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Zu einem Mord gehoeren zwei

Titel: Zu einem Mord gehoeren zwei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Bosetzky , -ky
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Aber es war doch ein perfekter Mord! Mir kann doch keiner was nachweisen – es muß ein Irrtum sein! Ich bin doch noch ein Mädchen, das zur Schule geht; mein Vater wird alles aufklären, ich bin unschuldig, glaubt mir doch… Tomaschewski? Tomaschewski war ein Mörder… Und er ist ja gar nicht tot. Das ist ein Irrtum; er lebt ja noch – er hat sich nur versteckt, um mich reinzulegen… Ihr müßt aufpassen. Er hält sich irgendwo versteckt und lacht sich eins ins Fäustchen. An seiner Stelle ist ein anderer… Er lebt. Er muß leben! Das ist die Wahrheit.
    Es waren nur Sekunden vergangen, mehr nicht. Sie hörte sich sagen: «Darf ich mir noch ein paar Sachen zusammenpacken?»
    «Bitte…»
    Er folgt mir nicht, schoß es ihr durch den Kopf; er liebt mich, er läßt mir noch eine Chance… Sie handelte wie im Rausch; alles lief automatisch ab, als wäre es längst programmiert worden: Erst ging sie langsam aus dem Zimmer, ganz normal; dann sprang sie auf die Diele hinaus, warf die Tür hinter sich zu, drehte den Schlüssel herum, ließ ihn stecken… Schon hatte sie ihre rote Lederhandtasche gepackt. Da steckten an die tausend Mark drin. Sie war vorhin auf der Bank gewesen und hatte danach nur ein paar Kleinigkeiten gekauft. Ausweis und Führerschein auch. Ein Brillantring lag in einer kleinen Schublade im Spiegelschrank; sie riß ihn heraus und steckte ihn ein. Nur weg, nur raus! Beeil dich!
    Mannhardt hämmerte drinnen gegen die Tür. «Machen Sie doch keinen Quatsch, Frau Tomaschewski!»
    Es würde ein Weilchen dauern, bis sie die Tür aufbekamen. Festes Holz war das, deutsche Wertarbeit. Sie rannte aus der Wohnung, sprang die Treppenstufen hinunter, hastete über die Straße, schloß ihren Wagen mit fliegenden Fingern auf, schob sich auf den Vordersitz, drehte den Zündschlüssel herum, gab Gas und raste die Kufsteiner Straße hinunter. Die Badensche Straße; viel Verkehr, keine Ampel – sie mußte bremsen, verdammt! Ein Blick nach hinten: Sie folgten ihr schon. Blaulicht. Sirene. Wie unfair… Sie mußten die Tür zertrümmert haben… Eine Lücke – los! Der Porsche… Mein Gott – nein! Noch mal gutgegangen. Dieser Idiot… Ich bin keine gute Fahrerin, aber ich muß es schaffen. Ich muß sie abhängen. Erst mal wieder Luft haben.
    Die Bundesallee. Die Ampel auf Grün – na bitte; den seinen gibt’s der Herr im Schlaf… Nach Süden. Wohin aber? Berlin, die große Falle! So ein Mist. Wenn sie doch bloß in Köln oder München wäre! Wohin nur? Zum Flugplatz? Zu spät. Außerdem, die Ausweiskontrolle. Dreilinden? Nein, geht nicht; sie brauchten bloß den Zoll anzurufen oder später den Grenzschutz in Helmstedt. Bahnhof Zoo? Wer weiß, wann der nächste Zug ging… Mein Gott, wohin nur? Achtzig… neunzig… hundert… Sie werden mir alle Funkwagen entgegenschicken; sie werden mich alle jagen. In die Wex-Straße abbiegen – gut so! Wer hilft mir denn schon? Keiner… Feuerhahn, Günther. Der ist weit weg vom Schuß. Keine Ahnung, wo Eilers wohnt… Die Fremdenlegion? Es gibt wohl keine für Frauen. Als Nutte zu einem Ölscheich oder nach Rio ins Bordell? Quatsch! Nee, kein Quatsch. Besser als dreißig Jahre Zuchthaus. Aber wo steht denn einer, der mich mitnimmt und…? Vielleicht eine Kneipe am Bülowbogen? Wenn man sie ran läßt, nehmen sie einen mit aufs Zimmer und verstecken einen. Ich hab ja auch Geld genug – für tausend Mark tun die alles… Oder am Zoo: Jordanier, Türken, Perser, Italiener – die verstecken mich doch alle, wenn sie mal dürfen. Anders geht’s nicht. Nur nicht Mannhardt in die Hände fallen! Er läßt sich nicht abschütteln. Er jagt mich wie ein Stück Wild… Freiwild. Ich bin Freiwild geworden, nichts weiter… Die Blissestraße. Wohin – nach links, nach rechts, geradeaus? Nach rechts – zum Fehrbelliner Platz… Oder soll ich in den Osten? Aber ich hab ja nichts zu bieten. Spionage. Sie brauchen ja immer Agenten. Das ist besser als irgendwo mit einem Türken im Bett… Alles Mist. Verflossen ist das Gold der Tage… Scheiße; so eine verdammte Scheiße! Ich will zurück, ich will dahin, wo ich angefangen habe! Es wird nichts geschehen, es ist ja auch noch nichts geschehen… Er kommt immer näher. Los, schneller, noch schneller! Da vorn – Baustelle. Gas wegnehmen? Wäre ja gelacht! Damit er mich kriegt? Mannhardt. Wetten, daß er…

 
    14
    OBERKOMMISSAR MANNHARDT
     
     
     
    Sie fuhren den Mariendorfer Damm hinunter, eine schnurgerade Straße, scheinbar endlos.

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