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Zu einem Mord gehoeren zwei

Titel: Zu einem Mord gehoeren zwei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Bosetzky , -ky
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es aus. Er wurde immer zappeliger. Fluchend wühlte er in seinen Papieren herum, bis er den Block mit den wichtigsten Telefonnummern gefunden hatte. Er wählte, war sich aber nicht sicher, ob er die Ziffern 4 und 5 nicht verwechselt hatte, schlug mit der flachen Hand auf die Gabel und begann von vorn. Dabei sah er mit Entzücken, wie Susanne, die Fensterscheibe als Spiegel benutzend, ihr langes kupferfarbenes Haar glattstrich und ordnete. Eine Wildkatze! Eine, zwei Haarsträhnen rutschten ihr immer wieder ins Gesicht. Unwirsch streifte sie sie nach hinten; einige der leicht gewellten Haare rieselten auf Mannhardts Aktenblock hinunter… Endlich kam Koch an den Apparat.
    «Du, hör mal zu, ich glaube, wir haben’s geschafft – ganz heiße Spur! Komm mal sicherheitshalber mit. Ich fahr bei dir vorbei, spätestens in zehn Minuten bin ich da, du wartest schon unten auf der Straße, ja! Mach’s gut, bis gleich!» Er legte auf. «So; darf ich bitten…!»
    Susanne wandte sich zur Tür, blieb aber, als Mannhardt neben ihr war, noch einmal stehen, verzog das Gesicht und strich sich mit der rechten Hand über Stirn und Augen. «Das ist alles zuviel für mich… Meine Tabletten – hätten Sie vielleicht einen Schluck Wasser…?»
    «Aber natürlich!» Beflissen ging Mannhardt zum Waschbecken hinüber, nahm ein unschön geformtes Glas vom Bord, wusch es kurz aus und reichte es dann halbgefüllt zu Susanne hinüber. Seine Hand zitterte ein wenig.
    «Danke sehr!» Sie steckte eine karminrote Pille in den Mund und spülte sie mit einem kräftigen Schluck hinunter. «Das hätte ich mir nicht träumen lassen, daß das mal so kommen wird. Da lebt man jahrelang mit einem Menschen zusammen, kennt ihn in- und auswendig… Das bleibt doch nicht in den Kleidern hängen.» Sie schien mit den Tränen zu kämpfen.
    Mannhardt legte ihr tröstend den Arm um die Schultern. «Noch ist ja nicht gesagt… Vielleicht irren wir uns ja.»
    «Ich weiß nicht…» Sie wischte sich mit den Handrücken über die Augen.
    Mannhardt schmerzte es, sie so niedergeschlagen und ratlos zu sehen. «Sie brauchen viel Kraft, ich weiß, aber es muß durchgestanden werden.» Als wäre ich ihr Bruder, dachte er, als führte ich sie in die feierlich geschmückte Halle zum Sarg ihres Mannes… Eine wunderbare Frau! An ihrer Seite wäre ich mehr geworden als nur ein kleiner Kriminalbeamter. Er hielt ihr die Tür auf und wartete, bis sie sein Büro verlassen hatte. Betont langsam knipste er die Deckenleuchte aus und winkte die hinten an der Toilette beschäftigte Reinemachefrau heran. «Sie können jetzt bei mir anfangen – beziehungsweise aufhören!» Inzwischen war Susanne den Flur entlanggegangen, und er konnte, wie er es beabsichtigt hatte, ihre Figur begutachten und den Anblick ihrer langen, schlanken, aber durchaus nicht zu schlanken Beine genießen. Ihre korallenroten hochhackigen Schuhe ließen sie wie ein teures Mannequin schreiten. Er begehrte sie und hatte zugleich Angst vor ihr.
    An der breiten Treppe hatte er sie endlich eingeholt. Schweigend erreichten sie die Eingangshalle, eine steinerne Höhle, ein Mausoleum. Alles war unwirklich, alles war Traum. Er war gerade achtzehn Jahre alt, noch völlig unerfahren und hatte ein Rendezvous mit einer reifen Frau. Sein Herz klopfte erschreckend laut und unregelmäßig, und sein Körper war von einer fiebrigen Schlaffheit erfüllt.
    «Da drüben steht mein Wagen», sagte er mechanisch.
    «Ah, ja…»
    Er schloß die Tür auf und bat sie, auf dem Rücksitz Platz zu nehmen. Beim Einsteigen sah er ihre Knie, ihre Schenkel und zwischen ihnen wieder den geblümten Slip. Es fiel ihm so schwer, sich zu beherrschen, daß er hörbar aufstöhnte. Mit abgewandtem Gesicht schlug er die Wagentür zu, viel zu laut, viel zu heftig. Auf unsicheren Füßen ging er um den Wagen herum, schloß die linke Vordertür auf und ließ sich schwerfällig hinter dem Steuer nieder. Als er den Zündschlüssel ins Schloß steckte, erlebte er eine Erektion. Reiß dich bloß zusammen, dachte er, wenn du dich jetzt gehenläßt, dann bist du erledigt, wenn das rauskommen sollte, schießen sie dich ab. Sei kein Idiot, mach’s nachher selber oder mit Lilo und damit basta… «Mein Kollege wohnt in der Afrikanischen Straße…» Er fuhr los.
    Kurfürstenstraße, Schillstraße, Lützowplatz, der Landwehrkanal – Es schwimmt eine Leiche im Landwehrkanal –, die Siegessäule: auf der Straße des 17. Juni übriggebliebene Nutten; Altonaer Straße. Er

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