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Zu einem Mord gehoeren zwei

Titel: Zu einem Mord gehoeren zwei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Bosetzky , -ky
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überhaupt hatten versagt, hatten es nicht fertiggebracht, sie im vorhinein an diesem Mord zu hindern.
    Dies alles stellte sich in ihrer Reflexion, sofern sie überhaupt ihre Zeit mit einer solchen verschwendete, durchaus nicht derart deutlich dar, aber das war der geistig-seelische Mutterboden aller ihrer Handlungen.
    An die möglichen negativen Folgen ihrer Tat dachte sie in all den Tagen nach Tomaschewskis Tod keinen Augenblick lang; kein Gedanke an Verhöre, an lange Prozeß tage, an ein Leben im Zuchthaus trübte die schönen Stunden mit Feuerhahn. Sie war sicher, den perfekten Mord vollbracht zu haben, und das um so mehr, als Oberkommissar Mannhardt in ihren Augen nichts weiter als ein geiler Dummkopf war. Für ihn und für alle Welt hatte Tomaschewski Selbstmord begangen – basta.
    «Du mußt zugeben, daß ich das ganz genial gemacht habe», sagte Feuerhahn, der sie wie jeden Nachmittag in ihrer alten Wohnung in der Kufsteiner Straße besucht hatte und nun neben ihr auf dem Sofa saß. «Ich seh ihn die Leitern hinaufklettern, drinnen auf der Hofseite, bis ins vierte Stockwerk. Ich hinterher. Er tritt an ein Fenster und klettert auf die Bohlen hinaus. Dann guckt er mal nach unten. Ein Stoß von mir – boiiing!» Er variierte seinen Bericht nur selten.
    «Hör doch auf!»
    «Selbstmord – klarer Fall!» Feuerhahn lachte auf und kippte einen Cognac. Dann küßte er sie. Seine Hand wanderte an der Innenseite ihrer Schenkel hinauf.
    «Was soll denn das…» Eine heiße Spannung erfüllte sie. Trotzdem sagte sie: «Erzähl mir lieber mal, wie’s heute in der Firma war, als… Ohh!»
    «Hinterher!» Seine Hand schob sich unter ihren Slip.
    «Du…» Sie umarmte ihn und genoß seine Zärtlichkeiten, sein ausgedehntes Liebesspiel. Bilder fluteten durch ihre Nervenzellen, Bilder, die schmeckten und tönten und lange verschüttete Gefühle auslösten.
    Als sie ungeduldig kleine Schreie ausstieß, kam er zu ihr; lange sanft, erst spät wild und egoistisch, und brachte ihr die Lust, die sie so lange entbehrt hatte. Uneingestandene Träume hatten sich plötzlich erfüllt; ihr Körper, der ihr gestern noch zu welken schien, war nun wieder jung und verschwenderisch. Dies wog die Jahre auf, die sie im Winterschlaf ihrer Ehe nutzlos vertan hatte. Die Zeit, eine endlose Linie, schmolz zu einem winzigen Punkt zusammen. Es gab nichts mehr, das gewesen war, es gab nichts mehr, das noch kommen konnte. Der Augenblick war alles.
    Sie behielt ihn bei sich, bis er erschöpft und schweißgebadet innehalten mußte, sie streichelte und verwöhnte ihn, bis er eingeschlafen war. Sie spürte seinen Samen zwischen ihren Schenkeln und hoffte, zumal es die richtige Zeit sein mußte, auf ein Kind, auf einen Jungen. Kein Gedanke mehr daran, sich Feuerhahns zu entledigen. Feuerhahn, das war Lust, aber auch Liebe. Feuerhahn war das Bindeglied zu der verlorenen Jugend, war die Jugend selbst. Es war gut so, alles war gut so… Auch sie entspannte sich und fiel in einen weichen Schlaf.
    Sie erwachte gegen halb acht, als man nebenan den Fernseher eingeschaltet hatte und die Fanfare der Berliner Abendschau durch das hellhörige Haus dröhnte. Nachdem sie sich noch einige Minuten lang aneinander geschmiegt, geküßt und gestreichelt hatten, ging Susanne ins Bad hinüber. Sie summte vor sich hin. Ein vor Jahren gelesenes Gedicht von Else Lasker-Schüler fiel ihr plötzlich ein, Fetzen eines Gedichts waren es nur: Auf den harten Linien meiner Siege laß ich meine späte Liebe tanzen… Spät, aber nicht zu spät. Noch war ihr Körper schmiegsam und voller Feuer. Man konnte im Leben alles erreichen, wenn man nur zu handeln wagte.
    Sie bereitete ein Abendessen vor, als gelte es, ein besonderes Fest zu feiern. Sie wußte, daß sie alles tun mußte, auch das Nebensächliche, um einen Mann wie Feuerhahn nicht wieder zu verlieren. Schön, ihre gemeinsame Tat war eine Garantie dafür, daß er ihr verbunden blieb, aber seine Liebe ließ sich nicht allein durch Erpressung erringen und erhalten.
    Und tatsächlich, Feuerhahn küßte sie nach beinahe jedem Bissen und ließ sich ihre Delikatessen schmecken. «Du bist die beste Köchin der Welt! Wo man so was kriegen kann, da laß ich mich ruhig nieder.»
    Die beiden Kerzen flackerten, ihre Augen glänzten, golden funkelte der 66er Sommeracher Katzenkopf in langstieligen Kelchen. Sie hoben die Gläser, sahen sich in die Augen und stießen an.
    «Möge es immer so bleiben», sagte sie sanft.
    «Ein bißchen besser

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