Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Zu gefährlicher Stunde

Zu gefährlicher Stunde

Titel: Zu gefährlicher Stunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcia Muller
Vom Netzwerk:
Schaden am Dach. Er
war irreparabel. Vermutlich gab es die Verdecke für dieses Modell nicht mehr,
und ich würde eins anfertigen lassen müssen — was ich mir momentan kaum leisten
konnte. Himmel, wieso kam ich aus dieser Scheiße nicht mehr raus?
     
    Nachdem ich zu Hause warm geduscht und
ein kühles Glas Wein getrunken hatte, verließ mich meine Entschlossenheit, und
ich wählte nervös die Nummer von Hys Ranch.
    Vor einem Monat hatte er mich gebeten,
ihn zu heiraten. Ich hatte geantwortet, ich wolle darüber nachdenken, war aber
nicht weit gekommen. Bisher hatte ich lediglich versucht herauszufinden,
weshalb mich die Vorstellung einer Ehe mit so großer Angst erfüllte. Vor zwei
Wochen hatte er angekündigt, er wolle zu seiner Ranch fliegen und dort bleiben,
bis ich mich entschieden hätte. Was bislang nicht der Fall war. Weshalb ich ihn
auch nicht angerufen hatte. Doch nach den letzten vier Tagen musste ich nun
seine Stimme hören und ihn um Rat bitten.
    Er meldete sich nicht, und aus
irgendeinem Grund sprang auch der Anrufbeantworter nicht an.
    Scheiß Montage!

Dienstag, 15. Juli

 
     
     
     
     
    »Zunächst einmal würde ich Ihnen
empfehlen, uneingeschränkt mit dem Ermittler des Ministeriums — «, Marguerite
Hayley warf einen Blick auf die Notizen, die sie sich gemacht hatte, während
ich die Situation schilderte, »Mr. Baylis, zusammenzuarbeiten. Er mag zwar
unsympathisch oder sogar feindselig wirken, tut aber, wie Sie selbst zugeben,
nur seine Pflicht. Sie sollten ihm alle Unterlagen aushändigen, die er haben
möchte, vorausgesetzt, sie enthalten keine vertraulichen Angaben, und sich mit
ihm treffen, wenn er es wünscht. Ich hingegen werde dem BSIS umgehend
mitteilen, dass ich Sie vertrete und dass Sie zur Zusammenarbeit bereit sind.«
    Ich nickte und sah schon das Bargeld
aus der Kasse meiner Firma strömen. Hayleys Haus, in dem sich auch ihr Büro
befand, lag in den Bergen hoch über Tiburon und zeugte von exorbitanten Honoraren:
der dunkelblaue chinesische
    Teppich, der Arbeitstisch und die
Besucherstühle, die entweder echt Chippendale oder ausgezeichnete Imitationen
waren, die Ölgemälde in sanften Farben, die an flämische Meister erinnerten.
Hayley selbst, eine zierliche weißhaarige Frau Mitte sechzig, trug ein
lavendelfarbenes Kostüm, das vermutlich mehr gekostet hatte als meine gesamte
Garderobe. An Ohrläppchen und Ringfingern blitzten Gold und Diamanten.
    Sie musste meine Gedanken wohl erraten
haben, denn sie lächelte sanft und sagte: »Glauben Sie bitte nicht, dass dieses
Büro meine Honorare widerspiegelt. Sie bewegen sich im normalen Rahmen. Mein
verstorbener Mann hat mich wohlversorgt hinterlassen, und ich arbeite eben gern
zu Hause.«
    »Bei dieser Aussicht würde ich auch so
viel Zeit wie möglich hier verbringen.« Die verglaste Wand hinter ihr grenzte
an einen Balkon; sie eröffnete einen Blick auf die Golden Gate Bridge und über
die ganze Bucht. Nebel wogte durchs Gate herein und verdeckte den mittleren
Teil der Brücke, doch rechts und links davon schien die Sonne — ein
unheimliches Phänomen, das mir verriet, dass am Nachmittag völlige Waschküche
herrschen würde.
    »Es ist wirklich wunderbar«, sagte
Hayley geistesabwesend und studierte ihre Notizen. »Nach dem, was Sie mir gesagt
haben, sind Sie sich des Ernstes der Vorwürfe und der möglichen Strafe durchaus
bewusst. Ich möchte hinzufügen, dass Sie, falls eine Anhörung stattfindet und
Sie verlieren, auch die Kosten für die Ermittlung und das Verfahren tragen
müssen. Ich nehme Kontakt zum BSIS auf, um zu verhindern, dass es so weit
kommt. Sind Sie überhaupt an einem frühen Vergleich interessiert? Würden Sie
eine Art Bewährung akzeptieren?«
    »Auf gar keinen Fall! Ich habe nichts
Unrechtes getan.«
    Sie nickte beifällig. »Gut, dann warten
wir ab, wie die Ermittlungen verlaufen. Ich rede mit dem BSIS, treffe mich mit
den entsprechenden Leuten und gehe die Akte durch. Mit dem Ermittler werde ich
ebenfalls reden. Ich lasse meine Verbindungen spielen und stelle Sie im
bestmöglichen Licht dar. Sie genießen einen ausgezeichneten Ruf und haben eine
weiße Weste, die Chancen sind also gut, dass die Angelegenheit fallengelassen
wird. Sollte bereits ein Staatsanwalt daran arbeiten, werde ich mich ein
bisschen mit ihm anlegen. Das macht Spaß.« Ihre blauen Augen funkelten.
    »Was ist mit dem Fall Julia Rafael?
Muss das BSIS die Beschwerde gegen mich nicht ablehnen, falls man ihr

Weitere Kostenlose Bücher