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Zu einem Mord gehoeren zwei

Titel: Zu einem Mord gehoeren zwei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Bosetzky , -ky
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hätte ihn Feuerhahn dann ein Leben lang in der Hand gehabt und nach Belieben erpressen können… Er sagte sogleich, was er dachte.
    «Das ist doch Unsinn!» protestierte Feuerhahn. «Du hast mich schließlich genauso in der Hand!»
    Tomaschewski blieb mißtrauisch. Feuerhahn hatte schon in der Schule als furchtbar gerissen gegolten. Er war ein Opportunist reinsten Wassers gewesen und hatte sich immer jeweils denen angeschlossen, die im Augenblick die größten Vorteile zu bieten hatten.
    «Du hast mich schon mal angeschwärzt», sagte Tomaschewski. Dabei vermied er es, Feuerhahn ins Gesicht zu sehen. Aus gutem Grund. «Damals, als ich dem Dr. Neumann bei der Klassenfahrt nach Goslar ein Stück Pappe hinter die Linse seiner Leica…»
    «Ach, das!» Feuerhahn schluckte. «Das war doch ganz was anderes. Das kann man doch gar nicht miteinander vergleichen… Das ist mir damals so rausgerutscht – der Pointe wegen. Das war doch eine Lappalie!»
    Tomaschewski erwog das Für und Wider des Vorschlags. Sicher, wenn er Feuerhahn laufen ließ, war er mit einem Schlag alle Sorgen los. Und das Geld, ihn zum Schweigen zu bringen, das wäre ja auch noch dagewesen. Auf der anderen Seite brauchte nur der Bankbeamte zu sterben, und er war Feuerhahn rettungslos ausgeliefert… Wieder trug er Feuerhahn seine Bedenken vor.
    «Der Bankbeamte wird nicht sterben!» entgegnete Feuerhahn mit Nachdruck. «Und wennschon – ich halte dicht! Nicht nur das; ich tue alles für dich, was du willst. Ich…»
    Tomaschewski hörte schon nicht mehr zu. «Außerdem würde uns die Kripo einen Strich durch die Rechnung machen», sagte er. «Die Fahndung läuft auf Hochtouren. Es wird nicht mehr lange dauern, dann wissen sie, um wen es sich bei dem Entführten handelt. Dann wissen sie, daß du es bist. Und wenn du dann plötzlich wieder auf der Bildfläche erscheinst, dann werden sie dich doch ausquetschen und wissen wollen, wo du die ganze Zeit über gesteckt hast.»
    Feuerhahn brauchte ein paar Sekunden, um Gegenargumente zu finden; er merkte wohl selbst, wie schwach sie ausfielen, denn seine Stimme hatte mit einemmal viel von ihrer alten Überzeugungskraft verloren. «Ich könnte sagen, ich hätte mich die Nacht über in Bars und so rumgetrieben…»
    «Da würden sie dich nach Namen, nach Zeiten und nach Zeugen fragen.»
    «Claudia würde ihnen auch bestätigen, daß ich zur Zeit des Überfalls und die ganze Nacht über bei ihr gewesen bin. Wenn ich der weismache, daß ich sie in zwei Wochen heirate, dann tut sie alles für mich. Und wenn ich bei der Kripo sage, daß ich keinen Banküberfall miterlebt habe, dann…»
    «Und wenn der Bankbeamte dich wiedererkennt?»
    «Dann irrt er sich eben!»
    «Nee!» Tomaschewski setzte ein überlegenes Lächeln auf. «Ich hab keine Lust, dich hier unten zu erschießen, weiß Gott nicht. Aber wenn du nicht mit besseren Ideen kommst, dann kann ich dir auch nicht helfen!» Plötzlich fühlte er sich ganz als Herr der Lage. Er glaubte, Feuerhahn eine faire Chance gegeben zu haben, und das erleichterte ihn. Er war bereit, Feuerhahn auf der Stelle laufenzulassen, wenn der eine Idee vorbrachte, die Hand und Fuß hatte. Wenn es einen Weg gab, das Problem auf humane Art und Weise zu lösen, dann wollte er ihn gern gehen lassen. «Fällt dir noch was ein? Du hast doch sonst immer so viele Einfälle…?»
    «Besorg mir einen falschen Paß, und ich verspreche dir, daß ich aus Deutschland verschwinde.»
    «Das ist doch albern! Garantien brauche ich – handfeste Garantien! Ich muß absolut sicher sein, daß du mich nicht anzeigst.»
    Feuerhahn versuchte es nun andersherum. «Was nützt dir denn meine Leiche? Du mußt sie wegschaffen – und irgendwann buddelt sie doch mal einer aus! Wahrscheinlich beobachtet dich schon einer, wenn du sie wegschaffst!»
    «Ich kann dich hier im Keller…»
    «Und oben willst du wohnen? Die Nerven hast du nicht. Du nicht!»
    «Das laß mal meine Sorge sein!» Je weniger sich ein Ausweg abzeichnete, desto ruhiger und gelassener wurde Tomaschewski. Sonderbar. Er verstand es nicht. Er verstand sich selber nicht. Er dachte bitter, nicht einmal auf meine Feigheit ist Verlaß.
    Feuerhahn ließ die Gitterstäbe los und begann, in seiner Zelle auf und ab zu gehen. Tomaschewski sah ihm an, daß es in seinem Gehirn fieberhaft arbeitete. Er hatte sein Jackett auf die Couch geworfen und lief nun in Hemdsärmeln herum. Aber noch immer war seine Krawatte korrekt gebunden.
    «Noch etwas», sagte Feuerhahn.

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