Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Zu einem Mord gehoeren zwei

Titel: Zu einem Mord gehoeren zwei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Bosetzky , -ky
Vom Netzwerk:
heranwuchsen? In zehn, fünfzehn Jahren würden sie wie er an irgendeinem Schreibtisch sitzen und irgendeine mehr oder minder stumpfsinnige Arbeit verrichten.
    Das häßliche Klingeln des schwarzen Telefons riß ihn aus seinen Gedanken.
    «Aufwachen!» rief Koch.
    Mannhardt griff sich das Telefon, nahm den Hörer hoch und meldete sich mit müder Stimme.
    «Hier ist Margarete Feuerhahn. Entschuldigen Sie die Störung, aber… Also ich wollte Ihnen nur schnell sagen, daß der Freund meines Sohnes nicht Schwarz heißt, sondern… sondern Schwandt, ja? Thomas Schwandt. Wie Schwan und dann mit dt. Ich habe gerade eine Karte aus Nizza gefunden, die er meinem Sohn mal geschrieben hat. Ich bin todunglücklich, daß ich…»
    «Wir auch!» knurrte Mannhardt unfreundlich. «Hoffen wir, daß dieser Irrtum Ihrem Sohn nicht das Leben gekostet hat!»
    «Um Gottes willen, Herr Kommissar! Das können Sie doch nicht… Ich meine, da muß man doch…»
    «Wir tun unser Bestes, Frau Feuerhahn», sagte Mannhardt. Man lernt alles – auch töten. Dann wurde er ironisch: «Und wenn Ihnen noch etwas einfällt, dann sagen Sie uns wieder Bescheid, ja?»
    «Aber natürlich! Und Sie rufen mich doch gleich an, wenn…»
    «Selbstverständlich… Wiedersehn, Frau Feuerhahn.» Mannhardt legte auf und schüttelte den Kopf. Über fünf Stunden lang hatte ein halbes Dutzend Leute umsonst gearbeitet… In plötzlich aufschießendem Jähzorn packte er die Klammermaschine und feuerte sie in den Papierkorb. «Blöde Kuh!» rief er. «Der Kerl heißt Schwandt und nicht Schwarz. Thomas Schwandt!»
    «Mal sehen, ob wir mit dem mehr Glück haben…» Koch ging hinaus, um in der ‹Kundenkartei› nachzuschauen.
    Mannhardt stand auf und atmete ein paarmal tief durch. Es war nicht zu fassen, da war er wieder einmal aus der Rolle gefallen und hatte die Beherrschung verloren. Und das, obwohl er sich andauernd einredete, der Fall würde ihn völlig kalt lassen. Was ihn aber am meisten verwirrte, war der Umstand, daß er Typen wie diesen Feuerhahn geradezu haßte. Er war nun einmal in einem Beamtenhaushalt aufgewachsen, und man hatte ihm zwanzig Jahre hindurch bestimmte Normen eingebleut. So machte es, wenn er an Feuerhahn dachte, nur Klick! und sofort wurde er von mehr oder minder negativen Assoziationen überflutet: Sexprotz – Schürzenjäger – Playboy – Gigolo… Ein solcher Typ hatte ihm damals seine erste Verlobte weggeschnappt. Und nun hatte er die ehrenvolle Aufgabe, einem von diesen Arschlöchern aus der Patsche zu helfen. Tja, Mister Mannhardt, so ist das Leben!
    «Du, den haben wir tatsächlich!» Koch kam freudig erregt ins Zimmer gestürzt und schwenkte eine Karteikarte.
    «Freude, schöner Götterfunken…» brummte Mannhardt.
    «Thomas Schwandt, geboren am 2.10.1938 in Berlin, von Beruf Steinsetzer, zwei Vorstrafen – Autodiebstahl und schwerer Raub; eine Tankstelle. Wohnhaft… äh… Berlin-Britz, Buckower Damm, Kolonie Goldregen. Na, was sagst du nun?»
    «Das ist zu schön, um wahr zu sein! Und keine von Feuerhahns Freundinnen hat etwas von einem Thomas Schwandt gewußt?»
    «Ich hab sie ja nur nach Thomas Schwarz gefragt. Soll ich’s noch mal versuchen?» Kochs Augen leuchteten auf.
    «Das könnte dir so passen! Komm, wir sehen uns mal diesen Herrn von Schwandt an. Sag der Fahrbereitschaft Bescheid, ich geh schon mal nach unten.»
    Zwei Minuten später saßen sie im Wagen und fuhren durch ein Gewirr meist enger Straßen. Friedlich und idyllisch war die Stadt zu dieser Stunde. Liebespaare schlenderten auf die Parks zu, eng umschlungen oder Hand in Hand; sentimentale Witwen führten Dackel um die Häuserblocks, auf den Baikonen saßen zufriedene Ehepaare, aus den angelehnten Fenstern drang der bläuliche Schimmer eingeschalteter Fernsehgeräte, vor den Würstchenbuden stauten sich die ersten hungrigen Kunden.
    «Da ist die Windmühle», sagte Koch; «wir sind gleich da.»
    Der Wagen hielt, und wenig später standen sie vor dem weiten Areal der Kleingartenkolonie Goldregen. Feuchte Kühle schlug ihnen entgegen; überall waren die Rasensprenger in Betrieb. Es roch nach frisch gemähtem Gras, nach sumpfiger Erde, nach Dachpappe, Sperrholz und Lack, mitunter auch nach verbranntem Reisig. Vor einigen Lauben baumelten bunte Lampions. Irgendwo ein helles Lachen, Skatkarten wurden auf den Tisch geklopft, Bowlengläser klirrten, Kofferradios spielten Schlager und Beat.
    «Da drüben ist das Vereinslokal», sagte Mannhardt, als sie den staubigen

Weitere Kostenlose Bücher