Zu einem Mord gehoeren zwei
könnte’s schon noch werden!» lachte Feuerhahn. «Prost!»
Sie stand auf und ging zum Plattenspieler hinüber. Sogar der einst ätzende Schmerz über ihre versäumte Karriere zeigte sich nur noch als spöttisches Lächeln, und so fragte sie, ein paar Plattenhüllen in der Hand, leichthin: «Liebst du Chöre?»
«Ja, natürlich!»
Das freute sie. «Welche denn?»
«Am liebsten sind mir Li-köre!» lachte er.
Sie fiel über ihn her und riß ihn zu Boden. Prustend und kreischend rollten sie über den flauschigen Teppich.
Als sie erschöpft waren, bekam er seinen Benedictine, und aus dem Lautsprecher klang Tschaikowskys Sinfonie Pathétique. Sie saßen schweigend auf dem weichen Sofa, die Köpfe aneinandergeschmiegt, und träumten.
«A quoi pensez-vous?» fragte sie nach einer Weile.
«An Sie, Madame Feuerhahn!»
«Das hat noch Zeit, sicher ist sicher. Im nächsten Jahr…»
«Ich bitte darum, darauf bestehen zu dürfen!»
«Ach du…» Sie küßte ihn.
«Hilfe, ich ersticke ja!» Er machte sich los und drückte ihren Kopf mit beiden Händen nach hinten. «Sue, glaub mir, ich habe in Wahrheit die ganzen Jahre über auf dich gewartet. Vielleicht nicht immer bewußt, aber… Die anderen – es war nur, um dich zu vergessen. Was sollte ich denn sonst machen? Ich konnte doch nicht ins Kloster gehen, oder? Aus mir ist nichts geworden, weil ich ohne dich nichts werden konnte. Hättest du mich damals… Ach, merde! Ich bin doch nicht schwachsinnig; ich kann doch was! Aber so… Es ging einfach nicht. Allein ging es nicht.
Wäre mir Tomaschewski nicht in die Quere gekommen… Ich hätte es schon damals tun sollen! Ich hab mir oft ausgemalt, wie ich ihn erwürge oder erschieße… Endlich ist es passiert! Wir beide gehören zusammen – und wer sich zwischen uns stellt, dem geht’s dreckig!»
Sie küßte ihn, streichelte ihn, kämmte sein volles Haar mit zarten Fingern und besänftigte ihn. «Wir hatten ein Recht, ihn umzubringen. Es war Notwehr. Hätten wir’s nicht getan, hätte er dich erschossen, kaltblütig erschossen… Und wir haben ja auch was riskiert, oder etwa nicht? Um ein Haar hätte er uns im Haus entdeckt. Und dann? Entweder hätte er uns gleich erschossen…» Sie hielt inne. Dann, mit völlig veränderter Stimme: «Sag mal, wo hast du eigentlich die Pistole gelassen?»
«Hab ich dir doch erzählt…»
«Nein!»
«Die hab ich auf der Rückfahrt in den Hohenzollernkanal geworfen, nicht weit von der Hinckeldey-Brücke.»
«Dann ist es gut.» Sie zündete sich eine Zigarette an. Ihre Stimme war wieder sanft, als sie fragte: «Wie war denn der erste Tag in der Firma?»
«Nicht schlecht. Die dienen ja alle mächtig. Herr Direktor vorn, Herr Direktor hinten… Sie merken, daß der Zug abfährt und wollen schnell noch aufspringen.»
«Wie bist du denn mit Pannicke klargekommen?»
«Pannicke?» Er grinste. «Abneigung auf den ersten Blick. Übrigens gegenseitig. Er tut scheißfreundlich, aber er guckt mich immer so schräg von unten an. Ein unerfreulicher Zeitgenosse!»
«Du wirst es schon schaffen!»
«Das Geld ist auch überwiesen worden», sagte Feuerhahn, den Blick gesenkt.
«Hör auf davon!» Sie hielt ihm die Hand vor den Mund. «Ich kann doch mit meinem Geld machen, was ich will! Und da du dich weigerst anzunehmen, was ich dir versprochen habe…»
«Ich bitte dich! Ich kann doch nicht… Ich kann doch kein Geld von dir nehmen – jetzt, unter diesen Umständen!»
«Das… Du machst mich sehr glücklich.» Ihre Augen leuchteten. «Na, also hab ich’s eben in die Firma gesteckt, deren Chef du jetzt bist.»
«Jedenfalls haben wir das Schiff wieder flottbekommen.» Das Thema war ihm offensichtlich unangenehm. «Die paar Tage, in denen die Firma mit dem geraubten Geld arbeiten konnte, haben schon Wunder gewirkt. Wenn man mal den kritischen Punkt überwunden hat, dann geht alles wie von selbst…» Er blickte auf seine Armbanduhr: «Du, ich glaube, ich muß bald verschwinden. Kommst du mit?»
«Wohin denn?»
«Na, hab ich dir doch erzählt! Eilers hat heute Geburtstag – dreißig wird er; große Party. Ich soll unbedingt hinkommen. Er macht sich doch Hoffnungen, bei mir Prokurist zu werden, wenn Pannicke geht.»
«Eilers? Das ist doch der vom Verkauf…?»
«Hm, hm.»
«Ja, geh man hin; das schafft gleich ein gutes Betriebsklima. Aber ich hab keine Lust heute. Die Leute starren mich noch immer so an. Außerdem bin ich müde.»
«Schade!»
«Fährst du anschließend zu deiner
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