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Zu einem Mord gehoeren zwei

Titel: Zu einem Mord gehoeren zwei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Bosetzky , -ky
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schaltete das Radio ein. Eine Sängerin, die nicht singen konnte, sang einen Schlager.
    Hoffentlich gab es später eine Reihe von Vernehmungen, so daß er noch des öfteren mit ihr zusammentraf. Er ertappte sich sogar bei dem Gedanken, sie möge doch irgendwie an dem Verbrechen beteiligt sein, damit er sich ganz intensiv mit ihr beschäftigen konnte. Vielleicht ließ sich auch mal was konstruieren. Sie verachtete ihn, und er war zu schwach und zu gebunden, um sie jemals erobern zu können, das sagte ihm sein ausgeprägter Sinn für Realitäten; aber schon ihr Anblick, schon der Gedanke, daß sie sich mit ihm beschäftigen mußte, erregte ihn. Er spürte das dunkle Verlangen, sie zu schlagen, sie zu quälen, sie zu vernichten. Aber er verdrängte es sofort.
    Er fuhr unter dem Stadtbahnbogen hindurch, überquerte die Spree, rollte weiter nach Norden, bog dann am Virchow-Krankenhaus in die Amrumer Straße ein und sah schließlich Koch im hellgrauen Anzug vor seinem Haus in der Afrikanischen Straße stehen.
    «Hallo!» Koch riß die Tür auf. «Das war gar nicht nett von dir, daß du mich aus dem Bett geholt hast. Ich war gerade dabei…»
    «Schon gut, schon gut! Komm – steig ein und halte keine Volksreden.» Er wandte sich zu Susanne. «Mein Kollege, Kriminalmeister Koch, Frau Tomaschewski… Sie hat uns den vielleicht entscheidenden Hinweis gegeben.» Während er anfuhr und auf die Müllerstraße zuhielt, informierte er Koch.
    Sie fuhren durch Wittenau hindurch, hielten sich immer rechts von der S-Bahn, passierten Waidmannslust und konnten sich ausrechnen, daß sie in fünf Minuten vor Tomaschewskis Villa halten mußten. Susanne wurde immer nervöser, rauchte eine Zigarette nach der anderen; der schmale Aschenbecher quoll schon über.
    «Da drüben ist es passiert», sagte Koch, als sie am Bahnhof Hermsdorf vorüberrollten. «Keine zweihundert Meter von hier. Komisch, was? Wenn man daran denkt…?.»
    Mannhardt antwortete nicht. Leere und Hoffnungslosigkeit füllten ihn aus. Verbrechen, Leichen, Mörder – sein Leben hatte allzu triste Fixpunkte, und war dieser Fall abgeschlossen, gab es einen neuen. Er hatte keine Chance, jemals aus seiner Sandgrube herauszukommen. Warum hatte er die Frau da hinten nicht schon fünfzehn Jahre früher kennenlernen können?
    «Du mußt jetzt links abbiegen», sagte Koch.
    «Das weiß ich selber!»
    Zeltinger Platz, Ludolfinger Platz, Sigismundkorso; schmucke Villen und vornehme Ruhe. Da – die Benediktinerstraße. In wenigen Sekunden war es soweit, wahrscheinlich jedenfalls. Wieder einmal war er das Schicksal für zwei andere Menschen. Warum gerade er? Was interessierten sie ihn eigentlich? Ihm hatte keiner einen Pfennig gestohlen, ihm hatte keiner eine Kugel in den Leib gejagt… Na also! Was war er also? Nichts weiter als das jämmerliche Instrument der allmächtigen Gesellschaft. Im Namen des Volkes!
    «Da ist es, das Haus da drüben…» Susanne hatte mehr geflüstert als gesprochen.
    «Hm, hm…» Mannhardt hielt und parkte den Wagen unter einer silbrig schimmernden Weide. Die Straße war hier nicht gepflastert; es gab viel Staub, viel Sand, viel Gras und einige Markierungssteine aus Granit. «Sie bleiben wohl besser im Wagen, Frau Tomaschewski. Möglicherweise… Wir wissen ja, daß Ihr Mann bewaffnet ist. Sagen Sie, haben Sie noch Schlüssel zum Haus?»
    Den Hausschlüssel hat mir Tomaschewski gelassen. Sollte sie…? Ach was. «Nein, natürlich nicht! Ich war schon eine kleine Ewigkeit nicht mehr hier…»
    «Ja, ich versteh schon… Aber Sie erlauben uns doch, daß wir das Haus betreten, wenn es nicht anders geht, auch durch ein Fenster oder so…?»
    « Selbstverständlich!»
    «Danke…»
    Koch und Mannhardt stiegen aus. Über ihnen wölbte sich ein wolkenloser Himmel. Sterne glitzerten, das Mondlicht ließ die Birkenstämme leuchten, irgendwo bellte ein Hund, eine Düsenmaschine zog nach Norden, auf den Terrassen klirrten Gläser, Rasensprenger pruschten auf den weiten Flächen vor den Villen, hinten im Südosten röhrte die S-Bahn, an der Grenze stieg eine Leuchtkugel auf, gelblichweiß. Sie standen sekundenlang und hatten Mühe, die Szenerie als Wirklichkeit zu nehmen; zu kraß war der Gegensatz zum steinernen Backofen der Innenstadt.
    «Wir sind gleich wieder zurück», sagte Mannhardt zu Susanne. «Hoffentlich geht alles glatt. In fünf Minuten wissen wir mehr… Kopf hoch!» Er riß sich los und überquerte die Straße.
    «Hundertzehn», sagte Koch. «H.-J.

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