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Zu feindlichen Ufern - [3]

Zu feindlichen Ufern - [3]

Titel: Zu feindlichen Ufern - [3] Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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es würde uns nicht im Traum einfallen, irgendetwas von dem, was Sie sagen, in Gegenwart irgendeiner jungen Dame auszunutzen. Ich mag für Sie ein Fremder sein, meine Damen, aber Mr Beacher kennen Sie ja nun schon so viele Jahre und haben gewiss eine hohe Meinung von ihm. Ich hoffe, dass er über mich auch nur Gutes zu berichten weiß.«
    »Was sagen Sie dazu, Mr Beacher?«, fragte Cassandra ihn.
    »Wilder ist ein Schurke, auf den man sich nicht verlassen kann. Die jungen Frauen in London liegen ihm zu Füßen, doch er tritt auf ihren Herzen herum, als wären es Pflastersteine.«
    »Beacher!«, rief Wilder und gab sich entrüstet.
    »Das war ein Scherz. Nein, er hat ein gutes Herz wie ein Kind, und das meine ich als Kompliment. Ja, er ist so ehrlich und besonnen und liebenswert, wie ein Mann mit vierundzwanzig Jahren nur sein kann. Es gibt viele Mütter da draußen, die sich einen Mann wie Wilder für die eigene Tochter wünschen, aber Wilder ist ein Schwärmer und wartet auf die Frau, die seelenverwandt mit ihm ist.«
    »Also dann, Mr Wilder, da Frank Sie in so ein gutes Licht stellt und Ihren Charakter lobt – und Frank ist unser Vertrauter und sozusagen unser Bruder –, werde ich Ihre Frage beantworten. Erstens, er muss ein Mann sein, kein grüner Junge. Er muss wissen, was er will, muss andere respektieren, mildtätig sein, wenn es nötig ist, und entschlossen, falls erforderlich. Selbstbewusst, aber nicht hochnäsig. Er sollte sich die Meinung anderer anhören, aber letzten Endes das tun, was sein Herz ihm rät. Liebenswert sollte er natürlich sein, lebhaft, gut gelaunt, und er sollte lachen, wenn es etwas zu lachen gibt, und nicht niedergeschlagen sein, wenn die Dinge einmal nicht so gut laufen. Denn früher oder später stellt das Leben jeden auf die Probe.« Mrs Hertle unterbrach sich an dieser Stelle und dachte vielleicht an weitere Qualitäten, die es noch hinzuzufügen galt, aber da griff Cassandra bereits den Gedankengang auf.
    »Keine junge Frau möchte einen Mann, der sich als Despot im eigenen Haus entpuppt und der glaubt, jeder müsse sich seinem Willen beugen. Und der sich anderen gegenüber nie als gefällig erweist.«
    »Ich könnte nie einen Mann heiraten, der die Musik nicht liebt«, bekannte Penelope leidenschaftlich. »Ein solcher Mann kann zu keinen feineren Empfindungen fähig sein. Er wäre so gut wie tot.«
    »Gut gesprochen«, pflichtete Cassandra ihrer jüngeren Schwester bei. »Heiratet nie einen toten Mann!«
    »So hab ich das nicht gemeint!«, protestierte Pen. »Ich sagte, er wäre so gut wie tot, weil er zu keinen Gefühlen fähig ist.«
    »Ich weiß, man sollte einen Mann meiden, der sich in irgendeiner Weise als leblos erweist.«
    »Miss Henrietta«, wandte Wilder sich ihr zu, »fällt Ihnen noch etwas ein, was Sie diesem anwachsenden Tugendkatalog hinzufügen könnten?«
    »Aufrichtigkeit, Mr Wilder. Ein Mann muss zuallererst ehrlich und aufrichtig sein.«
    »Und treu«, fügte Beacher hinzu.
    »Ich habe nicht um Ihre Meinung nachgesucht, Mr Beacher«, schalt Wilder seinen Freund im Spaß. »Wir erforschen hier die Ansichten und Gemütslagen der Damen.«
    »Ja, genau, denn die Ansichten der Männer sind längst bekannt. Männer wollen immer nur die Schönheit einer Frau und kaum mehr«, verkündete Cassandra.
    »Ich denke, das ist ein wenig ungerecht«, entgegnete Wilder. »Ich, zum Beispiel, suche eine Frau, die nicht dem gängigen Muster entspricht. Eine Frau, die sich nicht nur nach einem Haus und Kindern und einem komfortablen Einkommen sehnt. Ich möchte eine Frau, die Sinn für das Abenteuerliche hat.«
    »Sandra beabsichtigt, in den Bergen zu klettern und jeden Winkel der Welt zu erkunden, Mr Wilder. Vielleicht sollten wir eine Vermählung für Sie arrangieren.«
    »Ich bin sehr wohl in der Lage, meine Angelegenheiten selbst zu arrangieren«, ließ Cassandra die anderen wissen. »Und ich bin sicher, dass Mr Wilder sich eine Frau wünscht, die nicht so eigensinnig ist wie ich. Lasst den armen Mann in Frieden.«
    »Jede Frau – ausgenommen Cassandra natürlich – wünscht sich ein Zuhause und ein sicheres Leben, in dem sie ihre Kinder großziehen kann. Das ist Teil des weiblichen Charakters, denke ich.« Elizabeth schaute sich im Kreise ihrer Cousinen um, weil sie wissen wollte, ob sie sich ihrer Einschätzung anschließen würden.
    »Dann können wir also ein Haus und ein komfortables Einkommen mit auf die Liste der Vorzüge setzen, die ein Mann haben

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