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Zu feindlichen Ufern - [3]

Zu feindlichen Ufern - [3]

Titel: Zu feindlichen Ufern - [3] Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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weit, dass wir backbrassen müssen, aber eben möglichst weit. Dann öffnen wir unsere Stückpforten, wenn der Wellenkamm uns hochdrückt, und feuern eine Breitseite über das Deck des Franzosen. Wenn wir es zeitlich so abstimmen, dass der Bug des Feindes nach unten zeigt und sein Deck offen vor uns liegt, feuern wir unsere Geschütze ab, die eine Hälfte mit Kartätschen, die andere Hälfte mit Kugeln. Das dürfte Unheil in der Crew anrichten und dem Schiff erhebliche Schäden zufügen. Was meinen Sie, können wir das riskieren?«
    Die beiden jungen Offiziere und der Master blickten hinaus auf die wogende See. Das Wort ergriff schließlich Barthe. Die jüngeren Männer schienen ihm den Vortritt lassen zu wollen.
    »Der Wind ist bislang nicht exakt aus einer Richtung gekommen, Kapitän«, begann Barthe. »Manchmal drehte er bis zu zwei Strich des Kompasses. Sollten wir beim Luven nach West gedrückt werden, krängen wir zu stark, und dann …« Der Master brauchte den Satz nicht zu Ende zu bringen. Sie würden Gefahr laufen, Masten zu verlieren, und somit wären sie den Franzosen auf Gedeih und Verderb ausgeliefert.
    »Ich muss Ihnen zustimmen, Mr Barthe. Der Wind kommt nicht aus einer Richtung. Denken Sie, dass wir es dennoch riskieren können, die Stückpforten zu öffnen?«
    »Wir werden sicherlich nach Steuerbord rollen, wenn wir in den Wind luven, Sir«, bemerkte Wickham klug. »Und dann zurück nach Backbord. Es müsste schon alles auf die Sekunde abgestimmt sein – die Stückpforten müssten alle gleichzeitig geöffnet, die Geschütze ausgerannt und abgefeuert werden. Wenn der Franzose in diesem Moment mit dem Bug oben liegt – nun, mit etwas Glück beschädigen wir den Rumpf unter der Wasserlinie, aber auf dem Deck werden wir keinen großen Schaden anrichten.«
    »Da gebe ich Ihnen recht. Wir werden nur eine Gelegenheit haben, und weder der Wind noch die See werden uns gewogen sein.«
    »Also, ich denke, dass wir die Chance nutzen sollten, Kapitän«, sagte Archer mit Überzeugung. »Wenn wir in den Wind luven, aber aus irgendeinem Grund die Stückpforten nicht aufbekommen, dann wird auch der Feind seine Stückpforten nicht öffnen können, obwohl er näher an uns herankommt. Aber das wird ihm auch keinen Vorteil verschaffen. Die einzige Gefahr ist, dass wir nach achtern gedrückt werden. Stellen Sie Dryden ans Steuerrad oder Mr Barthe. Oder Sie machen es selbst, Sir. Aber wenn es uns gelingt, diesen Franzosen zu beschädigen, werden die anderen uns nicht vor Einbruch der Dunkelheit zusetzen können. Das ist unsere Chance.«
    Der Master hatte zwar geduldig zugehört, schaute aber jetzt auf seine Stiefel und die regenüberfluteten Planken. Hayden war der Ausdruck von Missbilligung und Bedenken in Barthes vom Wind geröteten Gesicht nicht entgangen.
    »Mr Barthe, ich sehe, dass Sie Mr Archer nicht zustimmen?«
    »Bei allem Respekt, Sir, aber ich bin skeptisch. Ich denke, wir können diesen Franzosen abwehren oder uns bis in die Nacht auf einen Wettlauf einlassen. Der Plan ist äußerst gewagt, Kapitän, denn ich fürchte, dass der Wind uns im unpassendsten Moment einen Strich durch die Rechnung machen wird.«
    »Ich teile Ihre Bedenken, Mr Barthe, aber manchmal ist es im Krieg unumgänglich, genau das zu wagen, womit der Feind nicht rechnet. Ich glaube nämlich nicht, dass unser Franzose auch nur einen Moment daran denkt, wir könnten in den Wind luven und die Fregatte der Länge nach bestreichen. Ich bin fest entschlossen, es zu wagen. Sollten wir die Stückpforten nicht sicher öffnen können, wenn wir in den Wind luven, dann feuern wir eben unsere Deckgeschütze ab und setzen unseren Kurs fort. Wenn wir also den passenden Moment abwarten, könnte es uns gelingen, den Franzosen leewärts vor uns zu treiben. Ich hätte ihn lieber dort als auf einer Position, wo er den Vorteil des Windes hat.«
    Archer und Wickham nickten. Barthe würde – das wusste Hayden – sich kommentarlos der Mehrheit beugen und mitwirken, mochte er noch so vehement anderer Meinung sein. Hayden hätte sich zwar gewünscht, sein Master würde eifrig zustimmen, aber darauf war er nicht angewiesen.
    »Soll ich dann veranlassen, dass Dryden das Steuer übernimmt, Sir?«, fragte der Master leise.
    »Tun Sie das, Mr Barthe.« Hayden wandte sich wieder der Heckreling zu und fixierte das luvwärtige Schiff mit dem Fernrohr. »Dann wollen wir einmal schauen, ob dieser Franzose bei unserem Unterfangen mitmacht. In der Nacht war er jedenfalls

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