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Zu einem Mord gehoeren zwei

Titel: Zu einem Mord gehoeren zwei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Bosetzky , -ky
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Tomaschewski, ganz feudales Türschild. Scheint niemand da zu sein, kein Licht. Hoffentlich schafft er nicht gerade die Leiche weg.»
    «Komm!»
    «Soll ich klingeln?»
    «Los, drück schon!»
    Koch ließ den rechten Zeigefinger einige Zeit auf dem weißen Knopf ruhen, aber sie konnten nicht hören, ob die Glocke hinten im Haus auch anschlug. Das ließ darauf schließen, daß alle Türen und Fenster geschlossen waren. Eine recht ungewöhnliche Maßnahme an diesem lauen Sommerabend.
    «Keiner da, was?» Koch grinste.
    «Vielleicht hat er den Braten gerochen. Oder er ist längst über alle Berge.» Mannhardt war für einen Augenblick recht unschlüssig.
    «Oder die Dame hat uns einen Bären aufgebunden.»
    «Hast du dein Schlüsselsortiment mit?»
    «Hm…»
    «Dann los!» Mannhardt hatte es eilig; er haßte den Mann, der Susanne unglücklich gemacht hatte.
    «Ja, aber…»
    «Ich nehm’s auf meine Kappe. Wenn wir Glück haben, haben wir auch recht. Los!»
    «Meinetwegen…»
    Sekunden später hatte Koch das Schloß im schmiedeeisernen Gartentor geöffnet, und sie konnten den leicht gewundenen Weg entlanggehen. Sie stolperten über höckrige Grasbüschel, Birkenzweige kämmten ihr Haar, Koch ließ seine Taschenlampe aufblitzen.
    Sie erreichten das Haus, und Mannhardt klopfte gegen die hölzerne Tür, erst höflich mit dem Fingerknöchel, dann aber, als keine Reaktion erfolgte, mit der rechten Faust.
    «Nichts…» sagte Koch. «Hat keinen Sinn – ist keiner da. Hör lieber auf, sonst rufen die Nachbarn noch eins-eins-null an.»
    «Ich weiß nicht recht…» Mannhardt zögerte wieder. «Es spricht ja vieles dafür, daß sie recht hat… Feuerhahn war sein Freund, er brauchte Geld, sie haben ihn Tommy genannt…»
    «Wenn schon, denn schon! Und zwar gleich! Bis du den Ober angerufen hast, kann’s schon zu spät sein.»
    «Na schön… Sehen wir mal, ob wir über die Terrasse ins Haus kommen.»
    Mannhardt fühlte sich plötzlich schwach und mutlos. Und müde, so müde und zerschlagen wie im ersten Stadium einer schweren Grippe. Es machte alles keinen Spaß mehr. Wieder ein verlorener Tag… ein verlorener Tag? Hatte er nicht Susanne getroffen?
    Sie erreichten die Terrasse, schoben zwei Gartenstühle beiseite und sahen dann, daß die große Glastür nur angelehnt war. Merkwürdig. Koch stieß sie auf.
    «Hallo, Herr Tomaschewski?!» rief Mannhardt.
    Keine Antwort. Sollte das eine Falle sein? Wohl kaum. Ohne das Für und Wider ihres Tuns weiter zu bedenken, traten sie in den länglichen Raum, der, da alle Jalousien heruntergelassen waren, in völliger Dunkelheit lag. Als Mannhardt einen schweren Brokatvorhang hinter sich zugezogen hatte, konnte Koch seine Taschenlampe einschalten.
    «Oh!» sagte Koch. «Ganz schön feudal…»
    «Chippendale», stellte Mannhardt fest. «Nicht schlecht. Naja – an der Quelle saß der Knabe.»
    Sie erreichten die Diele und vergewisserten sich durch einen schnellen Blick in die angrenzenden Räume, daß Tomaschewski nicht zu Hause war. Feuerhahn hier im Erdgeschoß zu finden hatten sie ohnehin nicht erwartet.
    «Nehmen wir uns erst mal den Keller vor, oder die Zimmer oben?» fragte Koch.
    «Den Keller. Sie sagt, ihr Mann hat da unten einen Tresorraum, einen alten Luftschutzkeller. Ideales Versteck… Ist das da die Kellertür?»
    «Hm, hm.» Koch drückte die geschwungene Bronzeklinke nach unten und leuchtete in den schräg abfallenden Schacht.
    «Da unten können wir ruhig Licht anmachen, da sieht’s ja keiner.» Mannhardt drehte den massigen Schutzschalter herum, und unten am Fuß der Treppe flammte die vergitterte Lampe auf.
    «Es werde Licht, und es ward Licht», sagte Koch. «He – ist da jemand?» Er lachte. «Nichts…»
    «Ich geh mal runter; du wartest hier oben. Vorsicht ist die Mutter der Porzellankiste.»
    Koch entsicherte seine Dienstwaffe und blieb oben zurück.
    Mannhardt stieg die schmalen Stufen hinab und entdeckte gleich links im hellerleuchteten Gang eine stabile stählerne Tür. Das mußte der Raum sein, den Susanne gemeint hatte. Nachdem er sich flüchtig umgesehen hatte, schlug er mit der Faust gegen die olivfarben gestrichene Stahlplatte und legte ein Ohr gegen das kalte Metall. Zunächst, als er den kurzen Kälteschauder überwunden hatte, hörte er nur das harte Schlagen seines Herzens; nach vier, fünf Sekunden aber, als das Rauschen des Blutes in seinem Ohr schwächer geworden war, schien es ihm, als würde auf der anderen Seite der Tür jemand schreien –

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