuerhahn, «dann wird sie auch meine Freunde unter die Lupe nehmen.»
    «Sicher. Aber wir haben uns seit mehr als zehn Jahren nicht mehr gesehen.»
    «Sie könnten trotzdem drauf kommen. Und wenn sie mich dann hier in diesem Keller finden…»
    «Sie werden dich aber nicht…»
    Feuerhahn ließ ihn nicht ausreden: «Wenn ich aber nicht mehr hier bin, haben sie keinerlei Beweise gegen dich in der Hand.»
    «Schon richtig», mußte Tomaschewski zugeben. «Aber das hätten sie auch nicht, wenn ich dich als Leiche wegschaffe.»
    «Sie würden Blutspuren finden!»
    «Ach!»
    «Erschieß mal einen, ohne daß das Blut…»
    «Hör auf!» Tomaschewski wurde immer klarer, daß es keinen Ausweg gab, daß er Feuerhahn erschießen mußte, wenn er sich selbst retten wollte… Aber das war doch undenkbar. Das ging doch nicht! Das konnte, das durfte nicht sein! Dieses Gespräch mußte doch ein Traum sein, der Alptraum einer unruhigen Nacht… Es war ein Fernsehspiel; man brauchte doch nur auf den Knopf zu drücken, um ihm zu entgehen.
    Er stützte den Kopf in die Hände, zutiefst enttäuscht. Bei einem solchen Gespräch, bei dem es um die letzten Dinge ging, hätte man doch tiefschürfende Gedanken erwarten dürfen, geschliffenen Dialog zumindest; aber statt dessen war alles platt und trivial geblieben. Es war nicht einmal so aufregend wie der Abschluß eines Geschäftes, etwa die Lieferung von zweihundert Einbauschränken an eine Wohnungsbaugenossenschaft. Auch in Ausnahmesituationen blieb das Leben banal, und das Feuer, von dem er sich erhofft hatte, es werde ihn härten, das wollte und wollte nicht aufflammen…
    In diesem Augenblick war deutlich zu hören, daß oben jemand versuchte, die Haustür aufzuschließen…
    Die beiden Männer erstarrten. Und dann reagierte Feuerhahn um einige Sekunden schneller als Tomaschewski.
    «Hilfe!» schrie er, so laut er konnte. «Hilfe! Hier ist der Entführte – ich bin Feuerhahn! Helfen Sie mir! Hier ist Feuerhahn… Der Bankraub… Ich bin entführt worden! Hallo, hierher – schnell!»
    Schießen, dachte Tomaschewski instinktiv. Du mußt jetzt schießen… Schon war er aufgesprungen und hatte die Beretta hochgerissen. Er zielte.
    Feuerhahn hetzte in die hinterste Ecke seiner Zelle, schrie aber weiter.
    Idiot! fuhr es Tomaschewski durch den Kopf. Den Schuß hört man doch eher als das Gebrüll… Los, raus hier! Die äußere Kellertür ist schalldicht.
    Ein Sprung, schon stand er draußen an der Treppe und schlug die schwere Stahltür zu. Schlagartig war es totenstill. Nun mochte Feuerhahn so lange und so laut schreien, wie er wollte. Schweratmend verschloß Tomaschewski die Tür. Dann lauschte er.
    «Heh, Herr Tomaschewski!» Eine kreischende Frauenstimme drang zu ihm herunter. «Machen Sie doch endlich auf!»
    Der Schweiß auf seinem Körper wurde kalt, hüllte ihn ein wie eine dünne Eisschicht. Das war Käthe Poschmann, seine Haushälterin. Sie war Mitte der Sechzig, zänkisch, giftig, neugierig und nachtragend, und er fürchtete sich immer ein bißchen vor ihr.
    Ob sie etwas gehört hatte? Ob sie sich einen Reim auf die Schreie machen konnte? Sicher, sie las ja sämtliche Groschenblätter. Und der Tresorraum, zu dem sie keinen Schlüssel besaß, hatte schon immer im

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