Zu einem Mord gehoeren zwei
Rechtsanwalt… Na, ist das ein Plan?»
«Ich weiß nicht…»
«Mensch, das ist die Chance deines Lebens – im wahrsten Sinn des Wortes! Wenn du nicht mitspielst…»
«Ich kann ihn doch nicht so einfach über den Haufen schießen!»
«Was meinst du wohl, was er heute abend mit dir tut, wenn ich jetzt verschwinde?»
«Nein. Das bringt er nicht fertig. Das… das bringt er nicht übers Herz!»
«Tomaschewski und Herz!» höhnte sie. «Daß ich nicht lache… Wie ist er denn mit Jens umgesprungen? Was hat er denn mit dem Bankbeamten gemacht? Und mit dir, damals in der Schule? Wenn ich dir nicht zugeredet hätte wie einem lahmen Gaul… Muß ich dich daran erinnern, daß du dich vor die U-Bahn werfen wolltest? Er hat dich damals angezeigt, er hat dem Rektor erzählt, daß du an den Autodiebstählen beteiligt warst.»
«Nein, das stimmt nicht. Das ist nicht wahr!»
«Doch – ich schwör’s dir! Er hat’s mir mal im Bett gebeichtet. Er wollte einen Konkurrenten loswerden.»
«Er wollte… Dieses Schwein!»
«Stell dir mal vor, was aus dir geworden wäre…» Ihr Gesicht glühte, sie atmete sehr schnell. «Er hat den Tod verdient, Günther. Es ist kein Mord – es ist Gerechtigkeit! Er hat uns beiden die Freude am Leben genommen. Er hat uns die besten Jahre gestohlen. Wir haben ein Recht dazu, ihn aus dem Weg zu räumen. Und für ihn ist es eine unverdiente Wohltat – er müßte ja doch nur sein ganzes Leben lang im Zuchthaus sitzen… Na?»
Feuerhahn holte tief Luft. «Wie? Wo? Wann?»
«Heute abend.» Ihre Augen glitzerten. «Er geht immer noch spazieren… Mach es möglichst weit weg von hier. Ich habe noch eine Walther 7.65 von meinem Vater… Hinterher läufst du sofort zurück. Gegen zehn mußt du unbedingt wieder hier unten sitzen.»
«Hm…» Feuerhahn überlegte einen Augenblick. «Und weiter?»
«Weiter? Ich habe mich doch klar ausgedrückt, oder?»
«Sagen wir mal, du hast mir klargemacht, was du willst. Du hast mir klargemacht, daß es in unser beider Interesse liegt. Aber wie du dir die praktische Seite vorstellst…»
«In der Pistole sind noch drei Schuß. Noch was?»
«Noch eine ganze Menge: Woran merke ich zum Beispiel, daß Tomaschewski zu seinem Spaziergang aufbricht? Die äußere Tür ist schalldicht.»
«Du läßt sie offen – furchtbar einfach.»
«Und wenn er noch mal runterkommt?»
«Warum soll er noch mal…»
«Weil er mir die Schlaftabletten gegeben hat. Weil er nachschauen will, ob ich sie genommen habe.»
«Dann lehnst du die Tür eben bloß an und schließt rasch ab, wenn du ihn kommen hörst.»
«Geht nicht. Macht zuviel Krach; dauert auch zu lange.»
«Dann – wart mal… Ja: Leg dich auf die Couch und stell dich tot. Dann muß er reinkommen, um sich zu vergewissern. Und wenn er vor der Couch steht, schießt du.»
«Auch schlecht. Wegen der Blutspuren.»
«Du sagst, es ist davon…» Sie wies auf die verbundene Hand.
«Welche Blutgruppe hat Tomaschewski?»
«Keine Ahnung.»
«Siehst du! Wenn sie das Blut untersuchen…»
«Warum sollten sie es denn…»
«Was weiß ich, was bei denen so üblich ist. Ich sehe nur das Risiko.»
«Risiko!» Warum gerate ich immer an solche Waschlappen… Susanne beherrschte sich mühsam: Ich darf ihn nicht verprellen. Er muß es tun. Er muß mitmachen…
«Kannst du das Blut nicht einfach aufwischen und den Lappen… Die Heizung ist nebenan. Sie brennt auch im Sommer, wegen der Warmwasserversorgung…»
«Theoretisch möglich. Aber du vergißt den Zeitfaktor… Wir vermuten ja nur, daß Tommy runterkommt – wir wissen es nicht. Und wann er kommt, wissen wir schon gar nicht – womöglich fünf Minuten vor der Polizei!»
Susanne begann widerwillig einzusehen, daß Feuerhahn recht hatte. Ihr Plan war perfekt, was die große Linie betraf; die Einzelheiten der Ausführung hatte sie nicht bedacht. Während der Diskussion war ihr der Gedanke durch den Kopf geschossen, ob sich hier wohl zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen ließen: Feuerhahn beseitigt Tomaschewski, die Polizei beseitigt Feuerhahn… Sie hatte keineswegs die Absicht, ihre Tage als Frau Feuerhahn zu beschließen. Aber sie sah keine Möglichkeit, Feuerhahn hochgehen zu lassen, ohne ihr Alibi zu gefährden… Nein, vorläufig wurde Feuerhahn noch gebraucht.
«Du hast recht», sagte sie langsam. «Wie stellst du es dir also vor?» Eigentlich war es ohnehin besser, wenn es Feuerhahns Plan war und nicht der ihre. Es erleichterte späterhin manches,
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