Zu einem Mord gehoeren zwei
Entenmutter und ihre wuschligen Küken zu schießen.
«Gehen wir?» fragte Koch. «Sonst wachsen wir hier noch an!»
Mannhardt nickte. Was blieb ihm weiter übrig. Und es gab Schlimmeres. Er hätte auch Soldat sein können, irgendwo. Er brauchte nicht zu töten, also konnte er zufrieden sein.
Drinnen sangen sie gerade das Lied vom schönen Westerwald.
«Wo man singt, da laß dich ruhig nieder», grinste Koch. «Böse Menschen haben keine Lieder.»
«Komm schon!»
Sie gingen zur Haustür hinüber, studierten im Schein einer verstaubten Lampe die Namensschilder am Klingelbrett und fanden schließlich den Namen Eilers. Als Mannhardt den schwarzen Plastikknopf gedrückt hatte, verstummte drinnen der Lärm, dann hörten sie eine Reihe von Vermutungen. Eine Frauenstimme kreischte: «Der Telegrammbote! Ein Telegramm von Heinemann – du hast das Bundesverdienstkreuz gekriegt!» Feuerhahn rief: «Das ist seine Geliebte, die will endlich ihre Alimente haben. Ja, ja, erst zwanzig Minuten Rittmeister, dann zwanzig Jahre Zahlmeister!» Eilers stöhnte: «Quatsch, das sind die Nachbarn… Moment mal!» Eine ältere Dame verlangte: «Mach gleich Hackepeter aus ihnen!»
Dann schnarrte es, und Koch drückte die Tür auf. Eilers erwartete sie auf dem etwas erhöhten Treppenpodest, das Licht hatte er schon angeknipst.
«Guten Abend», sagte Mannhardt. «Entschuldigen Sie, wir hätten gern Herrn Feuerhahn gesprochen – Kriminalpolizei!»
Eilers grinste ein, zwei Sekunden lang; offensichtlich glaubte er an einen Scherz. Dann aber, als er Mannhardts Gesicht richtig im Blickfeld hatte und Kochs gezückte Dienstmarke sah, begriff er augenblicklich. Im Nu war er nüchtern. Er rief in die Wohnung hinein: «Günther, komm doch mal her!»
Als Feuerhahn die beiden Beamten erblickte, die etwa fünf Treppenstufen unter ihm standen, verlor er nicht einen Augenblick lang die Beherrschung. Seine Finger zitterten kaum, als er das langstielige Weinglas leerte und dann mit einer ruckartigen Bewegung auf die nahe Flurgarderobe stellte. Aber Mannhardt schien es so, als hätte er gerade noch den Impuls unterdrückt, es mit einem gewaltigen Fluch auf den Boden zu schleudern.
«Ich muß Sie bitten, mit uns ins Präsidium zu kommen», sagte Mannhardt mit der nüchtern-monotonen Stimme eines Nachrichtensprechers.
«Bin ich verhaftet?»
«Vorläufig festgenommen.»
«Um Himmels willen, was ist denn los?» rief Eilers, und aus dem Wohnzimmer quollen die übrigen Gäste auf die Diele hinaus.
«Nichts!» sagte Feuerhahn. «Gebt mir mal mein Jackett… Danke.» Er zog es über und band sich seinen Schlips um. Er brauchte ein, zwei Minuten, um den Knoten richtig zu formen.
Mannhardt ließ ihm Zeit. Keiner sagte ein Wort, sie sahen ihn nur neugierig an.
«Ein Irrtum!» lachte Feuerhahn, während er sich kämmte. «Ich bin bald wieder da. Macht’s gut, bis dann!»
«Was ist denn passiert, was ist denn los?» fragte Eilers.
«Keine Ahnung!»
«Entschuldigen Sie nochmals, Herr Eilers», sagte Mannhardt. «Es tut mir leid, aber es mußte sein. Also: Auf Wiedersehen!»
Sie gingen auf die Straße hinaus, Feuerhahn hatten sie in die Mitte genommen. Er winkte seinen Freunden zu, die auf den Balkon hinausgetreten waren. Mannhardt, den die Szene anwiderte, stieß ihn in den Wagen. Er setzte sich neben Feuerhahn auf den Rücksitz, während Koch vorn einstieg.
«Wie haben Sie mich denn gefunden?» fragte Feuerhahn.
«Ihre Mutter hat uns gesagt, wo Sie stecken.»
Koch wendete den Wagen und schoß dann davon, Richtung Norden, Tempelhof, Schöneberg.
Feuerhahn zündete sich eine Zigarette an. Offensichtlich genoß er seine Rolle, offensichtlich fühlte er sich als Held des Tages. Er wirkte ruhig, überlegen; fast schien es, als würde er sich über die beiden Beamten lustig machen. Er mußte merken, daß sein Benehmen Mannhardt bis zur Weißglut reizte, aber es schien ihn nicht zu kümmern.
Mannhardt konnte nicht verstehen, warum das so war. « Sie fragen gar nicht, warum ich Sie vorläufig festgenommen habe», begann er.
«Nein…» Feuerhahn gab sich gleichgültig. «Aber wenn Sie’s mir sagen wollen – bitte!»
«Wir haben Frau Tomaschewskis Geständnis!»
«Sie haben eine blühende Phantasie.»
«O nein – sie…»
« Sie hat nichts zu gestehen!»
«Ich weiß alles, meine Indizienkette ist lückenlos.»
«Das möchte ich bezweifeln! Kann ich Sue mal sprechen – oder macht Ihnen eine Gegenüberstellung zuviel Mühe?»
Das hatte so mokant
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